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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Feste von zahlreichen Fackeln erhellt war, hätte Tamár den Weg durch die altbekannten Gänge auch in tiefster Finsternis sicher gefunden. Der Saal war dunkel, nur zwei schlanke Kerzen brannten links und rechts des Thrones. Wie schon seit Beginn der Belagerung saß Gyula Békésar zusammengesunken auf seinem Herrschersitz und starrte dumpf vor sich hin. Die prächtigen Pelze, in die er gehüllt war, wirkten viel zu groß für ihn, als wäre er ein Kind, das in die Kleidung eines Erwachsenen geschlüpft war. Er hat Stadt und Feste innerlich längst verloren gegeben, erkannte Tamár, Szilas’ Krieger hatten ihn schon besiegt, bevor der erste Angriff kam!
    Dennoch neigte er vor dem Herrn des Landes sein Haupt und sagte: »Vater, deine Krieger brauchen dich.«
    Als würde er aus einem langen Traum erwachen, blickte Gyula hoch.
    »Wofür?«
    »Sie müssen dich sehen, Vater. Sie müssen sehen, dass du an uns glaubst. Nur so können sie weiterkämpfen!«
    »Ich will die Stadt nicht sehen. Nicht, wenn sie von diesen Hunden besudelt wird.«
    Der Tonfall der Stimme seines Vaters ließ Tamár aufhorchen. Unter der Resignation konnte der junge Masride noch das Feuer spüren, das in dem älteren Mann brannte.
    »Doch, du solltest es dir ansehen. Damit du es in Erinnerung bewahren kannst. Wenn Szilas vor dir kniet …«
    Ein lautes, freudloses Lachen unterbrach Tamár.
    »Vor mir kniet? Du beliebst zu scherzen, Sohn.«
    »Nein. Noch ist nicht alles verloren. Wir können die Tunnel benutzen, oder …«
    »Flucht? Ist es das, was dir diese beiden wlachkischen Schlangen raten? Ihre Worte sind pures Gift!«
    »Dann lass uns kämpfen, Vater!« Tamár schrie nun beinahe. »Lass uns die Feste halten, bis unsere Soldaten eintreffen! Wenn du es ihnen befiehlst, werden deine Krieger die Mauern bis zum Letzten verteidigen! Wenn du es nur befiehlst!«
    Vom Ausbruch seines Sohnes offenbar überrascht, blinzelte Gyula einige Male unentschlossen in das Licht der Kerzen. Zitternd vor Wut, Verzweiflung und Erschöpfung stand Tamár in dem großen, dunklen Saal. Das unruhige Flackern der kleinen Flammen ließ seinen Schatten an der Wand tanzen. Schließlich nickte Gyula.
    »Gib meinem Waffenmeister Bescheid. Er soll meine Rüstung und meine Waffen vorbereiten.«
    Mit einer tiefen Verbeugung wandte Tamár sich ab und ließ seinen Vater allein zurück. Trotz der guten Nachricht fühlte er sich nicht erleichtert, auch wenn sein Vater endlich beschlossen hatte, sein einsames Brüten zu beenden und seine Untergebenen wieder anzuführen. Denn noch immer hörte er gedämpft den Lärm aus der Stadt, die schier endlosen Schreie aus Kehlen, die morgen Früh zum Sturm auf die Burg rufen würden. Aber zumindest wird der Marczeg seinen Leuten Vertrauen geben. Vielleicht genügt es, um die Feste zu halten. Vielleicht geschieht ein Wunder, und der Entsatz kommt früher als erwartet. Krieg ist eine wankelmütige Herrin, und die Hoffnung stirbt stets zuletzt, wie die ungewaschenen Wlachaken gern sagen. Jetzt stahl sich doch ein Lächeln auf seine Lippen, und sein Schritt wurde beschwingt.
    »Köves! Sorg dafür, dass die Rüstung des Marczegs bereit gemacht wird! Wir werden diese Bastarde schon das Fürchten lehren!«

13
     
     
    D er Keller war tatsächlich so lichtdicht, dass die Trolle vor der Sonne geschützt waren und nicht in ihre todesähnliche Starre verfielen. Dennoch hatten die meisten der gewaltigen Kreaturen sich schlafen gelegt. Auch Sten spürte die Müdigkeit, die sich wie Nebel um seinen Geist legte. Wie schnell man sich doch wieder daran gewöhnt, am Tag zu schlafen, dachte der junge Wlachake und unterdrückte ein Gähnen. Jetzt ziehe ich noch einmal mit Trollen umher, dabei hatte ich gedacht, dass ich sie nie wiedersehen würde. Manchmal führt der Lebensweg über seltsame Pfade.
    Die Luft im Keller war feucht und kühl, eine angenehme Abwechslung nach der Wärme draußen. Es roch nach Erde, nach Trollen und nach Blut. In der Ecke lagen die Kadaver zweier Kühe, denen Pard scheinbar mühelos das Genick gebrochen hatte, bevor er sie in den Keller hinabgetragen hatte. Da Sten an die rauen Tischsitten der Trolle bereits gewöhnt war, hatte ihn das lautstarke Zerlegen und Verspeisen der Tiere nicht weiter gestört. Immerhin hatte Pard genug Feingefühl besessen, die ausgeweideten Tiere nicht einfach achtlos im Raum liegen zu lassen.
    »Gehen wir in die Stadt, wenn es dunkel ist?«, fragte Kerr plötzlich neben ihm und riss Sten damit aus dem

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