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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Falten um seinen Mund hatten sich vertieft, die Augen wirkten eingesunken.
    »Wir wurden angegriffen«, erklärte Tamár und trank einen Schluck Wein, um Zeit zu gewinnen und seine Gedanken zu ordnen. »Von Trollen. In Bârlui. Oder vielmehr in den Ruinen von Bârlui.«
    »Was sagst du da? Von Trollen? Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher. Glaub mir, Vater, diese Monster kann man nicht verwechseln.«
    »Waren Menschen bei ihnen?«
    »Nein. Zumindest haben wir keine bemerkt«, berichtigte sich der junge Masride. Schweigen folgte dieser Aussage. Offensichtlich fehlten seinem Vater die Worte, und Tamár konnte ihn verstehen. Nach dem Fall von Marczeg Zorpad hatten die überlebenden Krieger, die an der Schlacht teilgenommen hatten, von den furchtbaren Kräften der Trolle berichtet. Angst war im Lande umgegangen, denn die Menschen fürchteten einen Angriff der Wlachaken und ihrer bestialischen Verbündeten. Die Masriden hatten sich gewappnet, doch der Angriff blieb aus. Stattdessen kamen Gesandte mit Friedensangeboten. Späher berichteten davon, dass die Trolle wieder in den Eingeweiden der Erde verschwunden waren und dass die Wlachaken ihr neu gewonnenes Land aufbauten, statt einen neuen Krieg vorzubereiten. Damals hatte Marczeg Laszlár Tamárs Vater beschworen, einen Feldzug für das Frühjahr zu planen, um den Wlachaken zuvorzukommen, doch das alte Misstrauen zwischen den Herrschern der Masriden hatte zu tief gesessen. Gyula traute Laszlár nicht mehr als den Wlachaken und fürchtete einen Verrat. So war die günstige Gelegenheit verstrichen. Wir hätten einen Pakt schmieden sollen. Wäre ich Marczeg gewesen, ich hätte die Möglichkeit genutzt und den Aufstand ein für alle Mal zerschlagen. Die Saat der Rebellion mit Stumpf und Stiel ausgerissen.
    »Wir mussten schwere Verluste hinnehmen. Die Kreaturen haben uns überrascht«, setzte Tamár seinen Bericht fort. »Ignác ist gefallen. Insgesamt habe ich nur fünf meiner Leute wieder mitgebracht. Der Rest ist tot oder vermisst.«
    »Das ist unwichtig. Hauptsache der Erbe unserer Linie ist zurückgekehrt«, erwiderte Marczeg Gyula mit einem Blick auf seinen Sohn und befahl dann einem Diener, die Mitglieder seines Kriegsrates zu rufen. Unwichtig?, dachte Tamár wütend. Wohl kaum, Vater. Dein Sohn hat versagt, viele seiner Untergebenen sind tot. Wie kann das unwichtig sein? Doch er behielt seine Gedanken für sich und sagte stattdessen: »Die Wlachaken werden ihre Monster gegen uns gesandt haben. Wir müssen uns auf einen Krieg vorbereiten. Wir brauchen mehr Soldaten im Norden, zum Schutz der Dörfer. Außerdem müssen wir den Westen sichern, denn von dort wird der Angriff kommen. Wir müssen Späher aussenden und …«
    »Wir werden die Lage mit dem Rat besprechen«, unterbrach ihn sein Vater. »Erfrisch dich erst einmal. Es ist wichtig, dass du bei der Ratssitzung nicht besiegt wirkst.«
    »Wir wurden geschlagen, Vater«, zischte Tamár, doch Gyula winkte ab.
    »Das darfst du nicht zeigen.«
    »Ja, Vater«, erwiderte der junge Masride gezwungen unterwürfig und verneigte sich. Dann drehte er sich rasch um und verließ den Saal, um den Befehlen des Marczegs zu folgen. In seinem Kopf aber jagten sich die Gedanken. Wir wurden geschlagen, ich wurde geschlagen, egal, was du dem Rat vorspielen willst. Wir müssen handeln und uns nicht in Spielchen um Ansehen und Macht verstricken. Sonst werden die Wlachaken uns genauso vernichten, wie sie Zorpad vernichtet haben!
     
    »Wir müssen angreifen!«
    Die wütenden Worte hallten in dem Saal noch ein wenig nach, während die anderen Ratsmitglieder schwiegen. Baró Odön blickte sich mit herausfordernden Blicken um, sein Gesicht war puterrot, und seine Hände waren zu Fäusten geballt. Der Szarke war kein großer Mann, doch seine Schultern waren breit, und er hatte einen massigen Leib, der ihn größer und bedrohlich erscheinen ließ.
    »Die Wlachaken fordern uns heraus, und wir sollen untätig bleiben?«
    Seufzend erhob sich Tamár und fixierte den Baró mit festem Blick. Immer noch steckte ihm die Müdigkeit in den Knochen, aber er musste sprechen. Erst als er sich sicher war, die ganze Aufmerksamkeit des Adligen zu besitzen, antwortete der junge Masride mit ruhiger Stimme: »Nein. Aber eine übereilte Aktion wird uns nur ins Verderben stürzen.«
    »Verderben?«, erwiderte sein Gegenüber höhnisch und sah sich Beifall heischend um. »Mehr Verderben als in Bârlui? Mehr Verderben als im Sadat?«
    »Ich lechze ebenso nach

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