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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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unwahrscheinlich«, meinte Gabinius. »Sieh ihn dir an. Ich würde sagen, dass es mindestens zwei, wahrscheinlich eher drei starke Männer gewesen sind. Einer hat ihn festgehalten, während ein anderer ihm den Schlund mit Weihrauch gestopft hat, wo es dann noch eine Weile gehalten werden musste. So schnell erstickt ein Mann nicht, wie du weißt.«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte ich. »Sind die Sklaven schon untersucht worden?«
    »Doson hat sie antreten und durch zählen lassen. Es fehlt keiner. Es gibt hier zwar einige Träger, die kräftig genug wären, um eine solche Tat zu begehen, aber sie wären nach der Ermordung ihres Herrn sicher geflohen. Ich glaube nicht, dass das Hauspersonal etwas mit der Sache zu tun hat.« »Das höre ich mit Erleichterung«, sagte ich.
    »Aber es würde die Sache auch einfacher machen«, meinte Kleopatra.
    »Zu einfach«, widersprach ich ihr. »Nach römischem Gesetz müssen alle Sklaven gekreuzigt werden, wenn einer von ihnen seinen Herrn ermordet hat.«
    »Was sagtest du noch über die mörderischen Neigungen meiner Familie?« stichelte sie.
    »Es gibt weit einfachere Methoden, einen Menschen zu töten«, bemerkte ich. »Die Tatsache, dass er mit Weihrauch erstickt wurde, muss irgendeine Bedeutung haben. Ist im Haus viel davon vorrätig?«
    »Der Verwalter sagt, dass eine kleine Menge im Familienschrein der Hausgötter verwahrt wird«, wusste Gabinius zu berichten. »Aber es ist nie mehr als ein halbes Pfund auf einmal vorrätig. Ich habe nachgesehen, und ungefähr so viel ist auch noch übrig. In Silvanus' Schlund steckt hingegen mindestens ein Pfund. Die Mörder müssen es mit gebracht haben.«

    »Wer hat ihn als letzter lebend gesehen?« fragte ich. »Er hat offenbar nach dem Abendessen seine Sklaven entlassen und sich zum Schlafen hingelegt«, berichtete Gabinius.
    »Und wer waren seine Gäste?« Ein wohlhabender und bedeutender Römer diniert praktisch nie allein. Wenn man es verabsäumt, jeden Abend Gäste zu laden, erwirbt man sich rasch den Ruf der Knauserigkeit, was für jede politische Karriere der Tod ist.«
    »Die meisten gehörten zu der Gruppe römischer Geschäftsleute aus Alexandria«, sagte der General angewidert. »Ein verabscheuungswürdiger Haufen von Geldschefflern, wenn ihr mich fragt.« Aus ihm sprach die Verachtung des wahren Aristokraten für Menschen, die ihr eigenes Geld verdienten, anstatt es zu stehlen oder zu erben. Gabinius hatte in seinem Leben selbst einiges gestohlen und geerbt, vollkommen ehrenhaft, versteht sich. Es ist keine Schande, die Besiegten auszuplündern und verzweifelten Verbündeten Schätze abzupressen. Seine Verurteilung wegen Wucher und die daraus resultierende Verbannung waren schlicht politisches Pech gewesen und stellten keinen dauerhaften Makel dar. »Warst du gestern abend hier?« fragte ich.
    »Was?« knurrte er wütend. »Wie war das?«
    »Ich wollte lediglich feststellen, wer anwesend war«, sagte ich.
    »Um genau zu sein, habe ich mich in meinem Haus außerhalb der Stadt aufgehalten. Als der Mord entdeckt wurde, hat Doson die Türen verriegelt und einen Boten geschickt, um mich zu holen.«
    Ich strich gedankenverloren mit der Hand über mein Gesicht. Dieser Mordfall war eine Komplikation, die ich ganz und gar nicht brauchen konnte. Die Piraten waren ein Ärgernis. Doch diese Sache konnte sich zu einer Katastrophe auswachsen. »Wir müssen uns ein Bild über mögliche antirömische Stimmungen auf der Insel machen. Wenn dies die Tat einer Gruppe unzufriedener Ptolemaios-Anhänger war, könnten wir vor dem Ausbruch eines Krieges stehen.«
    »Ich hoffe, du willst damit nicht andeuten, dass ich bei dieser schmutzigen Angelegenheit meine Finger im Spiel hatte!« sagte Kleopatra erregt.
    »Im Augenblick kann ich niemanden von dem Verdacht freisprechen«, erklärte ich bemüht sachlich. »Dies ist eine sehr ernste Entwicklung.«
    »Ich werde die entsprechenden Ermittlungen durchführen«, erklärte Gabinius befehlsgewohnt. »Es besteht keine Veranlassung, dass du dich von deinen Pflichten ablenken lässt.« »Doch, die besteht durchaus«, widersprach ich ihm. »Ich war sein Gast.«
    Dagegen konnte er wenig einwenden. Gastfreundschaft bedeutet mehr, als sich gegenseitig zu beköstigen und zu beherbergen, es ist eine heilige Pflicht. Ich aß Silvanus' Essen und schlief unter seinem Dach. Und das uralte rituelle Gesetz bestimmt, dass es, wenn ein Gastgeber getötet wird, die Pflicht seines Gastes ist, ihn zu rächen. Ich hatte

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