Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
dort – es mußte mehr sein als eins. Die Blumen befanden sich zu weit auseinander. Man benötigte ein Wort, das
beiden
galt. Es lautete … Es lautete …
    Der Frosch öffnete den Mund und grinste so breit, daß sich seine Lippen fast am Hinterkopf trafen. Das richtige Wort war ihm gerade eingefallen. »… mipmip …«, quakte er.
    Es bedeutete: Eins. Und
noch
eins.
    Gurder stritt sich noch immer mit Haarknoten, als die Gruppe zurückkehrte.
    »Wie schaffen sie es nur, sich so lange zu zanken?«, staunte Angalo. »Keiner von ihnen versteht, was der andere sagt!«
    »Die besten Voraussetzungen für einen Streit«, erwiderte Masklin. »Gurder? Wir brechen jetzt auf. Komm.«
    Der Abt hob den Kopf, und seine Wangen glühten. Er und Haarknoten hockten neben Dutzenden von Bildern, die sie in den Sand gekratzt hatten.
    »Ich brauche das
Ding!«
stieß er hervor. »Dieser Idiot weigert sich, irgend etwas zu verstehen!«
    »Du hast keine Chance, dich gegen ihn durchzusetzen«, sagte Masklin. »Strauch meint, er zankt mit allen anderen Nomen, denen die Floridianer begegnen. Er findet Gefallen daran.«
    »Mit welchen anderen Nomen?« fragte Gurder.
    »Die Wichte sind überall. Das hat uns Strauch erzählt. Selbst hier in Florida leben andere Gruppen. Und, und, und in Kanada, wo die Floridianer den Sommer verbringen.
    Wahrscheinlich gibt es auch zu Hause Nomen, von denen wir nichts wissen!« Er zog den Abt auf die Beine.
    »Uns bleibt nur noch wenig Zeit«, fügte er hinzu.
    »Ich lehne es strikt ab, auf so ein Ding zu klettern!«
    Die Gänse warfen Gurder einen verwirrten Blick zu, so als hielten sie ihn für einen besonders exotischen Frosch, der plötzlich zwischen den Wasserpflanzen erschienen war.
    »Ich bin davon ebensowenig begeistert wie du«, sagte Masklin. »Aber die Floridianer sind seit langem daran gewöhnt. Sie kuscheln sich einfach ins Gefieder, um nicht herunterzufallen.«
    »Kuscheln?«
ereiferte sich Gurder. »Ich habe mich noch nie in meinem Leben gekuschelt!«
    »Du bist mit der Concorde geflogen«, erinnerte ihn Angalo.
    »Die von Menschen gebaut und gesteuert wurde.«
    Gurder starrte wie jemand, der entschlossen war, auch weiterhin Widerstand zu leisten.
    »Und wer hat die Gänse gebaut?« fragte er.
    Angalo lächelte und sah zu Masklin, der erwiderte: »Wie?
    Oh, keine Ahnung. Andere Gänse, nehme ich an.«
    »Gänse?
Gänse?
Und was verstehen Gänse von Flugsicherheit und so?«
    »Hör mal…«, sagte Masklin. »Sie können uns im Nu zu unserem Ziel bringen. Die Floridianer fliegen mit ihnen Tausende von Meilen weit. Tausende von Meilen, ohne geräucherten Lachs oder rosarotes Schwabbelzeug. Wir müssen nur achtzehn Meilen zurücklegen.«
    Gurder zögerte. Haarknoten knurrte etwas.
    Der Abt räusperte sich.
    »Na schön«, verkündete er stolz. »Wenn diese irregeleitete Person daran gewöhnt ist, auf Gänsen zu reiten, dann sollte es mir überhaupt nicht schwerfallen.« Er blickte zu den grauen Gestalten, die in der Lagune schwammen. »Sprechen die Floridianer mit jenen Geschöpfen?«
    Das
Ding
fragte Strauch danach. Sie schüttelte den Kopf.
    Nein, Gänse waren ziemlich dumm. Freundlich, ja, aber dumm.
    Warum mit etwas reden, das nicht antworten konnte?
    »Hast du ihr gesagt, was wir vorhaben?« erkundigte sich Masklin.
    »Nein. Sie
hat nicht gefragt.«
    »Wie steigen wir auf?«
    Strauch steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Sechs Gänse watschelten über die Uferböschung. Aus der Nähe gesehen wirkten sie kaum kleiner.
    »Ich habe einmal etwas über Gänse gelesen«, murmelte Gurder in verträumtem Grauen. »In einem Buch. Darin hieß es, Gänse könnten den Arm eines Menschen brechen – ein Schnabelhieb genügt.«
    »Flügel«, brummte Angalo. Er sah zu den fedrigen Körpern auf. »Ein Schlag mit dem Flügel.«
    »Schwäne
sind dazu imstande«, fügte Masklin hinzu. Er überlegte kurz. »Was Gänse betrifft… Man sollte nicht ›Buh‹ zu ihnen sagen, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Käme mir nie in den Sinn«, versicherte Gurder.
    Viel später, als Masklin die Geschichte seines Lebens schrieb, schilderte er den Flug der Gänse als den schnellsten, höchsten und entsetzlichsten aller Flüge. Halt, sagt der Leser an dieser Stelle. Die Concorde … Sie flog so schnell, daß sie die von ihr selbst erzeugten Geräusche hinter sich zurückließ.
    Und sie flog so hoch, daß es überall nur noch Himmel gab.
    Stimmt. Sie flog so schnell, daß man gar nicht merkte,
wie
schnell sie war. Und sie

Weitere Kostenlose Bücher