Die Schlacht der Trolle
den Füßen voran in die Öffnung.
Vorsichtig verkeilte der Wlachake die Beine und ließ sich Stück für Stück hinab. Der Fels war rau und fühlte sich warm an. Die Enge des Schachtes legte sich wie ein eisernes Band um Stens Brust. Er fühlte sich wie in einem Grab gefangen. Die leicht haftenden Flechten, die er auf den Rucksack gelegt hatte, beleuchteten die dunklen Felswände um ihn herum nur unzureichend.
Unvermittelt ertönte ein lautes Brüllen am oberen Ende des Schachtes. Beinahe hätte Sten vor Schreck den Halt verloren. Zwar konnte er über sich nichts erkennen, doch er hörte ein lautes Schnüffeln, und ein Tropfen irgendeiner Flüssigkeit fiel ihm auf die Stirn. Ohne wirklich darüber nachzudenken, löste er seinen Halt. Sofort rutschte er hinab, glitt rasend schnell durch den Schacht. Der Fels rieb über seine Lederrüstung, seine Hand berührte die Wand und war im Nu aufgescheuert. So eine verfluchte.. .
In diesem Moment öffnete sich um ihn herum die Welt. Kein Fels war mehr um ihn herum zu sehen. Einen Moment lang war Sten verwirrt, dann schlug er auf einer Wasseroberfläche auf.
Die Wucht seines Sturzes trieb ihn in das Wasser, es brandete über seinem Kopf zusammen und verschluckte ihn. Seine Füße traten ungezielt ins Leere, und der Wlachake kämpfte gegen die Panik an, die in ihm aufstieg. Seine Lungen brannten, er wollte nach Luft schnappen, doch da war nur Wasser, bis ihn schließlich eine schwere Pranke packte und ihn hochzog. Hustend und keuchend durchbrach Sten die Oberfläche. Um sich herum hörte er Gelächter. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, ließ er sich durch das warme Wasser ziehen, bis er festen Boden unter den Füßen spürte. Sein Herz raste immer noch, sein Atem ging keuchend. Wütend wischte er sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Du dämliches Arschloch«, fauchte er Pard an, der ihn mit belustigtem Blick betrachtete.
»Wieso? Macht doch Spaß, oder?«
»Spaß? Mir wäre fast das Herz stehen geblieben! Und dann wäre ich beinahe ertrunken!«
Aber der Wlachake konnte sehen, dass die Trolle von seinem Wutausbruch nur noch mehr erheitert waren.
»Da oben war etwas«, zischte Sten und schüttelte den Kopf, um das Wasser aus den Ohren zu bekommen. »Wir sollten weiterziehen.«
»Ich kenne den Weg«, erklärte Pard, noch immer grinsend. »Folgt mir.«
Der große Troll lief los, und Sten schloss zu ihm auf.
»Du kanntest den See«, stellte der Wlachake mit grimmigen Blick fest.
»Ja.«
»Warum hast du uns nicht gewarnt?«
»Ein kleiner Scherz«, erwiderte Pard achselzuckend und warf einen Blick zurück. »Sie konnten einen Lacher gebrauchen.«
Grimmig funkelte Sten den Troll an, doch der blieb ungerührt und stapfte einfach weiter. Mit einem Seufzen gab der Wlachake auf und öffnete seinen Rucksack, um seine Vorräte zu überprüfen. Zum Glück hatte der Sturz nichts weiter beschädigt, nur seine Öllampe war voll Wasser gelaufen.
Ein kleiner Scherz, dachte Sten zornig. Ich wäre beinahe gestorben! Die Angst verließ seinen Körper nur langsam, und sein Kopf fühlte sich leicht an. Erstaunt bemerkte er, dass seine Hände zitterten. Unzählige Male hatte er sein Leben mit der Waffe verteidigen müssen; schon mehrfach hatte er dem scheinbar sicheren Tod ins Auge geblickt. Aber hier, so weit von seiner Heimat entfernt, von allem getrennt, was ihm wichtig war, spürte er die Last des Furcht stärker als je zuvor.
Zwei kurze Verschnaufpausen später lief die Gruppe weiter durch das Innerste der Welt. Sie waren noch tiefer hinabgelangt. Hier wirkte sogar der Fels fremd und seltsam. Allerdings hatten Mensch, Elf und Trolle seit dem Schacht keinen Laut ihrer Verfolger mehr gehört. Noch war Sten nicht ganz sicher, ob er dies begrüßte oder nicht. Die Ungewissheit, ob sie verfolgt wurden, zehrte ebenso an seinem Gemüt wie das Jagdgeheul von Andas Trollen.
Pard hatte mit seiner Erzählung Recht behalten: es gab einige tiefe Spalten, viele Dutzend Schritt breit und sehr viel tiefer als das. Eine solche Kluft konnten sie umgehen, doch in eine andere mussten sie hinabsteigen.
Die Kletterpartie war lang und gefährlich. Das Licht reichte kaum aus, um eine gute Route zu erkennen. Nach dem anstrengenden Lauf befürchtete Sten sogar, dass er abgleiten und einfach hinabstürzen könnte, doch es gelang ihm, sich bis zur Sohle hinunterzuarbeiten. Als sie sich unterhalb der gewaltigen Felswand versammelten, zog sich ein langer Laut durch die warme Luft, ein hohes
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