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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gewünscht hat. Viçinia, er wird ganz sicher ein guter Vater sein. Obwohl …«, sagte Flores und ließ das Wort bedeutsam in der Luft hängen.
    »Obwohl was?«, fragte Viçinia hastig.
    »Obwohl, wenn so ein kleiner Racker mich plötzlich Tante nennt, müsste ich ihn wohl von der Burgmauer werfen«, erklärte die Söldnerin mit einem schiefen Grinsen und hob entschuldigend die Schultern.
    Lachend knuffte Viçinia die junge Frau und umarmte sie dann.
    »Danke.«
     
    Seit Viçinia Turduj das letzte Mal gesehen hatte, war die Stadt gewachsen. Vor den mächtigen, dicken Wehrmauern standen kleine, einfache Häuser, von denen viele so aussahen, als seien sie erst jüngst hastig zusammengezimmert worden. Nicht nur zwischen den Häusern, sondern auch auf dem Magy herrschte geschäftiges Treiben. Fischerboote trieben langsam in den Fluten, während Fähren und Lastkähne zu ihren Bestimmungsorten fuhren. Ihr eigenes Boot blieb nahe am Ufer und glitt langsam zwischen den anderen Schiffen hindurch. Niemand schenkte ihnen besondere Beachtung, auch wenn die Flagge, die über ihnen wehte, Ionnas Wappen zeigte.
    Zwischen den typischen flachen Kähnen der Masriden entdeckte Viçinia noch einige andere Boote der Wlachaken. »Sieh mal«, wies sie Flores darauf hin.
    »Vielleicht herrscht noch kein Friede, aber das hat die Kaufleute noch nie aufgehalten.«
    »Man sollte meinen, dass es sehr gefährlich ist, Handel zu treiben, nach allem, was passiert ist.«
    »Ist es auch«, pflichtete Flores ihr bei. »Was denkst du, womit ich und viele andere unser Geld verdienen? Aber es ist auch lukrativ, begehrte Waren zu transportieren. Solange Krieg droht, sind die Preise hoch.«
    »Es wird Zeit für Frieden. Obwohl das für dich ja nicht allzu einträglich wäre«, scherzte Viçinia.
    »Nein«, entgegnete Flores lachend. »Frieden schadet nicht. Solange Wlachkis so bleibt, wie es ist, wird man meine Dienste benötigen.«
    »Ah. Du meinst die finsteren Wälder?«
    »Nein. Eher die ebenso finsteren Halunken. Der Wald macht mir wenig Angst. Obgleich so mancher reiche Händler wohl auch deswegen Söldner anheuert.«
    »Sten sagt immer, dass die Leute weniger Angst vor dem Land als vor den Menschen haben sollten.«
    »Manchmal ist er ein schlauer Fuchs, mein Bruder. Das liegt übrigens in der Familie.«
    »Vermutlich«, pflichtete Viçinia ihr bei und blickte dann wieder zu der Stadt hinüber. Inzwischen waren sie nahe genug herangekommen, um Einzelheiten zu erkennen.
    Aus der Nähe entpuppten sich die Häuser des Außenbezirks hauptsächlich als armselige Hütten, die kreuz und quer gebaut worden waren und ein Gewirr aus Gassen und kleinen Straßen bildeten. Menschen in abgerissener Kleidung liefen zwischen den Gebäuden umher. Einige Kinder, die wenig mehr als Lumpen trugen, jagten unter viel Geschrei einen dürren, abgemagerten Hund vor sich her. Eine Handvoll Erwachsener saßen am Ufer des Magy, andere wuschen sich oder ihre Kleidung, ein paar Unverdrossene versuchten gar zu angeln. Manche wirkten teilnahmslos, als interessierten sie sich nicht mehr für diese Welt. Viçinia sah eine alte Frau in einem verdreckten Kleid, deren helle, trübe Augen ins Nichts starrten, und dann sah sie den Hass in der Miene eines Mannes. Ein Ruf ertönte, die alte Beleidigung der Masriden für die Wlachaken: »Lehmfresser!«
    »Flüchtlinge«, kommentierte Flores knapp. »Die Angst hat viele vertrieben. Zu Recht. Ionna mag gnädig gewesen sein, aber nicht alle ihre Untergebenen teilen ihre Meinung.«
    »Sie hassen unser Volk. Ob ihre Stimme beim Marczeg viel Gewicht hat? Es wird so schon schwierig genug, eine Einigung auszuhandeln.«
    »Vermutlich nicht. Das hier sind die armen Schlucker. Jene, die nichts besaßen oder ihr Hab und Gut zurücklassen mussten. Für den Herrn des Sireva dürften sie wenig mehr als Bettler sein. Viel gefährlicher sind diejenigen, die noch über Reichtum und Macht verfügen.«
    »Zorpads Fall hat viele Masriden mit sich gerissen. Du denkst, dass so manch einer auf neue Güter im Sadat spekuliert?«
    »Natürlich. Der Sadat ist groß, und nicht wenige Adlige der Masriden sind von dort vertrieben oder tot. Das weckt Begehrlichkeiten.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass Marczeg Békésar nicht auf diese Stimmen hört.«
    »Oder dass er genug Angst hat, dass es ihm sonst ebenso wie Zorpad ergeht. Auch hier leben viele Wlachaken.«
    Nachdenklich nickte Viçinia und sah die Unterkünfte der Geflohenen und Vertriebenen an.
    Gemächlich fuhr

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