Die Schlacht der Trolle
Rüstung über den Kopf und begann, die Schnallen festzuziehen.
Als die Wunde zu ihrer Zufriedenheit versorgt war, zog Flores das Hemd an und entledigte einen der Toten seiner Rüstung, die ihr zwar zu groß war, aber immer noch besser als gar kein Schutz sein würde.
»Lass mich deinen Kopf anschauen. Das Blut wird dir in die Augen laufen.« Mit einem weiteren Stück Stoff verband sie notdürftig den Schnitt auf Tamárs Stirn.
»Das ruiniert mein gutes Aussehen, oder?«, witzelte Tamár schwach, doch Flores verzog keine Miene.
»Wir sollten durch die neue Hintertür verschwinden«, schlug die Wlachakin vor, während sie versuchte, die Lederrüstung zu justieren. »Wir gehen in unser Lager und wecken ein paar Wlachaken. Und dann …«
Als sie Tamárs finsteren Blick bemerkte, hielt die Bojarin inne. Der Marczeg ballte die Faust und schüttelte den Kopf.
»Davonlaufen? Vor meinen eigenen Leuten? Vor diesen Drecksäcken hier?«
Seine Geste umfasste die Toten, die im Zelt lagen. Der umgestürzte Tisch, die mit Blutgeruch geschwängerte Luft, all dies ließ das Zelt mehr wie ein Schlachtfeld wirken.
»Wir wissen nicht, wie viele von Odöns Leuten noch da draußen sind«, gab Flores zu bedenken.
»Ich werde nicht fliehen«, erwiderte Tamár und band sich seinen Waffengurt um. »Aber wenn du willst, Nemes Flores, kannst du dich natürlich zurückziehen.«
»He!«, protestierte die Wlachakin. »Behandle mich nicht so! Wir stecken da gemeinsam drin, schon vergessen? Odön wollte mich ebenso wie dich umbringen.«
Einen Moment lang schien es, als wolle Tamár widersprechen, doch dann nickte er. Mit grimmiger Miene trat er aus dem Zelt und rief lauthals: »Köves! Maiska! Rurjos!«
Flores trat hinter den Marczeg und legte die Hand auf den Knauf des kurzen Schwertes, das sie einfach in ihren Gürtel gesteckt hatte. Dreimal verfluchter Dickschädel. Wenn Odön genug Gefolgsleute hat, dann stehen wir hier wie schlechte Gaukler auf der Bühne!
Lärm wurde laut, Menschen die aufgeregt in den Zelten miteinander redeten. Zu ihrer Rechten kamen einige Gerüstete hervorgestürmt, die Waffen erhoben. Als sie jedoch Tamár erblickten, zögerten sie. Der Marczeg wirkte ruhig, beinahe gelassen. Sein hochmütiger Blick streifte die Krieger, ohne bei ihnen zu verweilen, als wären sie alle unter seiner Würde. Unsicher versuchte die Gruppe in das Zelt zu spähen; einer flüsterte, dann traten sie vor, die Waffen gesenkt, aber noch in den Händen.
»Vezét?«, ertönte Köves’ verschlafene Stimme, als der Szarke nur dürftig bekleidet aus einem der Zelte trat. Der Anblick des halbnackten Mannes ließ die Gruppe Krieger
innehalten. Ihre Blicke wanderten zu Köves, dann wieder zu Tamár, der mit seiner blutbefleckten Kleidung und dem notdürftigen Verband um seinen Kopf einen wilden Eindruck machte. Als Flores bemerkte, wie sie schwankten, grinste sie breit und schüttelte ganz leicht den Kopf. Mehr neugierige Gesichter erschienen in den Ausgängen der Zelte, hier und da traten Männer und Frauen heraus und blickten sich verwirrt um. Flores sah Rüstungen und Waffen, doch keiner von den Kriegern schien gewillt zu sein, Tamár anzugreifen.
»Schaff mir die Garde herbei«, befahl der Marczeg unterdessen. »Und Rurjos!«
Damit drehte er sich um und ging zurück in sein Zelt, ohne die abtrünnigen Soldaten noch eines Blickes zu würdigen. Flores jedoch blieb vor dem Eingang stehen und ließ sie nicht aus den Augen, bis sie sich nach heftigem Flüstern und Gestikulieren zurückzogen.
»Und jetzt?«, erkundigte sich die Wlachakin, als sie sich wieder zu Tamár gesellte, der mit vor der Brust verschränkten Armen wartete. Doch er antwortete nicht. Achselzuckend nahm Flores Weintrauben vom Boden auf, die vom Tisch gefegt worden waren, und steckte sich eine der süßen Trauben in den Mund. Kurz darauf betrat Maiska leicht humpelnd das Zelt, gefolgt von Kriegern der Garde. Als die Masridin die Leichen sah, griff sie sofort zu ihrer Waffe, aber Tamár hob die Hand.
»Sie sind bereits tot.« »Vezét, was ist geschehen?«, fragte Maiska.
In diesem Augenblick betraten Köves und Rurjos das Zelt. Der Adlige erbleichte, zeigte ansonsten aber keine Gefühlsregung. Verächtlich wies Tamár auf Odöns Körper. »Er wollte mich töten, Baró. Er hatte mich an Szilas verkauft.«
Rurjos’ Blick wanderte von Tamár zu Flores, aber der Adlige schwieg weiter.
»Wusstet Ihr, dass er noch lebt?«
»Nein.«
Die beiden Männer starrten sich an.
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