Die Schiffe der Kleopatra
gewohnt und mich darauf gefreut, dir den dortigen Luxus bieten zu können«, räumte ich ein.
»Und warum wohnst du jetzt nicht mehr dort?« Diesen Tonfall kannte ich nur zu gut.
»Offen gestanden, meine Liebe, hat es einige Komplikationen gegeben«, suchte ich mich zu entschuldigen. »Der Statthalter ist tot. Ermordet, um genau zu sein, und da ich durchaus das nächste Opfer sein könnte, dachte ich mir, ein sichereres Obdach wäre angezeigt.«
»Ermordet?« fragte Milo hocherfreut. Luxus bedeutete ihm gar nichts, aber er liebte Abenteuer. Zumindest das hatte sich nicht geändert.
»Ich hatte gehofft, dieser Posten wäre ein wenig produktiver gewesen«, sagte Julia. »Du wirst langsam zu alt und zu vornehm, um mit Verbrechern und Halsabschneidern zu verkehren. Du bist einer der aufsteigenden Männer Roms, prädestiniert für die kommende Wahl zum Praetor. Du solltest diese Ermittlungstätigkeit deinen Untergebenen überlassen. Wofür hast du Hermes schließlich all die Jahre ausgebildet? Gib ihm seine Freiheit, und lass ihn in übler Gesellschaft in gefährlichen Löchern herumstochern.«
»Wenn ihr beide nicht aufhört, wird der Junge noch größenwahnsinnig«, beschwichtigte ich, doch ich wusste, dass ich sie an der Angel hatte. Trotz ihrer patrizischen Beteuerungen liebte sie dergleichen. Sie war schließlich aus dem Hause Caesar, und Machtspiele, bei denen es um Leben und Tod ging, faszinierten sie mehr als alles andere. Die meisten römischen Frauen waren aus diesen maskulinen Gefilden komplett ausgeschlossen, doch manchmal ließ ich mir bei meinen Ermittlungen von meiner Frau helfen, eine weitere meiner kleinen Verschrobenheiten.
Als wir den Hügel mit Blick auf den Hafen erreicht hatten, blieb sie stehen und wies aufs Wasser. »Was ist das für ein wunderschönes Schiff? Wir sind schon beim Einlaufen daran vorbei gekommen.«
»Das ist Kleopatras Barkasse«, informierte ich sie. »Sie ist im übrigen Teil meiner kleinen Flotte.«
»Kleopatra? Ptolemaios' Tochter? Ist sie nicht ein bisschen jung für ein Seekommando, abgesehen davon, dass sie eine Frau ist?«
»Der Königsadel macht manches anders, außerdem brauchte ich verzweifelt ein weiteres Schiff«, gestand ich. »Es könnte allerdings sein, dass sie Silvanus getötet hat, also nimm dich in ihrer Gegenwart in acht.«
»Decius«, seufzte sie, »warum kannst du nie ein normales Leben führen?«
Ich zeigte ihr die karge Zimmerflucht, die ich für sie requiriert hatte. In früheren Zeiten war sie vom Befehlshaber der römischen Marine bewohnt worden, wenn er sich auf der Insel aufhielt. Sie war hinreichend bequem, aber die Regierung gab wenig Geld für die Annehmlichkeiten von Offizieren aus, weil man erwartete, dass sie selbst für sich sorgten.
»Ich möchte mir deine Schiffe ansehen, Decius«, sagte Milo, der Anzeichen seiner alten nervösen Energie zu zeigen begann, die ihn permanent in Bewegung hielt.
»Nur zu«, sagte ich, »ich komme gleich nach.«
Als er gegangen war, wandte Hermes sich an Julia. »Meine Herrin«, sagte er und klang nicht wenig bestürzt, »ist Milo krank gewesen?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt«, sagte ich. »Wie hat er sich auf der Reise benommen?«
Sie wirkte nachdenklich. »Ich habe Milo nie leiden können«, begann sie, »und auch nie ein Hehl daraus gemacht, aber nun tut er mir beinahe leid. Streben und Kampf um die Macht waren sein Lebenselixier, und er hielt den Lorbeer schon beinahe in Händen, als alles über ihm zusammen gebrochen ist. Wäre der Mord an Clodius nicht gewesen, er wäre bestimmt Konsul geworden. Jetzt ist er in der Verbannung. Seine Bande ist zerstreut, und ohne eine mächtige Familie hat er keine Unterstützung im Senat. Er war Ciceros Mann, und Ciceros Stern ist rapide im Sinken begriffen.«
»Natürlich kann er darauf hoffen, zurück gerufen zu werden«, protestierte ich. »Wenn ich Praetor bin, werde ich Druck auf die Tribunen ausüben, um...«
»Keine Chance, Decius«, sagte sie sanft. »Auch der Einfluß eurer Familie schwindet, und das weißt du. Caesar wird die neue Macht sein. Wenn er aus Gallien zurückkehrt, wird er praktisch zum Diktator aufsteigen, auch wenn es vielleicht nicht so genannt wird. Und Clodius war ein Mann Caesars. Caesar wird Milo nie vergeben, nicht einmal um deinetwillen, und Caesar mag dich wirklich. Wusstest du, dass Fausta Milo verlassen hat?« »Nein, aber es überrascht mich nicht«, erwiderte ich. »Der aufstrebende Milo war für Fausta der
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