Die Schiffe der Kleopatra
bedeutenden Familie und dazu bestimmt, eines Tages ein hohes Amt zu bekleiden. Die Leute sagen, dass ihr Römer alles könnt - ihr lenkt Flüsse um, wenn es euren Zwecken dient, legt Sümpfe trocken, um das Land urbar zu machen, legt Häfen an, wo es nur ungeschützte Küsten gibt. Vielleicht kann ein solches Volk auch Zypern wieder zu dem Garten machen, der es einmal gewesen ist.«
»Wir erkennen nur wenig Beschränkungen an«, bestätigte ich, »und es wäre in der Tat ein faszinierendes Projekt.« Ich würde ihr gegenüber nie zugeben, dass irgend etwas jenseits der Macht römischer Genialität liegen könnte. »Wenn ich nach Rom zurück kehre, werde ich mit dem Kollegium der Pontifices sprechen. Caesar ist Pontifex Maximus, und er liebt es, Projekte im Namen der Venus zu initiieren, da sie eine Ahnherrin seines Hauses ist. Venus oder Aphrodite war die Mutter des trojanischen Helden Aeneas, der aus der brennenden Stadt geflohen ist und sich in Italien nieder gelassen hat. Das gens der Julier leitet seine Herkunft von dessen Sohn Julus ab.« »Ich verstehe«, sagte lone. »Aber er ist doch zur Zeit in Gallien beschäftigt, oder nicht?«
»Ja, doch er wird bald nach Rom zurück kehren«, versicherte ich ihr. »Und dann wird er unvergleichlich reich und bereit sein, alle möglichen extravaganten Projekte in Angriff zu nehmen. Das ist so seine Art. Meine Frau ist seine Nichte.« »Ah, dann gab es also einen guten Grund für Aphrodite, dir ihre Wünsche bekannt zu machen«, sagte die Priesterin. »Rom ist die neue Herrin über Zypern, und du bist durch Heirat mit dem glorreichsten Römer dieses Zeitalters verwandt, der seinerseits offenbar so etwas wie ein Urenkel von ihr ist.« Es ärgerte mich stets, wenn die Menschen von Caesar sprachen, als wäre er der bedeutendste Mann Roms, aber so pries er sich selber an, so dass es wohl verzeihlich war. Unter zahlreichen Dankesbekundungen und Hinterlassung einer kleinen Spende für den Tempel verabschiedete ich mich von lone. Ich hatte fest vor, mein Versprechen zu halten und sofort nach meiner Rückkehr nach Rom die Pontifices anzusprechen, deren Empfehlungen der Senat schon folgen würde.
Schließlich passiert es einem nicht alle Tage, dass eine Göttin einem ihre Wünsche bekanntgibt.
VIII
Bis zum Nachmittag hatten die Vorbereitungen für Silvanus' Bestattung die Stadt mit voller Wucht ergriffen. Die Haussklaven hatten sich auf der Plaza zwischen der Villa des Gouverneurs und dem Poseidon-Tempel verteilt und klagten mit einer Inbrunst, die selbst eine anrückende Armee in Angst und Schrecken versetzt hätte. Gabinius hatte das Ganze mit militärischer Gründlichkeit organisiert. Zimmerleute hämmerten, was das Zeug hielt, um Tribünen für die Lokalprominenz zu errichten, Männer sperrten mit Seilen einen Block für die gemeinen Zuschauer ab, Frauen trugen Berge von Blumen heran, und in der Mitte der freien Fläche wurde aus teuren wohlriechenden Hölzern ein Scheiterhaufen errichtet. Meines Erachtens war es durchaus klug von Gabinius, ein derartiges Spektakel daraus zu machen. Denn während der Feierlichkeiten würde es gewiss niemand wagen, einen Aufruhr anzuzetteln, wie rebellisch die Stimmung auch sein mochte. Jeder mag eine gute Beerdigung. Trotzdem waren Gabinius' hartgesottene Veteranen überall präsent. Sogar auf dem Dach des Tempels entdeckte ich einige von ihnen. Vorsicht ist der Weisheit Mutter, ich vernahm nicht das leiseste antirömische Grummeln, und ich bin schon in genug frisch eroberten Städten gewesen, um ein geschärftes Ohr dafür zu haben. Mit dem Eindruck, dass alles gut vorankam, ging ich zum Markt, der so geschäftig wirkte wie eh und je. Überall hörte ich Gespräche über Silvanus' Ableben, doch die Stimmung war nicht feindselig, und niemand warf mir böse Blicke zu. Ich ging an den Ständen der Seidenhändler, Glas-Vertreter, Besteck-Höker, Bronzeschmiede und dergleichen vorbei und ließ mich von meiner Nase in die Sektion führen, die Duftölen, Gewürzen, Medikamenten und natürlich Weihrauch vorbehalten war.
Der größte dieser Stände gehörte einem fetten Griechen der die Athletik-Begeisterung seiner Landsleute offensichtlich nicht teilte.
»Wie kann ich dir helfen, Senator?« sprach er mich unaufgefordert an und stellte sich auch gleich vor: »Ich bin Demades und verkaufe Weihrauch jeder Art und in allen Mengen. Eine Prise zum Verbrennen auf deinem Hausaltar oder den Jahresbedarf eines großen römischen Tempels. Ich habe
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