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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Heulen, das von den Wänden zurückgeworfen wurde und von allen Seiten auf Sten einzuströmen schien.
    »Da sind sie wieder«, meinte Pard, scheinbar ungerührt.
    »Wir sollten uns beeilen, von hier wegzukommen«, drängte Kerr, aber Pard schüttelte den Kopf.
    Dankbar nahm Sten noch einen Schluck Wasser aus seinem Schlauch. Er hatte sich an die Felswand gesetzt. Über seinem Kopf erhob sich der grobe Stein. Kein menschliches Gebäude war so groß wie dieser Spalt, der die Welt zerteilte. Die gewaltige Größe ließ Sten erschauern, denn sie zeigte ihm, wie unbedeutend sein Leib im Vergleich dazu war. Die Fundamente des Landes waren wahrhaft ehrfurchtgebietend. Die Dinge, die auf der Oberfläche geschahen, waren kurzlebig und vergänglich, während die Unterwelt ewig schien.
    »Weiter.«
    Der Befehl kam unerwartet, aber Sten raffte sich auf und folgte Pard, der zielstrebig die Spalte entlanglief und in einen hohen und breiten Gang eintauchte.
    Offensichtlich wurde der Gang immer breiter, denn schon bald konnte Sten keine Wände mehr im Lichtschein der Flechten sehen. Ihre Schritte hallten auch hier wider, aber der Wlachake konnte nicht abschätzen, wie groß der Tunnel war. Erst nach einigen Dutzend Schritt bemerkte er ein fernes Glühen über sich, das seine Aufmerksamkeit erregte. Ein handtellergroßer Fleck schwebte über ihnen. Dann sah Sten noch einen, etwas kleiner, zu seiner Linken. Mehr und mehr der unregelmäßigen Lichtflecken entdeckte der Wlachake, bis er Kerr scharf einatmen hörte.
    »Die große Halle«, sagte der junge Troll ehrfürchtig. Als würde sich Stens Perspektive damit verschieben, erkannte er plötzlich, dass die kleinen Lichtflecken eigentlich Flechtenteppiche waren, die in unermesslicher Entfernung an den Wänden wuchsen. Schwindel überkam ihn, als ihm bewusst wurde, dass er durch eine majestätische Höhle lief, deren Wände und Decke hunderte von Schritt von ihm entfernt waren.
    »Du weißt, wo wir sind?«, fragte der Wlachake.
    Kerr nickte eifrig. »Das ist die große Halle. Ich habe davon gehört, aber ich war noch nie hier. Angeblich kann ein Troll viele Dreeg klettern, bis er die Decke erreicht.«
    »Selbst in der Dunkelheit wirkt sie … überwältigend.«
    Sten konnte nicht mit Worten ausdrücken, was er empfand. Die Höhle war wie eine eigene Welt in der Tiefe. Ganz Teremi würde in ihr Platz finden und sie nicht einmal annähernd ausfüllen. Diese Halle ist den Trollen angemessen. Selbst das Geheul der Verfolger klang fern und schwach, als verschlucke die Kaverne ihren Zorn einfach.
    Pard führte sie ungeachtet der gewaltigen Schönheit des Ortes weiter. Der mächtige Troll schien den Weg gut zu kennen, denn er umrundete Steinsäulen, die sich in der Dunkelheit verloren, führte sie durch Senken und über kleine Hügel, bis sie einen Gang erreichten, der im Boden der großen Halle verschwand.
    »Wir gehen hier runter.«
    »Das hier ist die große Halle«, sagte Kerr. »Darunter liegt …«
    »Ja. Wir gehen zu dem heißen Wasser«, unterbrach Pard den kleineren Troll. »Ich kenne einen Weg, der uns von dort aus wieder weiter nach oben bringt.«
    »Es ist gefährlich«, gab Vrok zu bedenken.
    »Meinst du, die sind nicht gefährlich?«, fragte Pard kalt und deutete mit einer Klaue zurück. »Ich kenne diesen Weg, und umkehren können wir nicht!«
    Die Augen des großen Trolls blitzten kampfeslustig, aber keiner widersprach ihm. Also wandte er sich ab und führte seinen Stamm noch tiefer hinab.
    Tarlin und Sten blieb keine andere Wahl, als den Trollen zu folgen.

48
     
     
    V or sich konnte Flores Tamár sehen, der hoch aufgerichtet im Sattel saß, den Rücken durchgedrückt, jede Handbreit ein Marczeg. Der Regen schien ihm nichts auszumachen, so als perle er an Tamárs Gleichgültigkeit ab. Der Blick des Masriden war nach vorn gerichtet, auf die Zukunft, als hätte er all die Niederlagen und Entbehrungen des Jahres längst hinter sich gelassen. Aber Flores wusste, dass Tamár innerlich von Sorgen erfüllt war, die er lediglich vor seinen Untergebenen verbarg. Der Verlust seines Vaters, der Fall Turdujs, die Niederlage gegen Marczeg Laszlár, Odöns Verrat, dies alles hatte ihn schwer erschüttert und ihm sein Selbstvertrauen genommen.
    Direkt hinter dem Marczeg ritt ein Teil seiner Garde. Der Szarke Köves, Maiska und einige andere. In ihren Blicken konnte Flores erkennen, was sie auch in den Gesichtern der anderen Masriden und Szarken sah: Treue, ja sogar Hingabe. Flores wusste,

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