Die Schlacht der Trolle
Blick bemerkte. Der Marczeg starrte sie unverhohlen an, und die Gier in seinen Augen erinnerte die Wlachakin wohlig an die gemeinsam verbrachte Nacht.
Neagas, der von all dem nichts wusste, verneigte sich tief vor Tamár. Höflich übersah er die blutige Schramme an dessen Schläfe und begrüßte den jungen Marczeg freundlich: »Verzeiht die Störung, Marczeg Békésar, aber die Bojarin und ich hielten es für das Beste, eine Versammlung einzuberufen.«
»Und Ihr seid?«
»Neagas. Ich diente Voivodin Ionna als Anführer der Reiterei.«
Neugierig blickte Tamár sich im Zelt um. »Sind wir nicht zu wenige, um einen Rat zu bilden?«
Neagas nickte zustimmend: »Die Nachrichten, die ich habe, möchte ich zuerst Euch zu Gehör bringen. Und wir hoffen, dass es Eure volle Zustimmung findet, wenn Flores cal Dabrân als rechtmäßige Erbin den Titel der Voivodin für sich beansprucht.«
»Ich beanspruche gar nichts«, unterbrach Flores den Veteranen hitzig. »Ihr habt mir soeben angetragen …«
»Verzeiht. Ich weiß, was ich Euch vorgeschlagen habe, aber wollen wir dieses Gespräch jetzt wirklich wiederholen?« Mit diesen Worten warf Neagas einen vielsagenden Blick auf Tamár.
»Wenn ich Euch recht verstehe, wollt Ihr, dass Nemes Flores den Befehl über die wlachkischen Truppen übernimmt?«, fragte der Masride leicht irritiert. »Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee. Es steht ihr zu, von Geburt und Befähigung.«
Flores blickte ihn dankbar an. »Dann lasst uns uns jetzt auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, das wir später unseren Hauptleuten erklären. Das spart uns allen Zeit und Mühe.«
»Ich vergaß: Die Voivodin ist kein Freund von Ratsversammlungen.«
Zustimmend neigte Flores das Haupt. »Alles zu seiner Zeit. Jetzt können wir in kleinem Kreis unsere Möglichkeiten durchsprechen. Das erscheint mir fruchtbarer.«
»Nun gut. Wie viele Krieger befehligt Ihr, Neagas?«, begann Tamár die Runde. Er zog seinen nassen Umhang von den Schultern und hängte ihn nahe der Feuerschale über eine der Zeltstangen. Offensichtlich hatte der Marczeg nur schnell seinen Wappenrock übergeworfen, denn sein Aufzug war schlicht und zweckmäßig, bis auf das schwere Kleidungsstück, das ein Greif zierte.
»Weniger als zehnhundert«, beantwortete Neagas die Frage, als Tamár ihn ansah.
»Zu wenig«, kommentierte Tamár knapp. »Unsere Verluste waren hoch. Szilas hat mehr Soldaten, und dazu sind diese durch ihren Sieg gestärkt.«
»Zwei Siege«, warf Flores ein, was Tamár dazu brachte, das Gesicht schmerzlich zu verziehen.
»Ja. Zwei Siege. Natürlich kann man auch zahlenmäßig unterlegen siegen, wie Szilas eindrucksvoll bewiesen hat, aber momentan traue ich es den Kriegern einfach nicht zu.«
»Ich habe noch mit niemandem gesprochen«, erwiderte Neagas. »Aber vermutlich habt Ihr recht. Sich den Feinden jetzt wieder zu stellen wäre ein großes Risiko.«
»Was bleibt dann?«
»Wir müssen die versprengten Teile unserer Armee zusammenführen und uns sammeln. Es gibt noch Krieger in Wlachkis, die Ionnas Ruf nicht gefolgt sind oder nicht folgen konnten. Wie steht es bei Euch?«
Nachdenklich blickte Tamár in die Runde. Er wiegte den Kopf, als zähle er im Geiste seine Soldaten zusammen. Schließlich sagte der Marczeg: »Es gibt noch Krieger des Greifen im Sireva. Aber ob sie mir noch folgen, kann ich nicht sagen. Einige sicherlich. Aber es braucht Zeit, diese zu den Waffen zu rufen. Zeit, die wir nicht haben.«
»Vielleicht doch«, entgegnete Neagas mit einem Lächeln. »Wir müssen nur Marczeg Laszlár lange genug ausweichen.«
»Wohin sollen wir ziehen? Er wird uns früher oder später zur Schlacht zwingen. Wir sind von Turduj und Teremi abgeschnitten, nicht zuletzt durch den Magy.«
»Was ist mit Bracaz? Vielleicht können wir Szilas dort überraschen?«
»In der Höhle des Drachen? Unwahrscheinlich. Wollt Ihr alles auf einen Wurf setzen und dorthin ziehen? Was ist, wenn die Stadt gut genug verteidigt ist? Wenn wir sie erst länger belagern müssten, wären wir leichte Beute für seine nachrückenden Truppen.«
»Was ist mit Désa?«, fragte Flores, die eine plötzliche Eingebung hatte. Die anderen beiden schauten sie verdutzt an. Zögerlich antwortete Tamár: »Zu weit weg. Und wir lassen das ganze Land ungeschützt zurück.«
»Das stimmt«, pflichtete Neagas ihm bei. »Der Marsch wäre hart.«
»Unser Problem ist, dass wir nicht nur Szilas überleben müssen, sondern auch noch den Winter«, erklärte
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