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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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erklärte Kerr: »Wir erzählen nicht so viele Geschichten.«
    Sten meinte nachdenklich: »Also habt ihr Legenden. So wie wir auch. Erzählt ihr euch auch, woher ihr stammt?«
    Schweigend schritten sie weiter. Schließlich meinte Kerr zögerlich: »Davon weiß ich nichts. Wir kommen aus dem Fels und gehen dorthin zurück. Wenn wir sterben, dann geht unser Herzschlag in dem der Welt auf. Woher wir kommen? Wer kann das schon sagen. Ist nicht wichtiger, wohin wir gehen?«
    Erstaunt blickte Sten den jungen Troll an. »Du bist ja ein richtiger Philosoph!«
    »Was bin ich?«, fragte Kerr. Erst zeigte seine Miene Verblüffung, dann schlich sich Ärger in seine Züge. »Ich habe dich nicht beleidigt, wieso sagst du so was?«
    »Das war keine Beleidigung«, erklärte Sten mit einem Lachen. »Philosophen sind … Männer aus dem Dyrischen Imperium. Ihre Hauptbeschäftigung ist es, über alles Mögliche nachzudenken. Glaube ich.«
    Obwohl Sten von diesen Denkern gehört hatte, konnte er sich nicht an Einzelheiten über sie erinnern. Wohl aber an Sargans Tiraden über die Fortschrittlichkeit des Goldenen Imperiums, die stets zu Klagen über die Rückständigkeit von Wlachkis wurden. Was der Dyrier wohl gerade tut?, fragte er sich plötzlich. Sargan würde es gewiss gelingen, am Ende des Krieges aufseiten der Sieger zu stehen. So viel war gewiss.
    »Ich denke nicht dauernd nach«, erwiderte Kerr verschnupft.
    »Haltet die Klappe da hinten«, rief plötzlich Pard. »Spart euren Atem lieber für vernünftige Dinge, statt so einen Kram!«
    »Warum?«, fragte Kerr.
    »Warum? Weil ich es sage, du Weichschädel!«
    »Was denkst du denn, wo ihr herkommt?«, fragte Sten schnell, bevor Pard weiter wüten konnte. Der große Troll blieb stehen und funkelte den Menschen finster an. Niemand kann so böse schauen wie Pard. Selbst mir läuft es kalt den Rücken hinunter, wenn er wütend ist, und ich habe diesen Blick nun wirklich oft genug gesehen.
    »Was weiß ich! Ist doch egal. Wir sind schon immer in den Gängen und Stollen. Das hier ist unsere Heimat. Wir kämpfen jeden Dreeg ums Überleben. Nichts anderes zählt, klar?«
    »Fragst du dich niemals nach dem Sinn des Ganzen?«
    »Nein. Ich kämpfe. Ich führe den Stamm. Ich habe keine Luft für dummes Geplapper übrig.«
    »Druan hat über solche Dinge nachgedacht«, sagte Grena leise, und Kerr nickte.
    »Druan ist tot. Wir leben und müssen kämpfen. Wer will schon wissen, was vor vielen Dreeg mit den Zwergen geschah?«
    »Ich«, bekannte Kerr mit ernster Miene. Auch Grena schien Pard widersprechen zu wollen, schwieg jedoch, als dessen Blick auf sie fiel. Sogar Tarlin senkte das Haupt und blickte den mächtigen Troll nicht an, der sich schließlich mit einem abfälligen Schnauben abwandte.
    »Es ist nicht schlau, ihn zu reizen«, flüsterte Sten Kerr zu.
    Der junge Troll indes schüttelte den Kopf. »Er hat recht. Er muss uns führen und beschützen. Aber ich bin kein Jäger und auch kein Späher. Ich will wissen, was früher geschehen ist.«
    Damit stapfte der Troll davon, und Sten musste sich beeilen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er sah Kerrs vernarbten Rücken, wo sich die Klauenspuren früherer Kämpfe abzeichneten, und schüttelte verwundert den Kopf. Ein Blick zu Tarlin zeigte ihm, dass der Vînak anscheinend amüsiert war.
    »Als Ruvon mir erzählt hat, dass die Trolle vernünftig sind und man mit ihnen reden kann, habe ich gedacht, er würde Scherze mit mir treiben. Aber seit ich sie selbst kennengelernt habe …«
    Die Stimme des Elfen verlor sich in der Dunkelheit.
    »Seitdem hast du Angst vor Pard? Bewunderst ihre dicken Schädel?«
    Tarlins Lachen perlte über Sten hinweg, aber dann wurde der Elf ernst. »Nein. Nun ja, Pard ist schon ein wenig Furcht erregend. Was ich sagen wollte, ist, dass sie weitaus weniger fremd sind, als ich dachte.«
    »Verstehe«, antwortete Sten höflich, doch dachte er: Du hast nicht erlebt, wie sie Fremden gegenüber sind, wie gefährlich und unberechenbar.
    »Du zweifelst«, stellte Tarlin fest. »Vielleicht sind die Trolle mir näher als euch Menschen. Erzähl mir, woher ihr stammt.«
    Die Frage überrumpelte Sten. Nur zögerlich antwortete er: »Ich bin kein Geschichtskundiger und kein Geistseher.«
    »Ich weiß. Du bist ein Kämpfer und Anführer deines Volkes. Das hat Ruvon von dir berichtet. Aber welche Geschichten erzählen die Menschen sich?«
    »Eigentlich sind unsere Legenden sehr einfach. Nachdem das Land sich aus der Dunkelheit

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