Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Knie. Seine Gliedmaßen wollten ihm kaum gehorchen. Er zwang sich, seine Augen auf seine Umgebung zu richten.
    Die Trolle schienen nicht von der Nähe des Dunkelgeistes beeinflusst zu sein. Jedenfalls standen sie alle noch aufrecht und blickten neugierig zu Elf und Menschen hinüber. Ein Husten schüttelte Sten, aber langsam kehrte die Kraft in seine Glieder zurück. Noch immer tönten in seinem Hinterkopf furchtbare Stimmen, sah er aus den Augenwinkeln verstörende Bilder, die verschwanden, wenn er sie genauer betrachten wollte. Die Höhle um ihn herum war fremdartig, die ganze Welt war dem Wlachaken unverständlich geworden, nur Viçinia blieb wirklich. Auf allen vieren kroch er zu ihr und ergriff ihre Hand. Tarlin kniete neben ihr und presste seine Finger auf ihre Stirn. Die Berührung holte auch sie zurück aus den grausamen, so wirklich scheinenden Albträumen, die auch Sten bis eben noch gefangen gehalten hatten. Als sie die Augen aufschlug, rollten Sten vor Erleichterung Tränen über die Wangen.
    »Macht eure Herzen kalt«, empfahl der Elf. »Füllt eure Gedanken mit Erinnerungen. Dann könnt ihr es leichter ertragen. Sein Atem ist stark, hier, wo er ruht.«
    »Anda war hier«, erklärte Kerr, der noch immer vor der wabernden Dunkelheit kniete. »Hier ist ihr Geruch. Und Blut. Ihr Blut und anderes Blut auch.«
    »Bringen wir es zu Ende«, bestimmte Pard grimmig. »Wir müssen uns beeilen; die anderen brauchen uns, wenn sie verfolgt werden.«
    Tarlin erwiderte nichts, sondern nickte lediglich und setzte sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden. Sein Gesicht war der alles Licht verschluckenden Dunkelheit zugewandt, deren Anblick Sten Schauer über den Rücken jagte. Schnell sah der Wlachake zu Viçinia hinüber, die schwach lächelte.
    »Du bist bei mir.«
    »Ja«, antwortete Sten leise. »Ich bin bei dir.«
    Ihr Lächeln drang in sein Herz und errichtete eine eiserne Festung gegen die Finsternis in seinen Gedanken. Vorsichtig richtete sie sich auf und blickte zu Tarlin hinüber, der unbeweglich wie eine Statue auf dem Felsboden saß.
    »Was tut er jetzt?«
    »Er versucht, die Verbindung zwischen Anda und dem Dunkelgeist zu kappen. Vielleicht spricht er mit dem Geist; er sagt, er könne die Stimmen der Geister hören, so wie ein Geistseher.«
    Nicht nur die Menschen, auch die Trolle starrten den Elfen an. Die gewaltigen Wesen versammelten sich schweigend um ihn, bis auf die Späher, die Pard in den Gängen postiert hatte. Auch Kerr hatte sich endlich umgedreht und kniete nun vor Tarlin. Er ließ den Elfen nicht aus den Augen. Die Züge des jungen Trolls waren angespannt, nur hin und wieder leckte er sich beunruhigt über Lippen und Hauer.
    Sten hatte Viçinias Hand ergriffen und schaute ebenso gebannt wie sie auf das undeutbare Schauspiel vor ihnen. Die Zeit verging, doch er konnte nicht sagen, wie lange sie schon warteten.
    Unvermittelt stöhnte Tarlin auf und sackte dann in sich zusammen. Als würde sein Körper von einer gewaltigen Kraft getroffen, wurde der Kopf des Elfen nach hinten geschleudert, und er schrie. Schrie wie ein weidwundes Tier, wie ein Sterbender; ein Schrei, der Sten durch Mark und Bein fuhr und andauerte, bis der Elf kraftlos zu Boden sank.

53
     
     
    D er Blick auf die aufgewühlte Erde des Hangs war niederschmetternd. Wohin sie auch schaute, überall sah Flores nur Schmutz, verdrecktes Wasser und Unrat. Selbst wenn die Soldaten die schützende Nähe des Lagers verließen, um sich zu erleichtern, blieben sie doch so nah, dass der Gestank inzwischen ein ständiger Begleiter war. Jetzt war Flores sogar für den Regen dankbar, denn das Wasser spülte den Schmutz und die Exkremente wenigstens nach und nach weg.
    »Er will uns mürbe machen«, murmelte Neagas neben der Voivodin.
    »Bei mir klappt das ganz gut«, erwiderte Flores leise und seufzte. »Er ist ein Bastard.«
    »Da habt Ihr wohl recht, Voivodin!«
    Flores’ Blick wanderte die Reihen der Krieger entlang zur Mitte, wo Masriden und Wlachaken Schulter an Schulter standen.
    Tamár hatte seine berittenen Krieger absitzen lassen, um die Linien des Fußvolks zu unterstützen. Der Marczeg stand vorn in der ersten Reihe, den Schild vor sich in die weiche Erde gerammt, den Helm in den Nacken geschoben. Sein scharf geschnittenes Profil war leicht zu erkennen. Offenbar schaute er hinab zu den Feinden, die sich in der Senke gesammelt hatten. Wie alle anderen auch wartete Tamár auf Marczeg Laszlárs Angriff. Die Drohung hing bereits den

Weitere Kostenlose Bücher