Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Flores cal Dabrân sah mitgenommen aus. Ihr Wappenrock war blutbefleckt, schmutzig und zerrissen und hätte eher zu einer Bettlerin in den Straßen Turdujs gepasst. Aber obwohl Flores’ Gesicht bleich war und sie dunkle Ringe unter den Augen hatte, zeigte ihre Miene eine Entschlossenheit, um die Tamár sie beneidete.
    »Marczeg, Ihr habt nach mir schicken lassen?« »Ja. Es gibt Neuigkeiten, und leider keine guten«, fügte Tamár hinzu und deutete auf die Karte. »Szilas schneidet euch den Weg nach Westen ab. Er versucht, uns am Flussufer zu binden.«
    Jetzt drückten Flores’ Züge Besorgnis aus, als sie sich über den Tisch beugte und die Karte studierte. Suchend wanderte ihr Blick über das Pergament, dann ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
    »Der Bastard«, stieß sie hervor.
    »Für uns sieht die Lage nicht besser aus. Im Osten gibt es kaum Möglichkeiten, Szilas entgegenzutreten und dabei zu siegen.«
    »Turduj?«
    Tamár schüttelte den Kopf. »Die Gefahr, dass wir so lange aufgehalten werden, bis Szilas uns mit seinen Truppen folgt, wäre viel zu groß. Wir könnten uns in den Norden flüchten, aber wovon sollen wir da eine Armee ernähren?«
    »Wir dürfen uns von Marczeg Laszlár nicht zu einer Schlacht zwingen lassen. Nicht jetzt, sonst wird er uns vernichten. Die Krieger sind am Ende ihrer Kräfte; die Niederlage steckt allen in den Knochen. Wir würden keinen ernst gemeinten Angriff überstehen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Tamár und stützte den Kopf in die Hände. »Wir sitzen in der Falle. Entweder wir laufen davon und verbergen uns in den Bergen, wo wir einen langsamen Tod sterben, oder wir stellen uns und sterben schnell.«
    »Oder wir gehen in den Süden.«
    Verwirrt blickte Tamár die Bojarin an, dann lächelte er abfällig. »Eine hervorragende Idee, Nemes Flores. Bedenkt nur eines: Wir haben einen dreimal verfluchten Strom direkt vor uns!«
    »Über den müssten wir eben hinüber.«
    »Ach? Bevor wir genug Boote bauen könnten, wäre Szilas schon längst hier. Was sollen wir tun? Schwimmen?«
    »Hört mir zu«, erwiderte Flores, und ein vorsichtiges Lächeln erhellte ihre Züge.
     
    Das Wasser war trotz der lang anhaltenden Sommerhitze kalt. Der Magy wurde von den Bergflüssen gespeist, die ihren Ursprung im den Höhen des ewigen Schnees hatten. Dennoch glitt Tamár ohne zu zögern in die Fluten. Nur innerlich schalt der Marczeg sich für seine eigene Unvernunft. Wieso mache ich selbst mit bei dieser halsbrecherischen Unternehmung? So ein Unsinn. Aber bei der Besprechung des Plans war es ihm als eine gute Idee erschienen, sich an dessen Ausführung zu beteiligen. Was er am dringendsten benötigte, war das Vertrauen seiner Krieger. Wenn er dies auch noch verlor, war jede Hoffnung dahin.
    Dennoch war er kein wirklich guter Schwimmer und der Magy selbst in Zeiten niedrigen Wassers nicht ungefährlich.
    Flores war mit ihren Leuten schon weit in den Fluss vorgedrungen und tauchte gerade unter. Gänsehaut breitete sich auf Tamárs Körper aus, doch er sprang nach vorn, entschlossen, nicht hinter den Wlachaken zurückzubleiben. Das kalte Wasser schlug über seinem Kopf zusammen, die Geräusche der Welt klangen dumpf und verzerrt. Dann tauchte er wieder auf und begann mit kräftigen Zügen zu schwimmen.
    Anstatt gegen die Strömung zu kämpfen, ließ er sich von ihr mittragen, den Fluss hinab, und näherte sich dabei dem gegenüberliegenden Ufer. Um sich herum hörte er das Rauschen des Flusses und das Plätschern vieler Hände im Wasser, doch in der dunklen Nacht konnte er nur hier und da einen Blick auf die anderen Schwimmer erhaschen. In der Mitte des Flusses zog das Wasser mit unwiderstehlicher Kraft an ihm, und einen Moment lang glaubte Tamár, der Strömung nicht widerstehen zu können, doch dann wurde der Sog wieder schwächer, und er konnte ruhiger schwimmen, bis er schließlich schwer atmend die Böschung erreichte und sich durch das hohe Gras emporzog.
    Kühles Wasser lief über seine Haut und ließ ihn frösteln. Der leichte Wind strich kalt über seinen Körper, bis der Marczeg regelrecht zitterte. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren und versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren. Von dieser Seite des Flusses aus betrachtet, sah die Gegend vollkommen anders aus. Endlich fanden seine Blicke eine große, gebeugte Weide, die sich weit über das Wasser neigte. Leise schlich Tamár durch das Gras, bis er den ausgemachten Treffpunkt erreichte. Einige Gestalten warteten bereits an dem

Weitere Kostenlose Bücher