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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ist als Marczeg Laszlár selbst!«
    Alle prosteten der Kriegerin zu, die den Becher ansetzte und in einem Zug leerte. Erstaunt hob Tamár eine Augenbraue. Er selbst trank nur vorsichtig von dem scharfen Schnaps, der angeblich aus Äpfeln gebrannt war, aber einfach nur wie Kornmaische schmeckte. Maiska hingegen trank, als gäbe es kein Morgen. Zumindest wird sie sich schon bald wünschen, dass es kein Morgen gäbe. Die Krieger feierten ihren gelungenen Handstreich und die Flucht über den Fluss, den so bitter benötigten Erfolg nach der erdrückenden Niederlage in der Schlacht. Also hob Tamár seinen eigenen Silberbecher an die Lippen, sorgsam darauf bedacht, nicht einzuatmen, während er trank.
    Unvermittelt bemerkte der Marczeg Flores’ Blick, die ihn über den Rand ihres Bechers hinweg musterte. Tamár nickte ihr zu und hob seinen Becher zum Gruß. Sie erwiderte die Geste. Es gefällt ihr ebenso gut wie mir, dem verfluchten Marczeg ein Schnippchen geschlagen zu haben. Wir sind aus seiner Falle entkommen, wenigstens für den Moment.
    Sie kam zu ihm herüber. »Bereit, Szilas doch noch eins auszuwischen, Marczeg?«, fragte sie grinsend.
    »Immer, Nemes Flores, jederzeit.«
    »Das dachte ich mir«, flüsterte sie und blinzelte ihm zu. »Ihr reitet besser, als Ihr schwimmt«, erklärte sie leichthin. »Einmal dachte ich schon, der Magy würde Euch bis in die Sorkaten tragen.«
    »Ihr habt Euch doch nicht etwa um mich gesorgt?«, fragte Tamár mit gespieltem Erstaunen. »Was ist aus dem guten alten Schlachtruf ›Tod allen Masriden‹ geworden?«
    »He!«, protestierte sie lachend, fügte aber nach einigem Überlegen mit ernster Miene hinzu: »Ich glaube, in Eurem Fall hätte ich es fast bedauert, wenn der Fluss Euch geholt hätte.«
    Der Marczeg prostete ihr zu. Sie schien davon jedoch keine Notiz zu nehmen und rief Köves zu, er solle noch einmal Marczeg Laszlár nachahmen. Während der Szarke der Aufforderung gern Folge leistete und damit einen weiteren Heiterkeitsausbruch bei seinen Zuschauern auslöste, lehnte Tamár sich zurück und schloss die Augen.
    Die Zukunft hing wie ein dunkler Schatten über seinem Haupt und erstickte seine Fröhlichkeit. Morgen Früh müssen wir aufbrechen. Szilas wird einen Weg über den Magy finden, auch wenn wir die Boote zerstört haben. Wir brauchen jeden Schritt Vorsprung, den wir erzielen können. Aber wohin gehen wir? Wir werden von Tag zu Tag leben müssen, immer mit dem Ziel, vor Szilas davonzulaufen.
    Müde gähnte der Marczeg. Als er die Augen wieder öffnete, sah er Köves, der ihn mit undeutbarer Miene anblickte.
    »Was?«
    Die Frage klang ungehaltener, als Tamár sich fühlte, und er bedauerte den rauen Tonfall sofort. Bevor er dies jedoch sagen konnte, rief Köves die anderen zur Ruhe.
    »Der Marczeg ist müde«, stellte der Szarke fest. »Es war ein langer Tag. Morgen wird es eben lange … ich meine ein eben langer …«
    »Ein ebenso langer Tag«, kam Maiska ihm nuschelnd zu Hilfe.
    »Genau. Wir sollten uns zurückziehen.«
    Köves’ Vorschlag stieß auf keine große Gegenliebe, doch selbst als Tamár beschwichtigend die Hände hob, nützte dies wenig. Die Stimmung war verflogen, und die kleine Versammlung löste sich auf. Der Marczeg protestierte noch, doch es war zu spät. Sowohl Köves als auch Maiska grüßten respektvoll, bevor sie in die Nacht traten. Auch Flores wandte sich zum Gehen.
    »Ich wünsche Euch eine ruhige Nacht, Marczeg«, sagte die Wlachakin. Langsam stand auch Tamár auf. Er wollte ihr erklären, dass es nicht sein Wille gewesen sei, die Feier zu beenden.
    »Würdet Ihr mir noch etwas Gesellschaft leisten?«, fragte er stattdessen, was ihn selbst überraschte. Auch Flores sah ihn verblüfft an. Einen Moment lang schwieg sie, dann zeigte sich Ablehnung auf ihrem Gesicht. Bevor sie antworten konnte, warf Tamár hastig ein: »Vielleicht wäre das ein guter Moment, um noch einen letzten Becher zu leeren und uns von Nemes Viçinia zu verabschieden.«
    Zweifelnd blickte die Wlachakin Tamár an, der versuchte, freundlich zu lächeln. Ich will jetzt nicht allein sein, erkannte er. Der Morgen mit all seinen Schwierigkeiten kommt früh genug.
    »Nun gut«, antwortete Flores schließlich und ließ sich wieder nieder. Mit einem erleichterten Seufzen sank auch Tamár zurück auf die Kissen, die auf dem ausgetretenen Teppich lagen. Das ganze Zelt war mit Strohmatten ausgelegt, welche die Kälte und Nässe des Bodens fernhielten. Während Flores sich

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