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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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begehrenswerteste Mann Roms, auf dem Weg nach unten ist er für sie natürlich nicht mehr von Interesse. Wahrscheinlich wird sie sich als nächstes an Caesar ranmachen. Du solltest Calpurnia raten, ab sofort einen Vorkoster für ihre Speisen und Getränke zu beschäftigen.« »So ehrgeizig und kaltblütig ist Fausta nun auch wieder nicht«, verteidigte Julia ihre patrizische Standesgenossin, mit der sie sich zuzeiten durchaus gut verstanden hatte. »Aber sie wird auch nicht mit einem Versager verheiratet bleiben und in der Verbannung leben. Nicht die Tochter des Diktators.« »Du meinst also, dass es das ist, was ihn vorzeitig altern lässt?« fragte ich, »und keine innere Krankheit, die ihn zerfrißt.« »Für Milo ist das das gleiche«, sagte sie leise und ging dann, um sich um das angekommene Gepäck zu kümmern.
    Nachdem Julia und ihre Zofen ihr Quartier bezogen hatten und Milo mit den Schiffen zufrieden war, nahmen wir ein Abendessen im Freien zu uns und genossen die kühle Brise vom Meer. Dabei erzählte ich ihnen alles, was bisher geschehen war, wobei ich natürlich das eine oder andere Detail über Flavia ausließ. Wie stets war Julia besonders an meinem seltsamen Traum interessiert, weil sie wie die meisten Römer Vorzeichen, Omen und Träume liebte. Milo hingegen machte sich kaum die Mühe, seine Geringschätzung zu verbergen. Für derlei metaphysische Verstiegenheiten hatte er keine Verwendung, obwohl er sie wie alle Politiker nur zu gern für seine Zwecke benutzt hatte. Er war dafür bekannt, Debatten und Abstimmungen mit der Behauptung, böse Omen gesehen zu haben, endlos verzögert zu haben.
    »Wir müssen unverzüglich gesellschaftliche Kontakte anknüpfen«, erklärte Julia. »Ich möchte Kleopatra sehen. Sie mag eine intrigante Ptolemäerin mit dynastischen Ambitionen sein, aber sie ist kaum mehr als ein Kind, und ich werde sie bezüglich ihrer Absichten aushorchen.«
    »Sie ist jung«, warnte ich meine übereifrige Gattin, »aber sie ist kein Kind mehr. Es dürfte nicht leicht sein, sie zu überlisten.« »Hast du vergessen, wer ich bin?« fuhr meine Frau mich an. Wie sollte ich? Aber für alle Fälle half sie meinem Erinnerungsvermögen trotzdem auf die Sprünge. »Ich bin die Nichte von Julius Caesar. Sie will alles über ihn wissen, und ich werde sie auswringen wie einen Schwamm. Außerdem möchte ich den Bankier und seine skandalumwitterte Frau treffen.« Meine Kopfhaut kribbelte. War mir etwas heraus gerutscht? »Warum?« fragte ich möglichst arglos.
    »Dieser Nobilior ist ein reicher eques, ein Bankier und Freund des verstorbenen Silvanus. Bei Korruption geht es immer um Geld, also wird er von den Machenschaften des Statthalters wissen und seine Gattin von den Machenschaften ihres Mannes.
    Mag sein, dass sie fern der Heimat gern mit Matrosen spielt, doch sie ist sich ihrer gesellschaftlichen Stellung sehr bewusst und wird danach streben, sie zu verbessern. Die Aufmerksamkeit einer Patrizierin aus einer der ältesten Familien der Republik wird ihr schmeicheln.« Julia hatte die Gabe, sich keinen Moment an irgendeiner glanzvollen Fassade aufzuhalten und gleich aufs Wesentliche zu kommen. Und sie war mehr als bereit dazu, ihren Stammbaum schamlos auszunutzen. »Ausgezeichneter Plan«, pflichtete ich ihr nicht ohne Bedenken bei. »Wir werden den gesellschaftlichen Großangriff morgen früh starten, wenn es keinen Piraten-Alarm gibt und ich nicht nach Bithynien oder sonstwohin segeln muss.« »Überlass die Piratenjagd getrost ein paar Tage mir«, sagte Milo. »Ich werde diese griechischen Schlaffsäcke schon auf Vordermann bringen. Du bist zu weich mit den Ruderern gewesen. Ich kenne alle Schliche der Drückeberger in dieser Zunft. Ich werde ihr Tempo verdoppeln. Bis jetzt haben sie gerudert wie auf einem Handelskahn, nicht wie auf einem Kriegsschiff. Und den Zimmerleuten werde ich auch Beine machen. Diese Katapulte und Balliste hätten schon vor Tagen fertig sein müssen. Sie ziehen die Arbeit in die Länge, weil du sie pro Tag bezahlst. Dabei sind es keine Tagelöhner, sondern Handwerker, die pro Auftrag bezahlt werden sollten. Ich werde ein paar Finger brechen und sie Mores lehren.«

    Ich zögerte. »Ich bin mir nicht sicher, ob der Senat einverstanden wäre, wenn ich meinen Oberbefehl an dich delegiere. Als mein Assistent zur See vielleicht, aber...« »Ich bin ein ehemaliger Praetor. Meine Verurteilung hält mich von Rom und jedem Amt fern, doch meine Eignung für ein militärisches

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