Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
schienen kurz davor zu sein, in Panik zu verfallen.
    »Wir decken den Rückzug im Norden!«, schrie Tamár deswegen, um ihrer Flucht einen Sinn zu geben. »Zu mir!«
    Einige liefen Hals über Kopf fort, doch viele scharten sich um den Prinzen, und während die Hörner den Befehl zum Rückzug gaben, führte er sie nach Norden, um den Resten der Truppen dort die Flucht zu ermöglichen. Doch die Überlebenden kamen ihnen schon bald entgegen. Und hinter ihnen die gewaltige Masse der Angreifer, die brüllend durch die Gassen und Straßen rannten und alles niedermetzelten, was nicht fliehen konnte. So blieb Tamár nichts anderes übrig, als die Versprengten aufzugeben und seine Krieger zur Feste zu führen, wo das große Tor hinter ihnen mit einem dumpfen Knall zuschlug.
    Der Weg hinauf auf den Bergfried erschien Tamár wie der Gang eines Verurteilten zum Richtplatz, begleitet vom Siegesgeheul seiner Feinde. Als der junge Masride aus dem Schatten des Aufgangs erneut in das Licht der untergehenden Sonne trat, konnte er die Angreifer sehen, die Tod und Vernichtung in die Straßen von Turduj trugen. Hier und da flackerten Brände auf, ganze Meuten von Soldaten hetzten einzelne Gestalten durch die Straßen, und schon bald wurden die Banner des Greifen gestürzt und durch den Drachen ersetzt. Wohin er sich auch wandte, überall bot sich Tamár das gleiche Bild der Zerstörung und des Untergangs. In seinem Inneren schrie alles danach, sich dem entgegenzustellen, seine Feinde zu töten und seine Stadt zu beschützen, doch er wusste, dass dies unmöglich war. Nichtsdestotrotz zuckten wilde Gedanken und Bilder seiner Rache durch seinen Geist, während er ohnmächtig zusehen musste, wie das Herz des Sireva, der alte Sitz seiner Familie, von seinen Feinden erobert, geplündert und verwüstet wurde. Wenigstens befand sich der Großteil der Bewohner in der Feste, für den Augenblick sicher vor den Übergriffen. In der Stadt waren nur versprengte Soldaten und die Uneinsichtigen geblieben, die auf die Gnade der Angreifer hofften. Aber die Stadt selbst war Tamárs Feinden nun schutzlos ausgeliefert.
    Köves musste den Zorn seines Herrn bemerkt haben, denn der Szarke neigte geradezu demütig das Haupt und sagte: »Vezét, Euer Vater sitzt im Thronsaal und gibt keine Anweisungen. Ihr solltet unsere Krieger befehligen.«
    Einen Herzschlag lang wollte Tamár den Mann anschreien, seine ganze Wut an ihm auslassen, doch dann hatte der Masride sich wieder unter Kontrolle.
    »Schafft die Verwundeten in den Innenhof. Jeder, der noch eine Waffe halten kann, soll auf die Mauer und die Türme. Ich denke nicht, dass sie heute noch einen Sturm versuchen, aber wir müssen vorbereitet sein. Sorg dafür, dass alle hier genug Essen und Wasser haben.«
    Sofort lief Köves hinunter in den Hof, um die Befehle zu überbringen. Erst jetzt bemerkte Tamár, dass sich nicht nur Soldaten auf dem Turm befanden, sondern auch die beiden Wlachakinnen. Mit einem gepressten Lächeln verneigte er sich ironisch vor ihnen. Doch statt des erwarteten Hohns huschte nur ein Ausdruck tiefer Sorge über das Gesicht von Viçinia cal Sares, während Flores anerkennend nickte.
    »Ihr habt Euch tapfer geschlagen, Prinz.«
    Die Unfähigkeit, etwas zu tun, und die plötzliche Ruhe nach den Kämpfen des Tages legten sich auf Tamárs Glieder, und er spürte die Erschöpfung stärker als zuvor. Mit steifen Schritten ging er zu den Wlachakinnen und sagte leise: »Vielleicht schreibt man das auf meine Grabplatte. Wenn ich nicht einfach irgendwo verscharrt werde.«
    Kaum dass er sie ausgesprochen hatte, taten Tamár seine Worte leid. Ein vorsichtiger Blick bestätigte dem jungen Masriden, dass keine der Wachen ihn gehört hatte.
    »Es ist ein Wunder, dass Ihr die Mauern überhaupt so lange halten konntet«, fuhr Flores scheinbar unbeirrt fort. Es juckte Tamár im Geiste, ihre scheinheilige Fassade zu durchbrechen, seinen Zorn zu beißendem Spott werden zu lassen und sie zu verletzen, aber es wäre den Aufwand nicht wert gewesen. Vielleicht war es auch die bleierne Müdigkeit, die von ihm Besitz ergriffen hatte, die ihn nur mit der Schulter zucken ließ. Was zählt schon ein Sieg über dieses Weib, wenn wir morgen alle tot sein werden? Er wäre ebenso hohl wie ihr Lob!
    »Prinz«, sprach ihn Viçinia an und riss ihn damit aus seinen düsteren Gedanken. »Wie sehen Eure Pläne aus?«
    »Pläne?« Tamár lachte bitter. »Wir werden kämpfen und die Feste halten. Oder kämpfen und

Weitere Kostenlose Bücher