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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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diskret zurückzog, weil sie spürte, dass lone uns eine Privataudienz gewähren wollte.
    »Ich fühle mich zutiefst geehrt«, sagte Julia. »Ich hoffe, eines Tages selbst eine Priesterin der Venus zu werden.« »Aber diese Position hast du doch gewiss längst inne?« fragte lone erstaunt. »Gibt es nicht sogar familiäre Verbindungen?« »Unsere Familie dient der Venus Genetrix«, erklärte Julia. »Die Priesterinnen der Venus Genetrix sind Patrizierinnen, doch sie müssen mindestens ein lebendes Kind haben.« Sie zögerte. »Deswegen wollte ich auch mit dir sprechen«, fügte sie verlegen hinzu. lone, die noch immer Julias Hand hielt, lächelte. »Komm mit mir, meine Liebe.« Sie führte sie tiefer in den Garten, und bald waren die beiden im Schatten eines wunderschönen Baumes verschwunden.
    »Ist dir bewusst, dass du und deine Frau mehr persönliche Aufmerksamkeit von der Hohen Priesterin erfahren als manch ein König oder eine Königin?« fragte eine Stimme neben mir. »Und von denen sind zur Zeit einige auf Besuch, wie du weißt.« »Einen schönen guten Tag wünsche ich, Flavia.« Sie trug wieder ihr Priesterinnengewand und ihre blonde Perücke. »Vermutlich sind wir einfach interessante Menschen. Und die Römer sind die neue Macht auf der Insel. Die Würdenträger der Tempel legen für gewöhnlich großen Wert darauf, gute Beziehungen zu den jeweiligen Machthabern zu pflegen.« »Als Silvanus hergekommen ist, hat sie ihn gerade mal flüchtig begrüßt«, wusste Flavia zu berichten. »Gabinius hat sie vollkommen ignoriert. Und als Cato Verwalter war, hat sie ihn trotz seiner prachtvollen Geschenke gemieden. Und Cato ist ein aufrichtig frommer Mann.«
    »Ja, das auch«, meinte ich. »Außerdem ist er einer der unerträglichsten lebenden Zeitgenossen überhaupt. Ich hingegen bin äußerst liebenswert, und Julia trägt neben ihren zahlreichen anderen Reizen auch noch den magischen Namen.« »Ich habe gehört, dass sie gestern mit der Getreideflotte angekommen ist«, sagte Flavia. »Außerdem habe ich gehört, dass der berühmte Titus Milo an Bord desselben Schiffes war.« »Deine Informanten sind, wie gewohnt, perfekt«, bestätigte ich. »Titus ist einer meiner ältesten Freunde. Er ist gekommen, um mich bei meinen maritimen Pflichten zu unterstützen.« »Wirklich?« fragte sie höchst interessiert. »Ich hoffe, das bedeutet, dass er ehrenhaft nach Rom zurück kehren wird. Es war so ungerecht, ihn zu verbannen, bloß weil er ein mieses Schwein wie Clodius ermordet hat.«
    »Eigentlich hat Titus ihn gar nicht getötet. Es gab eine Schlägerei zwischen ihren Anhängern, und Clodius ist einfach, na ja... am Ende war er halt tot.« Das war einThema, das ich lieber nicht erörtern wollte. »Aber ich bin zuversichtlich, dass Milo bald wieder kräftig mitmischt. Ich werde mich persönlich für seine Rückberufung stark machen. Und ich werde im nächsten Jahr als Praetor kandidieren, wie du weißt.« »Ich hörte davon«, meinte sie vielsagend. »Mein Mann hat eine ziemlich große Klientschaft, die er stets zu den Wahlen nach Rom bringt. Wen unterstützt du bei der Wahl zum Quaestor in Ostia?« Jetzt waren wir wieder auf festem, vertrautem Boden: das alte Spiel um Wählerstimmen und Gefälligkeiten. Da standen wir auf einer fremden Insel und verfolgten vollkommen unterschiedliche Ziele, während wir gleichzeitig um die nächsten Wahlen feilschten. So ging das damals, als wir noch eine echte Republik hatten.
    Nach einer Weile kehrte Julia mit leuchtendem Gesicht zurück. Was immer lone ihr gesagt hatte, es hatte meiner Frau offenbar gefallen.
    »Meine Liebe«, stellte ich vor, »das ist Flavia, die Frau von Sergius Nobilior aus Ostia und Priesterin der Venus, die im hiesigen Tempel assistiert. Flavia, meine Frau Julia Minor, Tochter von Lucius Caesar, Enkelin von Gaius Julius Caesar und so weiter, zurück bis Aeneas.«
    Julia strahlte. »Ich freue mich so, deine Bekanntschaft zu machen, Flavia. Beachte den Spott meines Gatten gar nicht. Ihm fehlt jedes Talent dafür. Aber er hat mir schon viel über dich erzählt.«
    »Hat er das?« Flavia wirkte perplex, tarnte ihre Verblüffung jedoch gekonnt. »Wir haben deine Ankunft sehnsüchtig erwartet.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich in unser Haus einladen«, flötete Julia weiter, »aber mein Mann zwingt uns, du wirst es nicht glauben, in Baracken zu hausen. Dort kann ich einfach niemanden standesgemäß empfangen.«
    »Unsinn!« schnitt Flavia ihr jedes weitere Wort ab.

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