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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ich den gierigen General von Anfang an in Verdacht gehabt hatte.
    Zweitens war Spurius definitiv römischer Staatsbürger, wenn er auch nicht aus Rom selbst stammte. Vielleicht war das auch die Bedeutung seiner Bemerkung, dass »das nie geschehen wird«. Bürger können nicht gekreuzigt werden. Diese demütigendste aller Strafen wird nur gegen rebellische Sklaven und Ausländer verhängt.

    Damit waren die Gewißheiten aber auch schon erschöpft, und viele Fragen blieben offen. Welcher Art war die Beziehung zwischen den beiden Männern? Ich hatte angenommen, dass Spurius einer von Gabinius' Offizieren oder Klienten war, doch das Gebaren des Piraten war in keiner Weise unterwürfig gewesen. Er hatte mit Gabinius von gleich zu gleich gesprochen. Das konnte natürlich auch Prahlerei und Getue sein. Ich habe viele Soldaten, Kraftmeier und Politiker gekannt, die gegenüber ihren Oberen einen rauhen Ich-beuge-mich-niemandem-Ton anschlugen, aber diese Art Männer findet unweigerlich subtilere Methoden, sich zu krümmen und ein zu schmeicheln. Diese Konstellation durfte ich also nicht ausschließen.
    Und was genau ging auf Gabinius' Anwesen vor sich? Schmuggel, und wenn ja, Schmuggel mit was? Mit dem ach so geheimnisvollen Weihrauch? Der Gedanke erschien absurd, aber so vieles an dieser Affäre war so verblüffend, dass ich die Möglichkeit nicht komplett verwerfen wollte. Dann kam mir ein weiterer Gedanke: Angenommen, Spurius lagerte seine Beute auf Gabinius' Anwesen, dann verschaffte ihm das die Freiheit, seine Raubzüge in der Gegend fortzusetzen, ohne sich jedes Mal auf einen entlegenen Stützpunkt auf eine einsame Insel zurückziehen zu müssen. Diese Theorie erschien mir sehr plausibel, ja, ich fand richtig Gefallen daran.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto vernünftiger klang es. Vielleicht war er jetzt zurück gekommen, um sein Diebesgut ab zu holen, weil er sich, nachdem er meine Boote zum Stranden gezwungen und mich gedemütigt hatte, sicher fühlte. Fürwahr eine Spielzeugflotte!
    Und Gabinius bildete offensichtlich Rücklagen, um einen weiteren Griff nach der absoluten Macht zu finanzieren, während er sich gleichzeitig den Kern einer Seestreitmacht aufbaute. Und solange Silvanus noch lebte, hatte er den Verschwörern auch allen erdenklichen Schutz bieten können. Dieser Gedanke ließ mich stutzen. Wenn dem so war, warum war Silvanus dann tot? Ich grübelte eine Weile über diesen vermeintlichen Widerspruch nach, ohne eine befriedigende Erklärung zu finden. Nun, das würde sich bestimmt mit der Zeit aufklären. Ich brauchte bloß weitere Fakten.
    Bei einer Ermittlung habe ich die Angewohnheit, stets alle Fakten zusammen zu tragen, um sie gegebenen falls zur Verfügung zu haben, wenn es zum Prozess kam. Eben diese kleine Marotte von mir hat mich für meine Mitmenschen zur Kuriosität werden lassen, weil die meisten Menschen sich von Fakten nicht beeindrucken lassen. In Rom verklagte man einen Mitbürger traditionellerweise, indem man ihn einfach vor den Gerichtshof eines Praetoren schleifte und ihn jeder Verderbtheit beschuldigte, die einem einfiel, und es dann dem Angeklagten überließ, seine Unschuld zu beweisen, was er für gewöhnlich dadurch tat, dass er möglichst viele hochgestellte Freunde auftreten ließ, die ihrerseits bezeugten, was für ein prachtvoller, aufrechter und großartiger Zeitgenosse er war. Darauf reagierte der Ankläger mit dem Aufruf eigener »Zeugen«, die bei allen Göttern schworen, dass sie den Angeklagten persönlich bei jeder Perversion von Inzest bis Sodomie beobachtet hätten. Am Ende würden sich beide Parteien bemühen, ihre Prozeßgegner bei der Bestechung der Geschworenen zu überbieten.
    Selbst Cicero, der alles in allem mehr Skrupel hatte als die anderen Vertreter seiner Zunft, beteiligten sich an derlei Scharaden. Seine unflätige Charakterisierung von Gabinius hatte ich ja bereits erwähnt. In einem früheren Prozess hatte er einen Senator namens Vatinius angegriffen, weil jener eine schwarze Toga getragen hatte, was Cicero als eine perverse Schmähung des Senats anprangerte. Als Cicero denselben Vatinius dann einige Jahre später selbst vertrat, behauptete er kühn, die schwarze Toga sei bei Vatinius ein Ausdruck frommer Bescheidung, die seine pythagoreischen Überzeugungen ihm geböten.
    Das alles war ein Riesenspaß und eine prächtige öffentliche Unterhaltung, aber ich habe nie erkennen können, wie es zu etwas führen soll, das der Gerechtigkeit auch nur

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