Die Schiffe der Kleopatra
Silvanus nicht besonders gut gekannt und noch weniger gemocht, aber das ist für das religiöse Gesetz ohne Belang. Wenn es mir nicht gelang, seine Mörder aufzuspüren und der Gerechtigkeit zu überantworten, konnte das den Zorn der Götter herauf beschwören, was ich auf keinen Fall riskieren wollte. Ich untersuchte das Schlafgemach, fand jedoch nichts von Bedeutung. Bis auf das leicht zerwühlte Laken gab es keinerlei Anzeichen für einen Kampf. Ich nahm an, dass Silvanus geschlafen hatte, als seine Mörder zuschlugen, so dass er sich kaum gewehrt haben konnte.
»Wann willst du den Tod bekannt geben?« fragte Kleopatra. »Nachdem wir nun unterrichtet sind, sehe ich kaum einen Grund, ihn länger geheim zu halten«, erklärte ich. »Warum informierst du nicht den Stadtrat und lässt Bekanntmachungen über sein Ableben aushängen, Aulus Gabinius. Ich sehe allerdings zur Zeit keine Veranlassung mit zu teilen, dass er ermordet wurde. Wir sind hier nicht in Rom und schulden den Leuten deshalb auch keine Rechenschaft im streng juristischen Sinne. Sie können genausogut glauben, er wäre eines natürlichen Todes oder bei einem Unfall gestorben. Sollte das jemand in Zweifel ziehen, ist das Beweis für eine Verschwörung.«
Gabinius nickte. »Das klingt vernünftig. Wenn man seinen Mund von diesem Zeug gereinigt hat, wird er für die Bestattung hinreichend präsentabel aussehen, von seiner Gesichtsfarbe einmal abgesehen. Was wollen wir zu der Frage sagen, wie er das Zeitliche gesegnet hat?«
Ich zuckte die Schultern. »Die Leute fallen ständig tot um, ohne dass irgend jemand weiß, warum. Aber du kannst der Einfachheit halber erklären, er wäre erstickt. Das ist keine ungewöhnliche Todesursache. Ich habe Männer von hohem Rang und Verdienst gekannt, die an Pfirsichkernen oder Hühnerknochen erstickt sind. Das wird auch das schwarz angelaufene Gesicht erklären.«
»So werde ich es machen«, stimmte er mir zu.
»Wie viele Mitglieder des Haushalts wissen mit Sicherheit, dass er ermordet wurde?« fragte Kleopatra.
Gabinius überlegte einen Moment. »Doson, Androcles, der Verwalter, die Sklavin, die ihn gefunden hat, und die hat nur mit Doson darüber gesprochen, wie er mir versichert hat. Die anderen wissen bloß, dass ihr Herr tot ist.«
»Wir wollen sehen, wie lange wir es dabei belassen können«, mahnte ich. »Wann willst du Rom benachrichtigen?« »Es ist zu spät, um heute noch ein Schiff auf die Reise zu schicken«, sagte Gabinius. »Ich werde heute abend einen Brief an den Senat aufsetzen und ihn morgen bei Anbruch der Dämmerung nach Rom absenden. Eines von deinen Schiffen kann ich nicht benutzen, und wie du gehört hast, hat Caesar die Marinebasis restlos geplündert. Ich werde ein Ruderboot nach Tarsus anheuern. Dort gibt es ebenfalls einen Marinestützpunkt, dessen Kommandant Letulus Scaevola zufällig ein Freund von mir ist. Er wird einen schnellen Kutter los schicken, um die Nachricht nach Brundisium oder Tarent zu bringen. Von dort kann ein Reiter den Brief an Ciceros Haus in Rom zu stellen, und Cicero kann ihn dem Senat vortragen.«
Ich überlegte kurz. »Schneller würde ich die Nachricht wahrscheinlich auch nicht übermitteln können. Stehst du zur Zeit auf gutem Fuß mit Cicero?«
»Unsere Beziehungen könnten nicht besser sein«, versicherte er mir. »Er wird wegen dieser Sache eine Sondersitzung des Senats einberufen.« Er grinste beinahe, und ich konnte förmlich die kleinen Rädchen sehen, die in seinem Hirn rotierten. Kleopatra sah uns an und blickte offensichtlich verwirrt von einem zum anderen.
»So wollen wir es machen.« Ich hatte meine Untersuchung des Tatorts beendet und richtete mich auf. »Und jetzt müssen die Prinzessin und ich dringend etwas essen und uns ausruhen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Nur zu«, ermutigte er uns. »Ich werde mich um alles kümmern. Doson!« brüllte er, aber der Majordomus hatte augenscheinlich direkt hinter der Tür gewartet und erschien entsprechend prompt. »General Gabinius?«
»Das Personal kann sich wieder frei innerhalb des Hauses bewegen, darf es aber bis auf Widerruf weder verlassen noch mit Fremden reden. Triff Vorbereitungen für die Bestattung, und sage allen, sie sollen leise trauern. Bei der Beerdigung dürfen sie dann so laut wehklagen, wie sie wollen.«
Der Majordomus verbeugte sich. »Wie du befiehlst, General.« Wir verabschiedeten uns und zogen uns in den Garten zurück. Sklaven erschienen und kümmerten sich mit unauffälliger
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