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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Gelegenheit hatte, den Behälter zu öffnen. »Du sollst unverzüglich mitkommen, Senator.«
    »So dringend wird es schon nicht sein«, beschied ich ihn. »Es gibt wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern muss, allen voran die Lektüre dieser Botschaft.« Ich öffnete sie und las. Es war ein Meisterwerk wortkarger Direktheit:

    Senator Metellus:
    Es bat einen Mord gegeben. Komm sofort.
    A. Gabinius.
    »Von wahrhaft caesarischer Knappheit«, bemerkte ich zu niemandem im besonderen. Da die Nachricht nicht von Silvanus, sondern von Gabinius unterzeichnet war, hatte ich bereits eine vage Ahnung, wer ermordet worden sein könnte. »Ion!« rief ich, und der Mann eilte herbei.
    »Niemand macht Feierabend, bevor die Schiffe nicht kurzfristig abrufbereit und startklar sind. Die Probefahrten sind vorüber. Beim nächsten Mal wird es ernst. Wir werden den Hafen nicht wieder anlaufen, bevor wir nicht ein paar Piraten eingesackt haben. Hermes, Ariston, ihr kommt mit mir!« Kleopatra eilte bereits von ihrem Schiff, um sich mir anzuschließen. Offenbar hatte ihr ein weiterer Bote dieselbe Nachricht überbracht.
    »Das klingt ernst«, meinte sie leicht atemlos, als sie uns erreicht hatte. Sie hatte nicht gewartet, bis ihre Sklaven ihre Sänfte bereitgestellt hatten. »Kommt. Ich mag zwar eine Prinzessin sein, aber ich habe noch nicht vergessen, wie man läuft. Ich werde jedenfalls nicht auf eine standesgemäße Beförderung warten.«
    »Es ist sinnlos, vollkommen erschöpft dort anzukommen«, suchte ich ihr jugendliches Ungestüm zu bremsen und schlug einen gemächlichen Trott ein. »Glaubt mir, wer immer der Tote ist, er wird auch noch tot sein, wenn wir eintreffen.« Doson, der Majordomus, empfing uns an der Tür. Er sah blass, aber gefasst aus. »Bitte, tretet ein, Prinzessin, Senator.« Er wartete, bis unsere kleine Gruppe im Haus war und er die Tür wieder geschlossen hatte, bevor er weitersprach. »Verzeiht die Formlosigkeit meiner Begrüßung, aber General Gabinius hat Anweisungen gegeben, die Sache nicht unverzüglich bekannt zu machen.«
    »Da General Gabinius die Befehle erteilt, nehme ich an, dass der Statthalter Silvanus verschieden ist?« fragte ich. »Das ist leider wahr«, bestätigte der Majordomus. »Es ist furchtbar tragisch und äußerst merkwürdig. Ich -« Er zögerte, und sein Blick huschte zur anderen Seite der Halle. »Äh, da ist ja der General.«
    Gabinius betrat das Atrium, und sein zerfurchtes Gesicht sah mehr denn je aus wie das eines gerupften Adlers. »Mein Freund Silvanus ist tot«, klagte er. »Ich habe bis auf weiteres verboten, dass die Sache publik gemacht wird. Wir müssen die Angelegenheit zunächst besprechen. Kommt mit.« Wir gingen durch das Haus und begegneten unterwegs diversen verwegen aussehenden, bewaffneten Gestalten von soldatischer Haltung. Einer von ihnen war der graubärtige alte Zenturio, den ich an dem Abend, als wir auf dem Heimweg angegriffen wurden, zum erstenmal gesehen hatte. Von irgendwoher drangen gedämpfte Klagen an mein Ohr. »Das sind die Haussklaven«, erklärte Gabinius. »Es ist natürlich ihre Pflicht, ihren Herrn zu betrauern, aber ich habe sie angewiesen, es so leise zu tun, dass man sie draußen nicht hören kann.« Wir betraten den Raum, in dem ich nach dem Straßenkampf mit den beiden alten Römern konferiert hatte. »Wer sind diese Schläger?« fragte ich, als wir Platz genommen hatten.
    »Alte Soldaten von mir, die sich auf Gedeih und Verderb mit mir zusammen getan haben. Wenn du je in die Verbannung geschickt wirst, bist du gut beraten, einen ausgewählten Trupp solcher Männer in deiner Nähe zu haben«, erklärte er mir. »Im Exil hat man nur wenig Freunde und jede Menge Feinde. Im Augenblick sorgen sie dafür, dass sich die anderen Gäste ruhig verhalten.«
    »Sie handeln anmaßend, General«, bemerkte Kleopatra. »Hatte der Gouverneur keinen Stellvertreter?«
    »Nein«, erwiderte Gabinius knapp. »Es sollte zwar jemand aus Rom geschickt werden, aber wen immer der Senat ausgesucht hat, er ist noch nicht eingetroffen.«
    »Dann ist meiner Ansicht nach der Senator Metellus der nächstrangige römische Beamte vor Ort«, stellte die Prinzessin fest. Ich wünschte, sie hätte den Mund gehalten. Meine Lage war auch so schon prekär genug, und das letzte, was ich gebrauchen konnte, war ein Machtkampf mit Gabinius. »Der Senator ist vom Senat beauftragt, sich um die Piraten in den angrenzenden Gewässern zu kümmern«, erklärte der General, »und ich nehme an,

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