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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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finden. Wir wollten uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern, ein Leben ohne Furcht führen. Wir dachten, es reiche völlig aus, die richtigen Dinge aus dem Kaufhaus mitzunehmen, aber wir brachten auch viele falsche Dinge hierher. Diesmal müssen wir so weit wie möglich fort von Menschen, und ich bezweifle, ob es einen Ort gibt, der wirklich weit genug von ihnen entfernt ist.
    Sie kletterte auf die wacklige Fahrerplattform, die aus einem mit Schnüren befestigten Brett bestand, das durchs ganze Führerhaus reichte. Auch hier standen und saßen Nomen. Sie wandten sich Grimma erwartungsvoll zu.
    Wenigstens sollte es nicht so schwer sein, Jekub zu fahren.
    Die Anführer der einzelnen Gruppen an den Pedalen und so weiter konnten sie sehen – es war also nicht nötig, mit Fahnen zu signalisieren oder an Stricken zu ziehen, um Anweisungen zu übermitteln. Außerdem: Viele Nomen hatten während der Langen Fahrt Erfahrungen gesammelt…
    »Versucht es noch einmal!« rief Dorcas. Es klickte. Etwas surrte. Und dann brüllte Jekub. Das Geräusch donnerte durch den großen Schuppen. Es war so laut und tief, daß man es eigentlich gar nicht als Geräusch bezeichnen konnte: Es schien die Luft in etwas Hartes zu verwandeln und damit zuzuschlagen. Wichte preßten sich an den zitternden Boden des Führerhauses.
    Grimma hob die Hände zu den Ohren und sah, wie Dorcas heranstürmte, dabei mit den Armen ruderte. Die Nomen am Schneller-Pedal warfen ihm einen Meinst-du-uns?-Blick zu und drückten nicht mehr. Aus dem Lärm wurde ein dumpfes Grollen, ein
Mumumumum,
das dennoch alles vibrieren ließ.
    Dorcas eilte zurück, kletterte zur Plattform und keuchte hingebungsvoll. Er setzte sich und schnaufte erschöpft. »Ich bin zu alt für solche Sachen«, sagte er. »Wenn Nomen ein gewisses Alter erreichen, sollten sie aufhören, riesige Fahrzeuge zu stehlen. Das ist allgemein bekannt. Nun, der Motor läuft. Du kannst uns jetzt nach draußen bringen.«
    »Wer, ich?« fragte Grimma.
    »Ja. Wer denn sonst?«
    »Ich dachte, äh, daß mir jemand hilft, zum Beispiel Sacco.«
    Ich dachte, ein Nom würde Jekub fahren, keine Nomin,
fügte Grimma in Gedanken hinzu.
    »Oh, meine Jungs wären sofort bereit, alles selbst in die Hand zu nehmen«, erwiderte Dorcas. »Ich stelle mir ihre
Begeisterung
vor. Ich stelle mir vor, wie sie hin und her brausen, dabei ›Jippieh‹ und was weiß ich rufen. Nein, herzlichen Dank.
    Ich dachte an eine friedliche Fahrt übers Feld. In aller Ruhe.
    Gemütlich.« Er beugte sich vor.
    »Alles klar da unten?« rief er.
    Ein nervöser Ja-Chor ertönte. Bei zwei oder drei Nomen klang die Antwort etwas enthusiastischer.
    »Ich frage mich, ob es eine gute Idee war, Sacco zum Leiter der Gruppe am Schneller-Pedal zu ernennen …«, murmelte der Ingenieur. Er richtete sich auf. »Äh. Du bist doch nicht
besorgt,
oder?«
    Grimma schnaubte. »Was? Ich? Nein. Natürlich nicht. Ich sehe überhaupt kein Problem«, betonte sie.
    »Na schön«, brummte Dorcas. »Los geht’s.«
    Stille.
    Eine Stille, in der man nur das wartende Brummen des Motors hörte.
    Grimma zögerte.
    Wenn
doch nur Masklin hier wäre,
dachte sie.
Er käme hiermit besser zurecht.
Es
spricht niemand mehr von ihm. Oder von Angalo und Gurder. Die Nomen denken nicht gern über sie nach. Vielleicht haben sie es vor Jahrhunderten gelernt, in einer Welt voller Füchse und anderer Dinge, die scheußlichen Tod in Aussicht stellen. Wenn jemand vermißt wird… Dann ist es besser, sich nicht mehr an ihn zu erinnern. Aber ich kann das nicht. Ich denke dauernd an Masklin. Ich habe ihm von Fröschen in Blumen erzählt, ohne einen Gedanken an seine Träume zu verschwenden.
    Dorcas legte ihr sanft den Arm um die Schultern. Grimma bebte am ganzen Leib.
    »Wir hätten jemanden zum Flugplatz schicken sollen«, murmelte sie. »Um zu zeigen, daß er uns nicht gleichgültig ist…«
    »Wir hatten nicht genug Zeit«, erwiderte der Ingenieur leise.
    »Und uns fehlten Leute mit genug Mut. Wir erklären es ihm, wenn er zurückkehrt. Er versteht es bestimmt.«
    »Ja«, flüsterte Grimma.
    »Und nun …« Dorcas trat zurück. »Wir fahren los.«
    Grimma atmete tief durch.
    »Erster Gang!« rief sie. »Vorwärts! Laaangsam!« Die Gruppen auf dem Boden des Führerhauses zogen und drückten.
    Grimma spürte eine Erschütterung, und das Brummen wurde leiser. Jekub ruckte nach vorn und blieb wieder stehen. Der Motor stotterte und verstummte.
    Dorcas betrachtete nachdenklich seine Fingernägel.

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