Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
andere auch, klaglos ertrug. Sargan hatte ihm verziehen, dass er sich ihm in den Weg gestellt hatte. Anscheinend war Balaos wirklich an seinem Wohlergehen interessiert und kein Spion seiner Feinde.
    Durch den Eingang des großen Zeltes schimmerte warmes, einladendes Licht, und Sargan beschleunigte seine Schritte. Bevor er jedoch eintreten konnte, stellte sich ihm unter dem Vordach eine Wache entgegen. Vorsichtig, um nicht unnötig nass zu werden, schob der Dyrier seine Kapuze zurück.
    »Du?«, fragte die Wache erstaunt. Ihr Gesicht lag im Schatten, und das Licht des Zeltes blendete Sargan, sodass er sie nicht erkennen konnte.
    »Verzeih«, bat der Dyrier und kniff die Augen zusammen. Das blonde Haar deutete auf eine Masridin hin. Sie wendete das Gesicht ein wenig. Das Licht erhellte ihre Züge und zog scharf die Linien ihres Antlitzes nach. Es dauerte einen Augenblick, bis Sargan sie erkannte. »Maiska!«
    »Und du bist … Ihr seid Sargan, der Schreiber aus dem Dyrischen Imperium.«
    »Ich habe einen kleinen Karrieresprung gemacht«, erwiderte Sargan wahrheitsgemäß, als er sich daran erinnerte, dass er die junge Frau im letzten Jahr im Hinblick auf seinen Beruf getäuscht hatte. Erinnerungen an gemeinsame Nächte stiegen in ihm auf. Maiska hatte stets gewusst, was sie wollte. Er hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
    »Dann hat Euer rotes Haar Euch tatsächlich Glück gebracht.«
    »Und du bist von der Torwache in Turduj zur Leibwache des Marczegs aufgestiegen? Vielleicht hat mein Haar ja uns beiden Glück gebracht«, erwiderte Sargan und zwinkerte der jungen Masridin zu.
    »Ich will Euch nicht aufhalten, Herr.«
    »Oh, du hältst mich nicht auf. Nun ja, ein kleines bisschen«, gestand Sargan. »Vielleicht können wir weiterreden, wenn die Versammlung vorbei ist.«
    Mit einer höflichen Verbeugung trat die Kriegerin zur Seite und neigte das Haupt, während Sargan an ihr vorüberschritt. Vermutlich trifft Balaos der Schlag, wenn ich mich mit Maiska treffe, dachte der Dyrier seufzend. Eine ständige Leibwache macht Liebeleien nahezu unmöglich. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass ihm möglicherweise nicht seine Feinde, sondern seine Frauen Balaos mit auf die Reise gegeben hatten.
    »Ist die Last der Welt so schwer, Sargan?«, fragte Flores spöttisch und hob einen Becher zum Gruß.
    »Was?«
    »Euer Seufzen. So tief und lang, als ob Ihr die Sorgen der ganzen Welt tragen müsstet.«
    »Nein. Ich muss nur das Wetter in Wlachkis ertragen. Obwohl mancher Philosoph sagen würde, dass es einfacher wäre, die Sorgen aller auf sich zu nehmen, als noch einen weiteren Tag diesen aus dem Himmel stürzenden Ozean zu ertragen, den ihr schlicht ›Regen‹ nennt.«
    »Ich kann Euch meinen Mantel schenken, Legat«, erwiderte Tamár frostig. Der Marczeg saß auf einem einfachen Schemel und hatte eine Karte auf den Knien. Seine Stirn war in Falten gelegt, und er blickte angestrengt auf das bemalte Pergament. Er kann mich nicht leiden, dachte Sargan belustigt . Er versucht es zu verbergen, aber es gelingt ihm nicht sonderlich gut.
    »Nein, danke. Mein Herr, der Goldene Imperator, versorgt mich mit allem, was ich benötige. Aber Euer Angebot ehrt mich natürlich, Marczeg Békésar.«
    Irritiert schaute der Masride ihn an, aber Sargan setzte ein entwaffnendes Lächeln auf.
    »Wo sind die anderen Ratsmitglieder?«, erkundigte sich der Dyrier, während er Balaos mit einem Handzeichen wieder aus dem Zelt schickte.
    »Wir rufen sie erst später zusammen«, brummte Tamár, und Flores erklärte mit einem Seitenblick zu dem Masriden: »Wir wollen erst einmal sehen, welche Möglichkeiten sich uns bieten. Dann dauert der Rat nicht so lange.«
    »Sehr vernünftig. Und?«
    Jetzt war es an der Wlachakin zu seufzen. »Eigentlich gibt es nur zwei Wege: Westen oder Osten. Bei Poleamt oder bei dem ehemaligen Kloster Starig Jazek.«
    »Eine Umkehr kommt wohl nicht in Frage?«, vermutete der Dyrier. An das Kloster hatte er unangenehme Erinnerungen. Dort war er Zorpad in die Hände gefallen, der sich als äußerst schwieriger Gastgeber erwiesen hatte.
    »Nein, damit würden wir Szilas direkt in die Arme laufen. Wir müssen das Mardew erreichen. Aber egal wohin wir uns wenden, geben wir Marczeg Laszlár Gelegenheit, gefährlich nah an uns heranzukommen. Im Westen liegt Poleamt, aber um die Straße dorthin zu erreichen, müssten wir etwa einen halben Tag zurückmarschieren. Damit wäre Szilas weniger als einen Tagesmarsch entfernt. Nah genug, um

Weitere Kostenlose Bücher