Die Schiffe der Kleopatra
verhandeln.«
»Nun, sei unbesorgt«, erklärte ich ihm und erhob mich. »Schon bald wird Rom sämtliche Meere samt Küsten fest unter Kontrolle haben, und römische Gerichte werden sich um diese maritimen Schurken kümmern. Dann werden die Seewege wieder für jedermann sicher sein.«
»Ich werde Zeus opfern und ihn bitten, die Herbeikunft dieses gesegneten Tages zu beschleunigen«, erwiderte er, und mir war, als hätte ich einen Hauch von Ironie in seinem Lächeln ausgemacht.
Ich bedankte mich überschwenglich, kaufte eine Handvoll Weihrauch aus Benzoe und Myrrhe, einer sehr kräftigen Mischung, die ich auf Silvanus' Scheiterhaufen geben wollte, und verabschiedete mich. Als ich in die Villa des verstorbenen Statthalters zurück kehrte, waren dort sämtliche Statuen schwarz verhängt, damit die Standbilder in die Trauer um ihren ehemaligen Besitzer einstimmen konnten. In Rom wären die Skulpturen seiner Vorfahren im Atrium dergestalt verhüllt worden, aber hier im Ausland musste dieser Notbehelf reichen. Das Wehklagen klang nicht mehr ganz so schrill, wahrscheinlich wurden die Sklaven langsam heiser. Als Hermes mich sah, eilte er mir entgegen.
»Irgendwelche Nachrichten vom Hafen?« fragte ich ihn. »Nein, allen Göttern sei Dank. Vielleicht gewährt man uns zur Abwechslung mal eine Atempause.« Er sah sich mürrisch um. »Obwohl es auch keine große Freude ist, dieses Haus zu bewohnen. Warum verlegen wir nicht eine Zeitlang unser Quartier?«
»Nein, im Augenblick bin ich genau da, wo ich sein will«, erklärte ich ihm. »Wo ist Photinus mit dieser ägyptischen Delegation?«
»Ich habe sie im Garten gesehen«, antwortete er. »Was willst du denn von ihm?«
Ich ließ ihn einfach stehen. »Mit einem Mal liegt Ägypten in der Luft und auf jedermanns Lippen«, sagte ich, bereits im Gehen. »Und ich möchte herausfinden, warum das so ist.« »Wenn du meinst«, brummte er und folgte mir.
Photinus saß am Teich und war in ein angeregtes Gespräch mit Kleopatra vertieft. Das paßte mir gut. Mit ihr wollte ich ebenfalls reden.
»Wie schön, dich zu sehen, Senator«, sagte der Eunuch. »Selbst in so traurigen Zeiten wie diesen,«
»Jede Zeit ist gut genug, um eine so glückhafte Bekanntschaft zu erneuern«, verkündete ich fast vergnügt. Höfling und Prinzessin sahen mich verwundert an.
»Du scheinst heute recht munter zu sein«, bemerkte die Prinzessin.
»So ist es«, bestätigte ich. »Ich war heute in einer gelehrsamen Stimmung und durfte den Nachmittag damit verbringen, meinen Wissensschatz zu vergrößern. Es gibt kaum eine angenehmere Betätigung.«
»Geht es dir gut, Senator?« fragte Photinus besorgt. »Nimm einen Schluck Dattelwein. Er ist mit Ambra und Zibet gemischt. Bei den Ägyptern gilt er als stärkend und belebender als jeder andere Trunk.«
Ich probierte den Fusel. »Wundervoll«, lobte ich. Das Zeug schmeckte abscheulich. »Photinus, mein alter geschätzter Freund, ich mache mir so meine Gedanken über diesen Haufen römischer Händler aus Alexandria, den du in jüngster Zeit durch die Weltgeschichte geleitest.«
»Ja, Senator?« Der Höfling sah mich unsicher an. »Sind unter den Mitgliedern zufällig auch Weihrauchhändler?«
»Ich nehme an, einige von ihnen könnten sich durchaus in dieser Branche betätigen. Warum fragst du?«
»Er fragt«, sagte Kleopatra, »weil der Statthalter Silvanus an Weihrauch erstickt ist.« Sie musterte mich argwöhnisch. »Prinzessin«, wandte ich mich an sie, »als wir gestern Silvanus' Leiche begutachtet und die außergewöhnliche Art seines Ablebens erörtert haben, habt Ihr mit keinem Wort erwähnt, dass Euer Vater ein Monopol über den Weihrauchhandel hat.«
»Ich habe keinen Grund gesehen, es zu erwähnen«, gab sie schnippisch zurück. »Außerdem gilt das nur innerhalb der ägyptischen Grenzen. Es ist überall Sitte, dass der König ein Handelsmonopol auf ein Luxusgut hat, das sein Land durchquert. Nachdem das Weihrauch in Alexandria verkauft worden ist, nehmen es die neuen Besitzer mit, wohin sie wollen.
Mit dem Weihrauch auf Zypern hat mein Vater nichts zu tun.« »Aber Zypern war bis vor kurzem noch Teil des ptolemäischen Königreiches«, bemerkte ich.
»Also wirklich, Senator«, trillerte Photinus, »du kannst doch nicht glauben, dass die Prinzessin etwas mit diesem schrecklichen Mord zu tun hatte?«
»Das habe ich auch gar nicht gesagt«, erwiderte ich. »Ich finde die Verbindung nur faszinierend und muss außerdem feststellen, dass die
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