Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
spekulierte Masklin. »Können wir dort sein, bevor sie die Maschine erreichen?«
Angalo kniff die Augen zusammen. »Das wäre selbst dann möglich, wenn wir vorher noch einmal nach Floridia fliegen.«
Er streckte die Hand nach einem Hebel aus, gab ihm einen Stups.
Die Landschaft schien zu flackern, und dann befand sich der gelbe Lastwagen direkt vor ihnen.
Angalo lächelte. »Na bitte.«
»Noch etwas näher«, sagte Masklin.
Angalo drückte eine Taste. »Siehst du? Der Bildschirm läßt sich umschalten, damit er uns zeigt, was unter dem Schiff …«
»Da sind Nomen!« platzte es aus Gurder heraus.
»Ja, und die Autos fahren jetzt in die andere Richtung!« rief Angalo. »Die Menschen fliehen! Und das will ich ihnen auch geraten haben! Sonst lernen sie Zähne und Tentakel kennen!«
»Hoffentlich fürchten sich die Nomen nicht ebenfalls davor«, sagte Gurder. »Was meinst du, Masklin?« Masklin glänzte wieder einmal mehr durch Abwesenheit.
Ich hätte schon längst daran denken sollen
, fuhr es Masklin durch den Sinn.
Der Ast war fast drei Meter lang. Künstliches Licht strahlte auf ihn herab, und er wuchs zufrieden aus einem Topf mit spezieller Flüssigkeit. Jene Nomen, die einst mit dem Schiff geflogen waren, hatten Pflanzen auf diese Weise am Leben erhalten.
Pion half ihm, den Topf zur nächsten Luke zu schieben. Die Frösche beobachteten Masklin interessiert. Die beiden Wichte rückten den Behälter mit dem Pflanzenwasser zurecht, und dann öffnete Masklin die Luke. Sie glitt nicht beiseite. Es handelte sich um ein besonderes Modell, das die damaligen Nomen als Lift benutzt hatten. Zwar wies das Ding keine Drähte oder Kabel auf, aber es bewegte sich trotzdem nach oben und unten, vermutlich unter dem Einfluß von Aunties Antigravitation oder so.
Die Luke sank hinab. Masklin starrte in die Tiefe und sah, daß der gelbe Lastwagen anhielt. Als er sich aufrichtete, bedachte ihn Pion mit einem seltsamen Blick.
»Blume als Botschaft?« fragte der Floridianer.
»Ja. In gewisser Weise.«
»Keine Worte?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Masklin zuckte mit den Schultern. »Mir fallen nie die richtigen ein.«
Hier ist die Geschichte fast zu Ende. Aber sie sollte noch nicht zu Ende sein.
Überall an Bord des Schiffes wimmelte es von Wichten.
Wenn sich tatsächlich irgendwo Ungeheuer mit Tentakeln und langen Zähnen verbargen – gegen eine solche Übermacht hatten sie nicht die geringste Chance. Junge Nomen staunten im Kontrollraum, probierten Schalter und Hebel aus. Dorcas und seine Assistenten durchstreiften das Schiff auf der Suche nach dem ›Motor‹. Stimmen und Gelächter hallten durch graue Korridore.
Masklin und Grimma saßen abseits der anderen und betrachteten die Frösche in ihrer Blume.
»Ich mußte feststellen, ob es stimmt«, sagte Masklin.
»Es ist die wundervollste Sache auf der ganzen Welt«, erwiderte Grimma.
»Nein. Ich glaube, es gibt noch viel wundervollere Sachen auf der Welt. Aber es ist trotzdem recht hübsch.«
Grimma schilderte die Ereignisse im Steinbruch: den Kampf gegen die Menschen, die Flucht mit dem Wühler Jekub. Ihre Augen leuchteten, als sie berichtete, auf welche Weise Nomen gegen Menschen gekämpft hatten. Masklin hörte mit offenem Mund zu und musterte die junge Frau voller Bewunderung. Sie war schmutzig, ihr Kleid zerrissen; das Haar erweckte den Eindruck, mit einer Dornenhecke gekämmt worden zu sein.
Aber in Grimma knisterte eine so starke innere Kraft, daß fast Funken von ihr stoben.
Zum Glück sind wir rechtzeitig eingetroffen
, dachte Masklin.
Die Menschen sollten uns dankbar sein.
»Was hast du jetzt vor?« fragte die Nomin schließlich.
»Keine Ahnung. Nach den Auskünften des
Dings
zu urteilen enthält das All Welten, auf denen Wichte leben. Ich meine, nur Nomen. Oder wir lassen uns auf einem leeren Planeten nieder, den wir mit niemandem teilen müssen.«
»Weißt du …«, sagte Grimma. »Ich glaube, die Kaufhaus-Wichte wären viele glücklicher, wenn sie an Bord des Schiffes bleiben könnten. Deshalb gefällt es ihnen so sehr: Hier ist es wie im Kaufhaus. Das Draußen befindet sich draußen.«
»Dann sollte ich besser dafür sorgen, daß sie die Existenz des Draußen nicht vergessen«, erwiderte Masklin. »Gehört zu meinen Pflichten, nehme ich an. Und noch etwas: Wenn wir eine neue Heimat für uns gefunden haben, möchte ich das Schiff zurückschicken.«
»Warum?« fragte Grimma. »Was gibt es hier?«
»Menschen«, sagte Masklin. »Wir sollten mit
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