Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
Vater Kaiser Wilhelms II. Gewiss, auch Friedrich – Friedrich! – hat ein schweres Schicksal zu tragen gehabt, ist gerade einmal 56 Jahre alt geworden. Immerhin elf Jahre älter als der früh verstorbene Dichter. Aber hat Friedrich Schiller in seinem kurzen Leben nicht viel Größeres geleistet? Gebührt der Büste des freien Weltbürgers nicht viel eher der Platz im Zentrum der feinen „Weltkurstadt“?
Auch jetzt rührt sich der Sockel keinen Millimeter. Die Arbeiter sind erschöpft, entmutigt. Bis einer die rettende Idee hat: Warum überhaupt einen neuen Sockel bauen? Soll der Kaiser doch auf Schillers Podest stehen!Eine neue Inschrift würde doch schon genügen …
Und so kommt es, dass in Wiesbaden Kaiser Friedrich III. seit mehr als 100 Jahren vor dem Hotel „Nassauer Hof“ steht, aber auf dem Sockel von Friedrich Schiller. Der hat längst einen neuen Platz gefunden, und seit 1905 – dem 100. Todestag – ziert auch ein weiteres, marmornes Denkmal von ihm die Rückseite des Staatstheaters …
Ruhm ist vergänglich. Schneller, als einem lieb sein kann, hat sich das Publikum neue Helden gesucht. Viele Stars und Sternchen machen schon zu Lebzeiten diese Erfahrung. Manche geraten erst nach ihrem Tod in Vergessenheit. Aber Spuren im großen Buch der Geschichte zu hinterlassen – das schaffen nur die Allerwenigsten.
Und doch ist es gerade diese Frage, die viele Menschen antreibt und umtreibt. Gerade diejenigen, die man gemeinhin als „Macher“ bezeichnet: Was habe ich im Leben erreicht? Ist mein Arbeiten nicht umsonst gewesen? Habe ich Spuren hinterlassen? Ist da einer, der mein Werk fortsetzt, auf meiner Arbeit aufbauen kann? Wird man sich meiner erinnern, auch noch in Generationen? Und wenn ja, dann auch positiv?
Schiller hat es geschafft. Die frühe Furcht des jungen „Räuber“-Dichters, noch nichts „für die Unsterblichkeit“ getan zu haben, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die großen Feiern zu seinen Jahrestagen 1859, 1905, 1959, 2005 und 2009 zeugen davon, wie präsent der Dichter über die Zeit war und auch heute noch ist. Die vielen Schiller-Denkmäler zeigen die Begeisterung, die Schiller auch nach seinem Tod hervorgerufen hat. Schillers Werk wirkt fort, auch wenn uns seine Sprache heute häufig allzu pathetisch erscheint.
Vielleicht ist es nicht immer der Beruf, der in unserem Leben die nachhaltigste Wirkung entwickelt. Gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. Bei manchem ist es vielleicht ein Ehrenamt, in dem er Zeichen setzt und etwas schafft, das über Jahrzehnte hinaus Bestand hat. Ein ökologisches Projekt, eine karitative Einrichtung, eine gemeinnützige Stiftung … Oder auch auf persönlichem Gebiet: Ein Coaching für benachteiligte Schüler und Auszubildende, die Aufnahme eines Pflegekindes, eine freiwillige Altenbetreuung … Oder einfach in der Familie – durch die schöne Erinnerung der Enkel an einen liebevollen Opa, eine herzensgute Oma. Auch hier kann man sich selbst viele kleine Denkmäler setzen, lebt man in der Erinnerung fort. Vielleicht nicht gerade im kollektiven Bewusstsein, aber doch in den Herzen einzelner.
Und vielleicht ist diese Form der „Unsterblichkeit“ vielen letztlich sogar näher als der hart umkämpfte literarische Ruhm, die Aufnahme in die „Hall of Fame“ einer Industriebranche oder gar ins Pantheon der Geistesgrößen. Den Ausschlag gibt immer der eigene Anspruch an das Leben – und ob wir in ihm unsere ganz persönliche Zufriedenheit und Erfüllung gefunden haben. Auch diesen Gedanken hat Schiller bereits in Worte gefasst – und es klingt wie ein Resümee dieses Buches:
„Vor dem Tod erschrickst Du! Du wünschest, unsterblich zu leben? Leb’ im Ganzen! Wenn du lange dahin bist, es bleibt.“
Unsterblichkeit. Gedicht
NACHWORT
Dieses Buch ist aus Leidenschaft entstanden. Aus Leidenschaft für einen Klassiker, dessen Werk ebenso zeitlos ist wie sein lebenslanges Streben nach Anerkennung, nach Geld und nach Erfolg. Ein Klassiker, der auch 250 Jahre nach seiner Geburt nicht vergessen ist – sondern mit Recht in seinem Jubiläumsjahr 2009 groß gefeiert worden ist.
Die Schillerstädte und -stätten haben sich dabei überboten mit Schiller-Ausstellungen, mit Festivals und mit speziellen Theaterinszenierungen. Und der Hype um den Ausnahme-Dichter hat letztlich auch den Ausschlag gegeben für die Entstehung dieses Buches: Eine Journalistenreise auf Schillers Spuren durch Baden-Württemberg war der
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