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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ihr Boot weiter, erreichte die Mauern der Stadt und schließlich die Einfahrt des Hafens, wo die Besatzung das Schiff mit langen Stangen in das Hafenbecken bugsierte. Auch hier war zu bemerken, dass die Stadt aus allen Nähten platzte. So gut wie alle Anlegestellen waren belegt, Offizielle liefen über die beiden Kais und dirigierten die Boote, während Arbeiter sie entluden und beluden. Waren verschiedenster Art aus allen Ecken des Landes wanderten in Lagerhäuser oder direkt auf den Markt der Stadt. Die geschäftige Betriebsamkeit stand in hartem Gegensatz zu der Apathie und dem Chaos vor der Stadt.
    »Nicht jeder hat im Krieg verloren«, stellte Flores angesichts der zahlreichen Handelswaren, die hier umgeschlagen wurden, trocken fest.
    Auch ihr Boot bekam Anweisungen von einem Lakaien des Hafenmeisters, und schließlich legte es mit einem Ruck am Kai an. Zunächst erschien es, als ob niemand ihrer Ankunft viel Beachtung schenken würde, doch dann bahnte sich eine kleine Gruppe von vielleicht einem halben Dutzend Personen einen Weg durch die Menschen. Am Kai angekommen, baute sich ihr blonder Anführer auf und musterte die Wlachaken an Bord. Der jugendlich wirkende Mann trug ein braunes Wams mit dem silbernen Greifen von Marczeg Gyula Békésar auf der Brust. Sein Haar war nach Art der Masriden sehr kurz geschoren, bis auf eine Locke am Hinterkopf, die bis über den Kragen seines Wamses fiel. Freundlich lächelnd wandte Viçinia sich an den Masriden: »Ich grüße Euch. Ich bin Viçinia cal Sares, Bojarin von Dabrân und Gesandte der Voivodin Ionna cal Sares.«
    Mit einer Verbeugung, die jedoch deutlich den Respekt vermissen ließ, begrüßte der Mann die Wlachakin: »Willkommen in Turduj, Bojarin. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet. Mein Herr, Marczeg Gyula, erwartet Euch.«
    »Sofort?«, fragte Viçinia überrascht.
    »Wenn ich bitten darf, ja.«
    »Das ist höchst ungewöhnlich«, antwortete die Wlachakin zögerlich und sah Flores an, die mit den Achseln zuckte. »Wir würden uns gern von der Reise erholen und uns vorbereiten.«
    »Dringliche Angelegenheit erfordern Eure sofortige Anwesenheit«, erklärte der Masride steif.
    »Nun denn«, erwiderte Viçinia und trat über die schmale Planke an Land, gefolgt von Flores und zwei weiteren Wlachaken, die als Sekretäre fungieren würden, sowie einer Handvoll Kriegern. Hinter ihr machte das halbe Dutzend Soldaten, das ihre Eskorte darstellte, sich bereit, ihnen zu folgen. »Könnt Ihr uns sagen, um was für eine Angelegenheit es sich handelt?«
    »Das ist mir nicht erlaubt. Mein Herr wird Euch sicherlich alles Nötige mitteilen.«
    Während Viçinia mit ihrem Gefolge durch die Straßen ging, zermarterte sie sich das Hirn, was der Grund für diesen eigenartigen Empfang sein mochte. Die letzten Nachrichten aus Turduj waren durchweg erfreulich gewesen: Der Marczeg schien um eine Einigung bemüht zu sein, und ein Abkommen schien in greifbarer Nähe.
    »Hier stimmt doch was nicht«, flüsterte Flores, und Viçinia nickte.
    »Sehr ungewöhnlich«, gab sie leise zurück. »Aber wir haben kaum eine Wahl.«
    Also folgten sie ihrem Führer, der sie durch breite Straßen vom Hafen bis zur Burg Zvaren geleitete, die sich fast genau in der Mitte der Stadt befand. Innerhalb der Stadtmauern sah es bedeutend besser aus als vor den Toren. Die Häuser und Straßen waren gepflegt, und gut gekleidete und wohlgenährte Bürger gingen ihren Geschäften nach. Keine Spur vom Krieg, Wlachaken und Masriden lebten in Turduj Seite an Seite. Nur die Soldaten, die überall patrouillierten und an den Kreuzungen standen, verrieten, dass es vielleicht doch nicht so ruhig war, wie es zunächst den Anschein hatte. Aber ihr Führer ließ ihnen nicht viel Zeit, sich die Stadt anzusehen, und schon bald erreichten sie das große Tor der Festung. Die Wachen ließen sie anstandslos passieren, auch wenn es mehr als nur einen neugierigen Blick gab. Die Feste selbst war kleiner als Burg Remis, so wie auch Turduj kleiner als Teremi war. Vor allem jedoch war die Festung viel jünger, sie war erst nach der Eroberung durch die Masriden errichtet worden. Dementsprechend waren die Gemäuer eckig und kantig, ganz anders als die eher runden Bauwerke der Wlachaken. Auf den Türmen standen Wachen mit braunen Waffenröcken, auf denen der silberne Greif zu sehen war.
    Ohne zu zögern, führte sie der blonde Masride in das größte Gebäude und durch zwei kurze Flure bis zu einem großen Saal, in dem ein hoher Thron stand.

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