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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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den Wlachaken getrennt werden. Das Greifenbanner wehte über einem Knäuel von Kämpfenden, die im dichtesten Getümmel fochten. Irgendwo dort musste Tamár sein, doch Flores konnte den Marczeg nicht entdecken.
    Ein Reiter preschte hinter den Linien von Norden heran und schrie laut nach Ionna.
    »Haltet die Stellung«, wies Flores die Krieger in ihrer Nähe an und rannte nach hinten, wo der Masride suchend die Reihen abritt und sich in den Steigbügeln aufgestellt hatte, um mehr sehen zu können.
    »Ionna ist unabkömmlich«, rief die Wlachakin dem Reiter zu. »Was willst du?«
    »Marczeg Tamár verlangt zu wissen, was in euren Schlachtreihen geschieht.«
    Das Gesicht des Mannes war unter seinem Helm kaum zu erkennen, doch Flores konnte den vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme hören. Vorsichtig trat sie nah an ihn heran und zischte: »Sag Tamár, dass Ionna gefallen ist. Sag ihm, dass unsere Linien jeden Augenblick zusammenbrechen können. Wir brauchen jede Hilfe, die er senden kann, sonst ist der Tag verloren!«
    Die Augen des Boten weiteten sich, so viel konnte Flores erkennen. Stumm nickte der Mann und wendete sein Pferd. Die Wlachakin sah ihm nach und versuchte zu erraten, wie Tamár reagieren würde. Er wird wüten, so viel ist sicher. Aber wird er seine Position aufgeben und zu uns aufschließen? Kann er hoffen, allein die Stellung zu halten, bis die Nacht hereinbricht? Er hat Ionna gewarnt; gut möglich, dass er uns nun unserem Schicksal überlässt.
    Doch noch bevor der nächste Angriff ihrer Feinde kam, ertönten von Norden her die Signalhörner der Masriden, und Tamárs Krieger begannen, die Reihen der Wlachaken zu verstärken. Immer enger rückten die unwilligen Bündnispartner zusammen, während sie von drei Seiten in die Zange genommen wurden.
    Der Vorwärtsdrang von Szilas’ Truppen trieb Wlachaken und Masriden langsam den Hang hoch, den Ionna für ihren schicksalhaften Sturmangriff hinabgeritten war. Flores kämpfte an vorderster Front und versuchte, die Wlachaken beieinander zu halten. Irgendwo zu ihrer Linken befand sich Tamár, der wohl das Gleiche mit seinen Untergebenen versuchte.
    Erst kurz bevor die Sonne unterging, lösten die Schlachtreihen sich aus ihrer tödlichen Umklammerung. Es gab keinen Befehl, kein Signal; die Soldaten Marczeg Laszlárs hörten einfach auf, die zurückweichenden Krieger zu verfolgen. Vielleicht lag es an der tief stehenden Sonne, die blutig rot über dem Hügel hing und mit ihrem letzten Licht die Feinde blendete. Vielleicht hatten sie die Lust am Töten verloren. Vielleicht war ihre Erschöpfung stärker als jeder Befehl zum Angriff. Was immer auch der Grund war, Flores grübelte nicht darüber nach, sondern trieb die Wlachaken weiter an, das letzte Stück Hang empor, während ihre Gegner sich im Tal versammelten. Dort unten, wo der Kampf am erbittertsten gewütet hatte, war das Gras mit Toten und Verletzten übersät. Erschlagene Pferde lagen neben Masriden und Wlachaken, die nun im Tode eine gemeinsame Ruhestätte gefunden hatten. Rabe und Greif lagen neben dem Drachen, wie Flores mit einem letzten Blick sah, bevor sie über die Kuppe schritt und das Schlachtfeld hinter sich ließ.

36
     
     
    A uch wenn sich Sten bereits seit seinen ersten Gesprächen mit Druan die Welt unter den Bergen vorzustellen versucht hatte, waren die Beschreibungen des Trolls keine Vorbereitung auf die Wirklichkeit gewesen, die sich ihm nun darbot. Obwohl der Gang, durch den sie gerade schritten, mehr als genug Platz für die Trolle bot, schien die Decke Sten bereits nach wenigen Metern niederzudrücken. Immer wieder wanderte sein Blick empor zu dem grauen Fels, der sich bedrohlich über ihnen erhob. Das ganze Gewicht der Berge schien auf Sten zu lasten; jeden Moment mochte es seinen Tribut fordern und den jungen Krieger zerquetschen. Warum genau dachte ich, dass es eine gute Idee wäre, mit den Trollen in ihre Heimat zu ziehen? Die Frage war berechtigt, eine Antwort konnte sich Sten nicht geben.
    Hier, unter zahllosen Schritt Stein und Erde, waren der Mensch und der Elf die Eindringlinge. So wie Pard und die anderen an der Oberfläche, so spürte Sten nun die Verlorenheit in einer fremden Welt. Die Trauer, die ihn seit Viçinias Tod umklammerte, war nun fast noch greifbarer als am Tageslicht. Seine Schritte hallten in dem Tunnel wider, aber selbst die Echos erstarben und wurden von der düsteren Unterwelt verschluckt, die auch Sten zu verschlingen drohte.
    Der Elf, der mit Sten in der

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