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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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halbwegs intelligent gehalten. Nomen waren sehr intelligent, Ratten und Füchse einigermaßen. Bestimmt enthielt die Welt noch genug Intelligenzreste, um auch den Menschen einen Verstand zu geben. Aber hier ging es um mehr.
    Er entsann sich an das Buch
Gullivers Reisen
, das eine große Überraschung für die Nomen gewesen war. Masklin zweifelte kaum daran, daß es keine Insel gab, auf der Wichte wohnten.
    Jemand hatte das alles … erfunden. Viele Kaufhaus-Bücher enthielten Erfundenes, was zu großer Verwirrung bei den Nomen führte. Aus irgendeinem Grund brauchten die Menschen
unwahre
Dinge.
    Sie sind immer davon überzeugt gewesen, daß wir überhaupt nicht existieren
, dachte Masklin.
Und gleichzeitig wollten sie an uns glauben.
    »Sag Enkel Richard…«, begann er. »Sag ihm, ich muß ins Schiff.« Der Mensch flüsterte, und sein Atem wehte wie Sturmböen.
    »Er meint, es sind zu viele Personen zugegen.«
    »Warum stehen die Menschen in unmittelbarer Nähe des Schiffes?« fragte Masklin verwundert. »Wieso fürchten sie sich nicht?« Enkel Richards Antwort erzeugte einen neuerlichen Orkan.
    »Er
meint: Die Menschen glauben, daß Wesen von einer anderen Welt aus dem Schiff kommen, um mit ihnen zu sprechen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht
«, erwiderte das Ding.
»Vielleicht möchten sie nicht allein sein.«
    Etwas heulte. Hunderte von Menschen hielten sich die Ohren zu.
    Lichter erschienen am dunklen Schiff. Sie funkelten an seiner Außenfläche, bildeten Muster, die hin und her sausten, dann wieder verschwanden. Das Heulen wiederholte sich.
    »Es ist doch niemand drin, oder?« vergewisserte sich Masklin. »Vielleicht Nomen, die fünfzehntausend Jahre geschlafen haben, wie Igel im Winter?«
    Hoch oben am Schiff entstand eine Öffnung. Masklin hörte dumpfes Zischen und sah einen roten Blitz, der über die Menge hinwegzuckte und einen mehrere hundert Meter entfernten Strauch in Flammen aufgehen ließ.
    Die Menschen flohen.
    Das Schiff stieg einen halben Meter weit auf, wackelte und kippte zur Seite. Dann raste es so schnell empor, daß es zu einem Schemen wurde, verharrte hoch oben am Himmel. Und dann drehte es sich. Und dann hing es schräg in der Luft.
    Schließlich sank es wieder herab und landete, mehr oder weniger: Die eine Seite berührte den Boden, und die andere ruhte in leerer Luft, auf nichts.
    Das Schiff sprach mit lauter Stimme.
    Für die Menschen hörte es sich wahrscheinlich wie schrilles Zirpen an.
    Es sagte: »Entschuldigung! Tut mir leid! Ist dies ein Mikrofon? Ich habe noch immer nicht die Taste gefunden, mit der sich die Tür öffnen läßt. Versuchen wir's mit dieser hier…«
    Ein weiteres quadratisches Loch bildete sich im Schiff, und helles blaues Licht gleißte daraus hervor. Erneut hallte die Stimme über den weiten Betonplatz.
    »Na endlich!« Es donnerte zweimal kurz hintereinander: Jemand klopfte an ein Mikrofon, um festzustellen, ob es funktionierte. »Bist du da draußen, Masklin?«
    »Das ist Angalo!« entfuhr es Masklin. »Niemand fährt wie er!
Ding
, sag Enkel Richard, daß ich ins Schiff muß! Bitte!«
    Der Mensch nickte.
    Andere Menschen drängten sich vor der riesigen Scheibe.
    Die Tür befand sich ein ganzes Stück über ihnen, außerhalb ihrer Reichweite.
    Masklin bohrte Finger und Zehen in den Pullover, als sich Enkel Richard einen Weg durch die Menge bahnte. Das Schiff heulte noch einmal.
    »Äh«, klang Angalos ohrenbetäubend laute Stimme aus verborgenen Lautsprechern. Offenbar sprach er mit jemand anders. »Ich bin nicht ganz sicher, wozu dieser Schalter dient, aber… Nun, ich werde ihn ohnehin ausprobieren, also sollte ich nicht länger zögern. Er ist direkt neben der Taste für die Tür, was bedeutet: Sicher besteht keine Gefahr. Ach, sei still…«
    Eine silbrig glänzende Rampe rutschte aus der Öffnung und neigte sich dem Boden entgegen.
    »Siehst du? Siehst du?« schrillte Angalo.
    »Kannst du mit ihm reden,
Ding?«
fragte Masklin.
    »Kannst du ihm sagen, daß ich hier draußen bin und versuche, ins Schiff zu gelangen?«
    »Nein. Allem Anschein drückt er wahllos Tasten. Hoffentlich wählt er nicht die falschen.«
    »Ich dachte, du bist in der Lage, dem Schiff Anweisungen zu übermitteln!«
    »Solange sich kein Nom an Bord aufhält«
, erwiderte das
Ding.
Irgendwie brachte es der schwarze Kasten fertig, bestürzt zu klingen.
»Ich sehe mich außerstande, die von einem Nom stammenden Befehle zu annullieren – immerhin bin ich nur eine Maschine.«
    Enkel

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