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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Vergeltung wie Ihr, ehrenwerter Baró. Doch fürchte ich, dass die Sicherheit unserer Ländereien Vorrang hat.«
    »Dass Ihr Euch fürchtet, sieht man«, zischte der Adlige leise.
    »Was habt Ihr gesagt? Zweifelt Ihr an meiner Ehre?«
    Die Blicke der anderen Ratsmitglieder zuckten zwischen den beiden Streitenden hin und her. Tamár konnte ihre besorgten Mienen sehen, doch der Angriff des Baró ließ eine heiße Wut in ihm aufsteigen, die alle Vorsicht hinwegfegte. Unbewusst knirschte er mit den Zähnen, während er den Szarken grimmig anstarrte und auf eine Antwort wartete.
    Sein Gegenüber war jedoch noch nicht damit fertig, ihn zu reizen: »Eure Erlebnisse im Norden waren sicherlich schrecklich. Jeder würde verstehen, wenn Ihr …«
    Der Satz blieb unvollendet, doch die Beleidigung schwebte unausgesprochen in der Luft. Entschlossen stieß Tamár seinen hochlehnigen Stuhl zurück, der krachend auf den Steinboden fiel, und schritt um den Tisch. Mit erhobener Hand blieb er drohend vor dem Szarken stehen: »Wenn Ihr an meinem Mut oder an meiner Ehre zweifelt, steht es Euch jederzeit frei, mir dies ins Gesicht zu sagen. Dann können wir die Angelegenheit im Hof klären. Solltet Ihr jedoch nicht den Mumm dazu aufbringen, dann schweigt besser.«
    Stille folgte den Worten des Prinzen. Inzwischen hatte das Gesicht des Baró eine ungesunde Farbe angenommen, und alles Blut schien daraus gewichen zu sein. Mit einer beruhigenden Geste zeigte Odön seine leeren Hände und erwiderte vorsichtig: »Ich würde niemals den Sohn des Marczegs …«
    »Versteckt Euch nicht hinter meiner Abstammung und meinen Titeln!«, fiel ihm Tamár wütend ins Wort. »Dies ist eine Sache zwischen Euch und mir, der Marczeg hat nichts damit zu tun!«
    Hilfe suchend wanderte Odöns Blick zu Gyula, der mit unbewegter Miene auf seinem Platz saß und nicht zu erkennen gab, was er über den Vorfall dachte.
    »Ihr müsst mich missverstanden haben. Ich würde niemals Eure Ehre anzweifeln. Uns allen ist nur bewusst, dass Euer Gefecht in Bârlui eine grausame Angelegenheit gewesen sein muss.«
    »Das war es auch«, sagte Tamár. »Dennoch würde ich mein Urteil niemals davon trüben lassen.«
    Baró Odön nickte einlenkend, und Tamár wandte sich an die versammelten Berater seines Vaters. »Diese Wesen tauchen aus den verfluchten Tiefen der Welt auf, wie es ihnen beliebt. Unser Volk ist nicht vor ihren Übergriffen sicher. Wir können nicht zulassen, dass es diesen Monstern schutzlos ausgeliefert ist.«
    Mit von Zorn beseeltem Blick beschwor er den Rat: »Wir müssen unseren Feind ausspionieren, bevor wir kämpfen. Stürmen wir kopflos voran, werden wir wie Marczeg Zorpad enden. Und bis wir auf einen Krieg vorbereitet sind, müssen wir unser Volk beschützen!«
    Einige der Berater nickten begeistert, andere versteckten ihre Gefühle, aber Tamár spürte, dass die meisten die Weisheit seiner Worte erkannt hatten. Seit der Niederlage des mächtigen Marczegs des Sadats gegen Ionna wurden die Wlachaken manchmal zu unbesiegbaren Dämonen stilisiert. Deswegen schätzte Tamár Odöns Vorstoß durchaus, ihren Feinden diesen Nimbus der Unbesiegbarkeit zu nehmen, doch der Szarke war zu weit gegangen. Eine Offensive ohne Wissen um die Stärke des Feindes ist wahnwitzig. Vor allem, wenn unser eigenes Hinterland für die Angriffe der Trolle so offen ist.
    »Wohl gesprochen, Tamár«, ertönte Gyulas Stimme, und der Marczeg erhob sich. »Euer beider Worte geben uns einiges zu denken. Wir werden nun die Beratung unterbrechen und uns nach dem Mittag wieder hier versammeln.«
    Unter Verbeugungen verließen die Ratgeber den Saal. Schon unterwegs fanden sie sich zu Gruppen zusammen, um die beunruhigenden Neuigkeiten zu besprechen. Auch Tamár wollte den Saal verlassen, doch sein Vater rief ihn zurück. Erst als sie allein waren, begann der Marczeg: »Dein Vorgehen war riskant. Baró Odön ist ein mächtiger Mann. Er hat viele hinter sich, die einen Krieg gegen die Wlachaken befürworten. Ihn so zu brüskieren und bloßzustellen ist gefährlich. Du hast ihn beschämt, und das kann ein Anführer niemals dulden.«
    »Er hat sich selbst beschämt, als er es nicht wagte, seinen Worten Taten folgen zu lassen«, erwiderte Tamár abfällig.
    »Das wird er nicht so sehen. Im Übrigen ist es amüsant, euch beide zu beobachten, denn eigentlich decken sich eure Ziele nun einmal.«
    »Nur bedingt, Vater. Mein Interesse gilt dem Wohlergehen unserer Ländereien. Ein überstürzter Kriegszug

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