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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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fragte ich, mittlerweile ernsthaft fasziniert, wie es mir oft passiert, wenn ich einen Mann treffe, der sein Gewerbe wahrhaft versteht. Vor allem wenn es dabei um ein Thema geht, von dem ich selbst praktisch nichts weiß. »Bedenke: Weihrauch ist eine der raren Waren, die alle Völker wertschätzen. Genau wie Gold, aber Gold wird geraubt, gehortet, in ägyptischen Grabmälern bestattet oder zur Verzierung von Monumenten und Ehefrauen verwendet. Der Raub eines großen Goldschatzes, wie etwa bei der Einnahme von Tigranocerta durch euren General Lucullus, lässt den Goldpreis auf der ganzen Welt sinken.
    Weihrauch hingegen wird vollständig verbraucht«, fuhr er mit der Begeisterung eines beseelten Geschäftemachers fort. »Die Menge, die bei einer bestimmten Zeremonie verbrannt wird, muss umgehend wieder aufgestockt werden. Während die Menge des im Umlauf befindlichen Goldes sich von Jahr zu Jahr ändert, bleibt die von Weihrauch annähernd konstant. Die Bäume und Sträucher werden durch Niederschlagsschwankungen kaum betroffen, ihre Zahl nimmt weder zu noch ab. Nur ein unvorhergesehener Sturm auf dem Roten Meer, bei dem viele Schiffe der Weihrauch-Flotte untergehen, könnte die vom Sinai angelieferte Menge spürbar verändern. Und Wetter und Winde auf dem Roten Meer sind um diese Jahreszeit fast so vorhersagbar wie der Wasserstand des Nils.«
    Er machte eine ausladende Geste. »Nimm Juwelen«, setzte er zu einem weiteren Exkurs an. Offenbar hatte er sich inzwischen so richtig warmgeredet. »Sie gelten allgemein als wertvoll, doch man kann sich nicht darauf einigen, welcher Stein am kostbarsten ist. Emerald, Rubin und Saphir werden zwar an den meisten Orten hoch gehandelt, doch die Händler aus dem Osten verachten sie. Sie verlangen Koralle und einen grünen Stein namens Jade. Ihr Römer benutzt farbige Steine für Amulette und Siegelringe, schätzt jedoch Perlen zum Schmuck der Frauen am höchsten. Und Bernstein wird gleichermaßen für seine Schönheit wie für seine angeblichen medizinischen Kräfte gerühmt.
    Wie dem auch sei«, sagte er und schien für einen Moment den Faden verloren zu haben. »Also, Weihrauch. Jeder Gott braucht Weihrauch. Es wird ebenso vor den Altaren der olympischen Gottheiten verbrannt wie auf den Hainen Britanniens, im großen Serapeum von Alexandria ebenso wie vor den Bildern Tausender ägyptischer Götter und zahlloser Baals aus dem Osten. Herodotus bestätigt, dass die Assyrer bei der alljährlichen großen Feier des Bei vor seinem Altar Weihrauch im Gewicht von tausend Talenten verbrannt haben. Stell dir das mal vor! Dreißig Tonnen, die bei einer einzigen Zeremonie in Rauch aufgehen!« beschwor er mich mit glänzenden Augen. »Früher mussten die Araber Darius die gleiche Menge als Tribut entrichten. Der namenlose Gott der Juden bekommt seinen Anteil, und ich lege immer ein großes Kontingent für die hier auf Zypern zelebrierten Aphrodisia zurück. Und für den Scheiterhaufen des verstorbenen Statthalters Silvanus werden auch ein paar Pfund benötigt werden.«
    »Dein Gewerbe hat wahrhaft goldenen Boden«, räumte ich neidvoll ein. »Doch eure Schiffe werden doch gewiss häufig von Piraten überfallen, ein echtes Geschäftsrisiko, stelle ich mir vor.«
    »Ach ja«, seufzte er, »aber euer General Pompeius hat diese Bedrohung doch fast vollständig eliminiert. Und wie ich gehört habe«, beeilte er sich hin zu zufügen und sah mich dabei erwartungsvoll an, »bist du hergekommen, um das jüngste Wieder aufleben dieser verabscheuungswürdigen Aktivitäten im Keim zu ersticken, Senator.«
    »Trotzdem scheint mir Weihrauch eine höchst begehrenswerte Ware zu sein«, bohrte ich weiter. »Ich hätte gedacht, die Räuber der Meere würden besonders Weihrauch- Schiffe als ihre natürliche Beute betrachten.«
    Er gestikulierte beredt, eine Mischung aus Schulterzucken und Händespreizen, die anzudeuten schien, dass die Dinge im großen und ganzen zur Zufriedenheit aller geregelt waren. »Was das anbetrifft, Herr, so sind die beiden Gewerbe, das eine legal, das andere verbrecherisch, schon vor vielen Jahren zu einer Übereinkunft gekommen.«
    Endlich kamen wir zum interessanten Teil. »Wie das?« wollte ich wissen.
    »Die Piraten waren, wie du weißt, nun ja...« Er zögerte. »Also, ich würde sagen, sie waren wie ein großes Handelsunternehmen oder sogar fast wie ein kleiner Staat organisiert.«
    »Versteht sich.«
    »Und deshalb konnte man auch Kontakte mit ihnen pflegen: Es gab

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