Die Schlacht der Trolle
schwachen Licht des Feuers schimmerte. Es fiel bis auf die Brust des Elfen, wo es mit den Mustern auf seiner Haut zu spielen schien. Die dunklen Schemen in seiner Haut umschmeichelten die Form seiner Muskeln, eine Ranke wand sich am Hals des Elfen empor und endete knapp unter seinem spitzen Ohr. Immer, wenn der Elf sich bewegte, schienen die Muster zu tanzen und zu verschwimmen, sie gingen ineinander über, und Kerr war sicher, dass die Formen sich tatsächlich veränderten, wenn er nicht hinsah.
Als der Elf den prüfenden Blick des Trolls bemerkte, senkte er sein Haupt und sah Kerr aus seinen unergründlichen Augen an. Obwohl der Troll keine Angst verspürte, war er wie gebannt, überwältigt von einem Gefühl, das er zunächst nicht deuten konnte. Wir sind beide fremd, erkannte Kerr schließlich und fühlte sich dem Elfen mit einem Mal auf eine alte, urtümliche Art und Weise verbunden. Sein Gegenüber lächelte und entblößte zwei Reihen weißer Zähne. Auch Kerr zeigte vorsichtig seine Hauer, um den Elfen nicht zu beunruhigen.
»Wie lange geht das schon so?«, fragte Sten und zerriss damit das eigenartige Band zwischen Troll und Elf. Hastig fügte der Mensch hinzu: »Mein Name ist Sten. Wie heißt du?«
»Mein Name ist Tarlin«, erwiderte der Elf in melodiösem Tonfall, der die Worte miteinander verband und wie ein einziges erscheinen ließ.
»Tarlin«, probierte sich Kerr an den fremden Klängen. »Genau, Freund Troll. Und auf deine Frage, Mensch: Er ist seit vielen Tagen krank. Seit die Sonne so gnadenlos auf die Welt scheint.«
Das schien Sten zu genügen, denn er kniete neben dem Bett nieder und strich dem alten Mann einige schweißfeuchte Strähnen aus dem Gesicht. Kerr beugte sich zu Pard vor und flüsterte: »Ich hatte mir sein Heim anders vorgestellt. Das von der Anführerin war viel größer, und es gab Bilder an den Wänden.«
»Ich habe dir doch erzählt, dass wir draußen warten mussten, weil es viel zu klein für Trolle ist.«
»Ja, aber so klein? Und keine Bilder, keine Säulen, nichts.«
»Warum sollte er Bilder haben?«, fragte Pard erstaunt.
»Aber Ionna hat doch Bilder, und er ist doch auch ein wichtiger Mensch...«, begann Kerr, aber ein Lachen, das zu einem trockenen Husten wurde, unterbrach ihn. Erstaunt blickte er zum Bett, wo der alte Mann die Augen geöffnet hatte und unter einem Hustenanfall erbebte. Langsam nur beruhigte sich seine Atmung. Ohne sich den Trollen zu zuwenden, sagte er so leise, dass es kaum vernehmlich war: »Es ist recht unhöflich, im Beisein des Besitzers über die Armut eines Hauses zu sprechen.«
»Oh. Tut mir leid«, erklärte Kerr ernsthaft, was erneut eine gewisse Heiterkeit bei dem alten Mann auslöste.
»Trolle mit guten Sitten. Was kommt als Nächstes? Esst ihr Menschen mit dem Messer und trinkt dazu einen leckeren Wein?«
Verwirrt blickte Kerr Pard an, der jedoch nur mit den Achseln zuckte. Bevor er antworten konnte, sagte der Elf: »Du solltest dich ausruhen, Mensch. Du bist schwach.«
»Lass einem alten Mann die Freude eines Scherzes, Tarlin. Jeder sollte sich selbst aussuchen dürfen, was seine letzten Worte sein sollen.«
»Ihr werdet sterben?«, fragte Sten offensichtlich besorgt.
»Früher oder später. So ist der Lauf des Lebens.«
»Wir hatten gehofft, dass Ihr uns helfen könnt.«
»Das letzte Mal warst du nicht so förmlich, Junge. Aber da waren deine Augen auch noch heller und deine Stimme lebendiger. Wir alle sterben wohl ein Stück weit, wieder und wieder«, erklärte der alte Mann müde und schloss die Lider.
»Gebt ihm etwas Zeit«, bat Tarlin und erhob sich. »Geht ins Freie. Ich kümmere mich um ihn.«
Gemeinsam mit Sten und Pard bückte sich Kerr, um durch die Tür zu gelangen. Dann atmete er die frische Luft des Waldes. Es roch nach Tieren und nach Pflanzen. Vor allem aber nach Mensch und Troll und Elf. Nach mehr als einem Elfen.
»Es waren viele von ihnen hier«, sagte er zu Sten. »Und es sind noch welche in der Nähe.«
»Vangeliu scheint ihr Freund zu sein«, erwiderte der Mensch und schritt entschlossen über die Lichtung. Als Kerr ihm folgen wollte, packte ihn Pard an der Schulter. Verwundert blickte der junge Troll den Anführer an.
»Er besucht seinen Freund.«
»Wo? Welchen Freund?«
»Die Menschen vergraben ihre Toten. Sein Freund liegt dort vorn in der Erde.«
»Was? Sie begraben ihre Toten? In der Erde? Das ist ja widerlich«, befand Kerr und verzog das Gesicht. »Sie lassen sie einfach verfaulen?«
Der
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