Die Schlacht der Trolle
Frau noch lebt. Nur, wie soll ich das anstellen? Wäre er nicht so ein verdammter, dickschädeliger Wlachake, dann würde er jetzt nicht schon wieder mit den Trollen umherziehen.
Mit einem Ruck zog der Diener den Gürtel fest, der das mehrschichtige Gewand zusammenhielt. In vollem Ornat war Sargan fast unbeweglich. Eigentlich war diese Art vielfach gefalteter Gewänder angenehm zu tragen, doch der steife Goldstoff sorgte dafür, dass die offizielle Gewandung des Legaten zwar sehr schmückend, aber auch besonders unpraktisch wurde. Und wäre ich nicht zu gierig geworden, dann würde ich nicht umgeben von potenziellen Feinden den hohen Herren spielen, fügte Sargan seufzend in Gedanken hinzu. So holen unsere Fehler uns alle ein.
Als die Sonne unterging, stellte Sargan sich bereits auf einen weiteren langen, ereignislosen Abend ein. Stattdessen bat jedoch Leanna um ein Gespräch, das Sargan ihr nur zu gern gewährte. Natürlich war Attaga ebenso wie Balaos anwesend, als die Verwalterin in den Saal geführt wurde, aber Sargan hatte striktes Schweigen angeordnet.
»Ehrenwerter Legat, ich denke, ich habe Neuigkeiten, die Euch interessieren könnten«, begann Leanna das Gespräch, nachdem sie sich tief verneigt hatte. Die Wlachakin hatte sich schnell den Gepflogenheiten des dyrischen Gesandten angepasst und beging nur wenige Fehler beim Zeremoniell.
»Ich danke Euch, dass Ihr diese mit mir teilen wollt«, erwiderte Sargan.
»Wie mir heute gemeldet wurde, sind an verschiedenen Orten wieder Trolle im Land gesichtet worden. Und diese Trolle kommen nicht als Verbündete, sondern als grausam mordende Feinde, was äußerst beunruhigend ist. Ich denke, dass die vereinten Armeen von Wlachaken und Masriden ebenfalls davon erfahren sollten, damit sie auf diese Gefahr vorbereitet sind.«
Ohne die Miene zu verziehen, lauschte Sargan. Die Neuigkeiten würden seine Handlungsmöglichkeiten bestimmen. »Wisst Ihr etwas über den Verbleib und das Wohlergehen der Truppen?«
»Unsere Soldaten werden nun offiziell von Flores cal Dabrân angeführt, die für den Moment die Voivodenwürde übernommen hat.«
»Flores?«, platzte Sargan heraus. Neben ihm sah er, wie Attaga ob dieser Zurschaustellung von Gefühlen ihr Gewicht unbehaglich von einem Fuß auf den anderen verlagerte, doch es war ihm im Augenblick egal. »Stens Schwester?«
»Genau die, ehrenwerter Legat. Euer Wissen um unser Land ist bemerkenswert.«
»Ihr schmeichelt mir. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Flores cal Dabrân sich als Anführerin zur Verfügung stellen würde. Sie erschien mir stets, nun ja, darauf bedacht, ihre Unabhängigkeit zu wahren.«
»Wie man mir berichtete, hat sie die volle Unterstützung der Bojaren, von Neagas und auch von Istran Ohanescu.«
Im Kopf versuchte Sargan diese Informationen wie ein Mosaik zusammenzusetzen. Istran und Neagas waren in Ionnas Ratssitzungen häufig Gegner gewesen. Wenn sie nun beide Flores’ Anspruch unterstützten, dann musste es eine Einigung gegeben haben. Obwohl Sargan sich damit schwer tat, sich die junge Wlachakin als Kriegsherrin vorzustellen, musste er den Gedanken für den Augenblick akzeptieren.
»Dies sind natürlich wichtige Neuigkeiten, aber eine andere Information wird Euch wohl mehr interessieren«, fuhr Leanna fort. »Die Soldaten werden nach Süden ziehen, nach Désa.«
»Das ist in der Tat interessant. Und überraschend. Ich hätte gedacht, dass man versucht, Teremi zu halten.«
»Das werden wir auch, wenn es dazu kommt. Nur eben ohne die Hilfe der Soldaten, die nun auf dem Marsch nach Désa sind.«
»Ich bin keineswegs ein Experte in diesen militärischen Dingen, aber hat Marczeg Laszlár nicht eine Armee, die Teremi gefährlich werden kann?«
»Oh doch«, antwortete Leanna und lächelte. »Allerdings hat der Marczeg über den Magy gesetzt und scheint nun Voivodin Flores zu verfolgen. Vermutlich wünscht Szilas eine Entscheidung vor Einbruch des Winters.«
Dies gab Sargan zu denken. Die militärischen Schlüsse waren klar. Sollte es Szilas gelingen, die bereits geschlagenen Soldaten noch einmal zur Schlacht zu stellen, war das Ergebnis vorhersehbar.
»Wie sehen Eure Pläne aus?«, erkundigte sich Sargan beiläufig.
»Wir werden die Stadt halten und versuchen, Vorräte anzulegen. Sollten unsere Krieger in Désa überwintern, werden wir im nächsten Frühjahr wieder in den Krieg ziehen müssen. In der momentanen Lage weiß ich allerdings nicht, wie wir genug Vorräte erwirtschaften
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