Die Schlacht der Trolle
von uns töten.«
»Was willst du dann tun? Ihnen in die Falle tappen?«, erkundigte sich Sten, der Pard zu gut kannte, um daran zu glauben. Bislang war der große Troll noch nie einem Kampf aus dem Weg gegangen.
»Nein«, erwiderte Pard grinsend. »So blöde bin ich nicht. Kerr hat recht, aber wir gehen erst tiefer hinab. Ich kenne die Gegend da unten. Es gibt einige tiefe Risse in der Welt. Wir sind nicht weit vom Herzschlag entfernt. Und der Schacht, der von dem Haus der Sonnenmagier hinabführt, geht tief. Viel tiefer, als wir damals hinuntergeklettert sind.«
»Und?«, fragte Kerr verwirrt, während Sten sich vorzustellen versuchte, wie Pard zum Dunkelgeist gelangen wollte. Das Kloster lag also irgendwo über ihnen. Wie viele Schritt, vermochte Sten nicht einmal zu schätzen. Aber der tiefe Schacht, in dessen Nähe der Dunkelgeist hauste, führte sehr tief in die Eingeweide der Welt hinab. Durch diesen Schacht hatten die Sonnenmagier des Albus Sunas ihre Magie gewirkt, die den Dunkelgeist gegen die Trolle aufgebracht hatte.
»Wir brechen unterhalb der Kette von Andas Trollen durch und erreichen den Schacht. Wir klettern ihn ein Stück hinauf, wenn es sein muss.«
Plötzlich ertönte Tarlins Stimme hinter Sten: »Werden unsere Verfolger das nicht kommen sehen?«
»Sie wollen uns vor sich hertreiben, deswegen die Rufe. Sie hoffen, dass wir vor Angst den Kopf verlieren. Aber wir sind keine Graupelze und auch keine Zwerge. Wir sind Trolle! Wir finden einen Weg.«
»Das klingt nach einem guten Plan«, stellte Sten fest.
»Wir müssen bald weiter. Sie sollen denken, dass wir uns aus Angst keine Rast erlauben. Sie sollen glauben, dass wir fliehen wie gehetzte Schlinger.«
Gemeinsam lauschten sie dem Heulen, das in den Gängen von überall zugleich zu kommen schien.
»Genug überlegt«, befand Pard und wandte sich um. »Weiter geht’s! Los, wir brechen auf!«
Obwohl an den Gesichtern der Trolle deutlich abzulesen war, dass ihnen dieser Befehl nicht gefiel, erhoben sich alle und folgten Pard in den Gang, der merklich abwärts führte. Die Luft war warm und wurde zunehmend stickiger. Während sie weiterliefen, überprüfte Sten vorsichtig seine Waffen. Nicht, dass ich mir große Möglichkeiten gegen einen Gegner ausrechne, vor dem selbst Pard flieht. Dennoch war es ein gutes Gefühl, den lederumwickelten Griff des Schwertes zu spüren.
Die Wärme trieb Sten Schweiß auf die Haut, und seine Kleidung fühlte sich rasch warm und feucht an. Zu lange schon trug er die einfachen Ledersachen und die leichte Rüstung. Er hatte sich seit vielen Tagen nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren, und inzwischen hatte er einen richtigen Bart. Seine Gedanken wanderten hinauf, durch Fels und Stein, bis sie das Land erreichten. Irgendwo dort oben waren Flores und Ionna. Vielleicht hatten sie ihre Schlachten schon geschlagen. Oder sie kämpften noch immer, um die Freiheit der Wlachaken zu verteidigen. Und die der Masriden, so seltsam und fremdartig der Gedanke auch sein mag.
Nicht zum ersten Mal bereute Sten seinen Entschluss, dem Krieg den Rücken zu kehren. Aber nun hatte er in den Gebeinen der Sorkaten eine Aufgabe gefunden, die vielleicht noch wichtiger als der Feldzug war. Mögen die Geister meine Schwester beschützen und sie leiten. Ich habe ihr keine leichte Aufgabe hinterlassen.
»Wir müssen hier runter«, rief Pard, der neben einem dunklen Loch in der Felswand kniete. Die Öffnung gähnte düster vor ihnen, im Lichtschein der Flechten konnte man nur wenige Schritt weit sehen. Es schien sich um einen sehr steil nach unten führenden Gang zu handeln.
»Einfach rutschen«, erklärte Pard knapp und ließ sich mit den Füßen voran in das Loch fallen. Innerhalb weniger Augenblicke verschwand der mächtige Troll. Sten blieb verblüfft zurück und sah zu Tarlin hinüber, der mit den Schultern zuckte. Einer nach dem anderen sprangen die Trolle ohne zu zögern in die Dunkelheit und verschwanden aus seiner Sicht. Zuletzt war Kerr an der Reihe, der sich helfend an Sten wandte: »Es geht auch langsamer. Man muss sich nur an der Wand abstützen.«
»Ich komme schon runter«, erwiderte Sten, obwohl ihm das dunkle Loch nicht wirklich einladend erschien. Der Troll nickte und wurde ebenfalls von der Dunkelheit verschluckt.
»Nach dir«, sagte Sten zu Tarlin, der ohne zu zögern sprang. Einen Augenblick lang blieb Sten einfach stehen, dann nahm er den Rucksack von seinen Schultern, schnallte ihn sich vor die Brust und stieg mit
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