Die Schlacht der Trolle
sitzen in ihren Häusern und lachen über uns! Sie essen Fleisch und lachen über uns! Sie nennen uns schwach!«
»Nein!«, brüllten einige.
»Sie nennen uns ängstlich!«
Andas Stimme donnerte über die Trolle hinweg, ließ den Stein erbeben, erfüllte alle mit der schmerzenden, ewigen Wut, die in ihr brannte.
»Sie verlachen uns!«
Die Trolle sprangen auf. Sie legten den Kopf in den Nacken und brüllten zornig, schüttelten die Fäuste, stampften mit den Füßen auf. Anda ließ sie gewähren, bis der Lärm langsam verebbte.
»Sie glauben, sie können uns töten. Uns vertreiben. Unser Fleisch fressen!«
Jetzt schwiegen alle, sahen die Trollin an, die mit einer gewaltigen Geste die Arme in die Luft warf und gegen die Decke schlug. Staub rieselte herab, Felsbrocken polterten zu Boden.
»Aber wir sind nicht so, wie sie denken! Wir sind stark! Wir sind gefährlich! Wir sind die Trolle!«
Jubel brandete auf. Die Trolle schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust, schrien, brüllten und heulten ihren Triumph und Stolz hinaus. Wieder wartete Anda, bis sie sich ein wenig beruhigt hatten.
»Wir sind Jäger. Also lasst uns jagen! Geben wir ihnen keine Ruhe, keine Sicherheit. Reißen wir ihre Steinhäuser ein, zerschlagen wir ihre Metallrüstungen, töten wir sie alle!«
Mit diesen Worten lief sie los, auf den dunklen Eingang eines Ganges zu, der an die Oberfläche führte. Aus den tobenden Trollen wurden leise, fast unhörbare Jäger, die ihrer Anführerin überallhin folgen würden. Anda konnte ihre Gefühle spüren, die im Schlag des Herzens mitklangen. Hass, Zorn, Verachtung. Wahre Trolle, dachte sie zufrieden.
Doch es schwang noch etwas im Herzschlag der Welt mit, eine neue Note, fast unhörbar. Beinahe unbewusst änderte Anda ihren Weg und folgte dem neuen Ton.
41
D as Wasser trommelte unablässig auf das Dach des Zeltes. Seit die Gewitter nun auch das flache Land zwischen den Bergen erreicht hatten, war der Regen ein konstanter Begleiter der Soldaten geworden. Der ärgste Sturm war glücklicherweise an ihnen vorübergezogen, nur eine Nacht lang hatten Windböen, Blitz und Donner die beiden Lager heimgesucht. Aber der Regen war geblieben, ein ständiger Strom von dicken, kalten Tropfen, die einen Marschierenden in kurzer Zeit bis auf die Haut durchnässen konnten.
Nachdenklich sah Flores aus dem Zelt hinaus in die graue, schlammige Welt. Von der Hitze des Sommers war kaum noch etwas zu spüren. Die Erde wurde vom Wasser regelrecht davongespült. Schon mehrfach waren Zelte, deren Befestigung im aufgeweichten Boden keinen Halt mehr fanden, in sich zusammengebrochen. Die Krieger hatten sich in ihre Zelte zurückgezogen, bis auf die Unglücklichen, die Wache halten mussten. Diese standen auf ihren Posten, in dicke Mäntel gehüllt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Auch wenn die Mäntel gewachst waren, fanden die Regentropfen doch immer wieder einen Weg auf die nackte Haut, wie Flores aus eigener Erfahrung wusste. Die Veteranen standen in der typischen Haltung da, die Schultern hochgezogen, den Kopf leicht nach vorn geneigt, um die Zeit der Wache möglichst trocken zu überstehen. Die wohlhabenderen Krieger trugen eingefettete Ledermäntel über dicken Wollstoffen, die meisten mussten sich jedoch mit den üblichen Filzmänteln begnügen.
Der Anblick des verlassen wirkenden Lagers schlug Flores aufs Gemüt, also ging sie zurück in ihr Zelt, das von einer Feuerschale angenehm gewärmt wurde. Seufzend ließ sich die Wlachakin auf einem Stuhl nieder und versuchte, die Kälte an ihren Füßen zu ignorieren, wo die Nässe langsam ihre mit Schlamm bespritzten Stiefel durchweichte.
Erst als draußen Rufe zu vernehmen waren, erhob sich Flores wieder und warf einen Blick hinaus. Eine kleine Gruppe Reiter kam langsam in die Mitte des Lagers getrottet. Die Tiere hatten die Schädel gesenkt, und die nassen Mähnen verstärkten den Eindruck von Trauer, den sie erweckten. Die Reiter selbst waren in kostbare Mäntel gehüllt, die davon kündeten, dass ihre Träger keine einfachen Soldaten waren. Flores erhaschte einen Blick auf das Gesicht des Anführers, als dieser abstieg. Freudig trat sie einen Schritt vor, um Neagas zu begrüßen, doch der Regen ließ sie innehalten und unter dem Vordach ihres Zeltes auf den Veteranen warten. Dieser kam schnurstracks zu ihr herüber und warf die Kapuze zurück, als er aus dem Regen trat. Der alte Kämpe wirkte erstaunlich frisch, wie Flores verwirrt feststellte. Nein. Wir
Weitere Kostenlose Bücher