Die Schlacht der Trolle
Ionna auf, während andere in der Masse ihrer Feinde stürzten und in dem wogenden Meer der Schlacht versanken. Flores’ ganzes Sein war auf den Kampf gerichtet, ihr Körper bewegte sich in perfektem Einklang mit dem Rhythmus der Schlacht, und dies allein trieb sie immer weiter voran, bis nur noch wenige Reihen der Feinde sie von Ionnas Gruppe trennten. Die Wlachakin riskierte einen Blick und sah das Rabenbanner noch stolz erhoben. Dann traf ein Beil die Voivodin am Bein. Ihre Abwehr kam zu spät, und die Wucht des Schlages riss sie halb aus dem Sattel.
»Nein!«, schrie Flores, als die Fürstin wankte. Einen Augenblick lang gewann sie ihr Gleichgewicht wieder, da grub sich eine weitere Klinge in ihren Leib. Rot sprudelte das Blut über den Waffenrock. Leuenfang entglitt Ionnas Fingern. Nach hinten geneigt, hing die Voivodin mehr auf ihrem Pferd, als dass sie saß. Ihr Kopf rollte in den Nacken. Dann stürzte sie hintenüber und verschwand aus Flores’ Sichtfeld.
»Nein!«, rief die Wlachakin wieder. Mit wilder Wut drang sie auf die Masriden ein, die den Weg zu Ionna blockierten. Hier und da erhaschte sie zwischen den Leibern einen Blick auf die gestürzte Fürstin. Die Wlachaken hatten sich schützend über sie gestellt; einige waren abgestiegen und hielten die Feinde mit einem improvisierten Schildwall auf, andere kämpften noch zu Pferde.
Bevor Flores sie jedoch erreichen konnte, wurde auch der Bannerträger von seinem Pferd geschlagen, und der Rabe flatterte zu Boden. Jubel brandete in den Reihen der Feinde auf, und Flores musste wie betäubt zusehen, wie die kleine Gruppe um Ionna überrannt wurde. Die Wlachakin konnte beinahe körperlich spüren, wie das Schlachtenglück sich wendete. Um sie herum waren die Krieger verwirrt. Den Sturz des Raben hatten alle gesehen, und die Moral der Soldaten bröckelte. Während die verbündeten Masriden unter Tamár den Feind langsam zurückdrängten, waren die Linien der Wlachaken überdehnt. Der südliche Flügel war mehr und mehr in die Mitte gerückt, und schon umschloss der Feind sie von zwei Seiten. Wir müssen eine Schlachtreihe etablieren, und zwar schnell, sonst gibt es eine Katastrophe, erkannte Flores, der keine Zeit für Trauer blieb. Sie konnte keinen Gedanken an die Gefallenen verschwenden, wenn sie überleben wollte. Ein schneller Blick über die Schulter zeigte Flores, dass bereits die ersten Krieger flohen.
»Sammelt euch!«, befahl sie deshalb lauthals. »Zu mir!«
Ihre Stimme erreichte die wlachkischen Krieger, die sich langsam in ihre Richtung zurückzogen. Sie konnte nicht sehen, ob der Befehl eine Wirkung auf die Flüchtenden gehabt hatte, denn ein erneuter Ansturm ihrer Gegner zwang sie wieder in den Kampf.
Jetzt wichen sie zurück, Schritt für Schritt, während von Ionnas Gruppe nichts mehr zu sehen war. Von Süden her wurden immer mehr wlachkische Krieger zu ihnen gedrängt, als der Flügel trotz erbitterter Gegenwehr zusammenbrach. Flores verlor jegliches Zeitgefühl. Die Sonne brannte auf sie nieder, und sie konnte nicht sagen, wie lange sie schon focht.
Immer wieder rief sie die Wlachaken an ihre Seite, immer wieder sprang sie in die Bresche, wenn die Linien Lücken zeigten. Seltsamerweise spürte sie keine Erschöpfung. Ihre Glieder bewegten sich schnell und gezielt, als würde sie nicht schon die ganze Zeit kämpfen. Aber um sich herum sah sie die bleichen Gesichter der Wlachaken, die Angst in ihren Augen. Sie konnte die keimende Panik fast schmecken, unter all dem Geruch nach Blut und Exkrementen. Wenn Panik ausbricht und alle fliehen, wird es ein Blutbad geben. Wir müssen zusammenhalten, bis wir uns vom Feind lösen können. An den Sieg verschwendete Flores keinen Gedanken mehr; dafür blieb ihr keine Zeit. Stattdessen versuchte sie, die Schlachtreihen der Wlachaken aufrecht zu erhalten und sich langsam in Richtung von Tamárs Flügel zurückzuziehen.
Nach einem letzten, harten Angriff, den die Wlachaken nur mit Mühe zurückschlagen konnten, wurde der Druck schwächer. Noch wurde gekämpft, doch für den Augenblick waren es nur vereinzelte Gefechte, die quer über das Schlachtfeld wogten. Flores nutzte die Atempause, um sich einen Überblick zu verschaffen. Im Süden war der Feind bis weit in das Tal vorgedrungen und hielt die Hauptgruppe der Wlachaken umklammert. Im Norden hielt Tamár die Stellung, doch durch den Rückzug der Wlachaken würde er bald gezwungen sein, ebenfalls vor seinen Feinden zurückzuweichen, oder er würde von
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