Die Schlacht der Trolle
Baum; zwei hielten Wache, ließen den Marczeg aber ungefragt passieren.
»Wie viele?«
»Es fehlen noch drei Wlachaken und vier Masriden. Nein, nur noch drei Masriden, jetzt, da Ihr hier seid. Wir warten noch kurz.«
Stumm nickte Tamár und versuchte das Klappern seiner Zähne zu unterdrücken. Um sich von der Kälte abzulenken, die sich wie ein Tuch über seine Haut gelegt hatte, überprüfte er, ob die Ausrüstung, die er bei sich trug, die nächtliche Schwimmpartie gut überstanden hatte. Seine Klinge steckte noch fest in der Scheide, länger als ein Dolch, aber bestenfalls ein Kurzschwert. Eine Waffe, die gern von den Szarken benutzt wurde, die ansonsten hauptsächlich mit Bögen kämpften und diese Klinge nur in allergrößter Not benutzten. Die Waffe war zwar beidseitig geschärft, doch vor allem verließen sich die Szarken für einen tödlichen Stoß auf die scharfe Spitze. Gut geeignet für den gnadenlosen Nahkampf in der Schlacht, aber wegen der geringen Länge keine gute Fechtwaffe. Die Szarken nannten sie Vrasyaschwanz, angeblich weil die Klinge genau die Länge eines Hundeschwanzes hatte.
»Hübscher Dolch«, bemerkte Flores, die sich mit den Händen die Arme rieb und auf der Stelle lief, um sich zu wärmen.
Amüsiert sah Tamár die Bojarin an. »Soll das einer der berühmten Volkstänze aus Ardoly sein?«
»Wlachkis«, verbesserte Flores ihn sofort und hielt inne. »Der Fluss ist verflucht kalt.«
Bevor der Marczeg ihr zustimmen konnte, tauchte eine fünfköpfige Gruppe auf, die sich zu den Kriegern gesellte.
»Fast vollständig«, murmelte Tamár und wandte sich dann an die knapp zwei Dutzend Soldaten: »Wir brechen auf. Der Nachzügler muss uns hinterherkommen oder zurückkehren. Folgt Flores, aber leise!«
Ohne zu zögern, lief die Wlachakin gebückt am Flussufer entlang. In der Nähe des Ufers gab es einen Treidelpfad, der jedoch weitaus seltener als der nördliche Pfad benutzt wurde, da das Gelände hier unwirtlicher und an vielen Stellen von dichtem Gestrüpp überwuchert war. Dennoch kamen sie gut voran, bis Flores ihnen mit einer Geste bedeutete anzuhalten. Vorsichtig schlich Tamár weiter und duckte sich neben der Wlachakin ins Gras.
»Da«, flüsterte sie und deutete auf ein kleines Licht einige Dutzend Schritt den Fluss hinab. Dort befand sich ein Feuer. Tamár konnte erkennen, dass es bereits heruntergebrannt war. Stumm nickte er Flores zu, die den Rest der Krieger heranwinkte. Gemeinsam schlichen sie näher, bis sie kaum dreißig Schritt entfernt waren.
Als Tamár eine Gestalt vor dem Lichtschein des Feuers bemerkte, rannte er los und zog seine Klinge. Die Krieger folgten ihm ohne Aufforderung. Die Erinnerungen an die Niederlage waren für einen Augenblick vergessen, als Tamár in den Lichtkreis stürmte. Überrascht fuhr die Wache herum, doch bevor der Krieger reagieren konnte, trieb Tamár ihm die Klinge durch die Kehle. Noch während der Mann keuchend zu Boden sank, sprangen die Soldaten an dem Marczeg vorbei und stürzten sich auf die Schlafenden. Ein schneller Blick zeigte Tamár, dass seine Hilfe nicht mehr benötigt wurde. Seine rechte Hand war merkwürdig warm, und erst jetzt bemerkte er das klebrige Blut, das ihm bis zum Ellbogen gespritzt war, als er die Klinge aus dem Leib des Getöteten herausgezogen hatte. Während er sich die Hand am Mantel des Toten notdürftig reinigte, wandte er sich an Flores. »Sichert die Boote. Wir müssen uns beeilen. Je mehr wir noch in dieser Nacht schaffen, desto besser.«
Die Wlachakin nickte und teilte die Krieger ein, die zum Fluss hinabstiegen und die flachen Lastkähne bereit machten. Zufrieden sah Tamár sich um. Das kleine Lager der Wachen war eingenommen, Szilas’ Soldaten tot oder gefangen. Jetzt hatten sie Boote. Nicht genug für ihre komplette Armee, aber mit ein wenig Glück würden sie den Fluss überqueren können, bevor Marczeg Laszlár davon erfuhr.
Gelächter dröhnte durch Tamárs Zelt, in das auch der Marczeg einfiel. Der Gedanke an Szilas’ Gesicht, wenn er den Bericht seiner Späher empfangen würde, war einfach zu köstlich. Mit einer affektierten Geste strich sich Köves durch das strähnige Haar und warf den Kopf zurück.
»Ich hätte dir so viel Talent gar nicht zugetraut!«, rief Maiska. Die junge Kriegerin war sichtlich angetrunken, ihre Worte undeutlich und ihr Blick unstet. Mühsam erhob sie sich, wobei sie ihr verletztes Bein schonte, und hob den Krug. »Auf Köves, der ein besserer Marczeg Laszlár
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