Die Schlacht der Trolle
hast du recht. Trotzdem würde ich mir für meine Kinder wünschen, dass sie friedlicher aufwachsen als ich. Dass sie ihre Eltern kennenlernen dürfen … ich weiß nicht«, gestand Sten. »Es ist nicht einfach, ein Volk zu führen. Ich beneide Ionna nicht.«
Vorsichtig blickte Kerr sich um und flüsterte dann: »Ich Pard auch nicht. Es sind schlechte Zeiten, und ich wüsste nicht, was wir tun sollen. Pard scheint immer zu wissen, was richtig ist.«
Oder er spielt euch das nur vor, um eure Hoffnung am Leben zu erhalten, dachte Sten bei sich. Druan war ein schlauer Kopf, aber Pard denkt mehr mit den Muskeln als mit dem Hirn. Nur leider scheint mehr vonnöten zu sein als pure Kraft. Eigentlich brauchtet ihr einen Troll wie Druan nun mehr denn je.
»Wir werden einen Weg finden«, versicherte Sten, auch wenn er sich dessen keineswegs sicher war.
»Was Anda tut, ist falsch. Es schmerzt in jedem Knochen, es ist gegen die Welt«, erklärte der junge Troll mit einer Ernsthaftigkeit, die Sten frösteln ließ. »Es darf nicht weitergehen.«
Mit diesen Worten wandte Kerr sich ab und lehnte sich an die Wand. Hinter ihm konnte Sten Pard sehen, der ihn mit ernster Miene ansah. Das war ja geradezu philosophisch. Also ist den Trollen vielleicht doch mehr wichtig als nur ihr eigenes Überleben.
Kerrs Neugier erinnerte ihn an Roch. Hoffentlich blüht ihm nicht das gleiche Schicksal wie dem einhornigen Troll, dachte Sten, der sich mit Schaudern an Rochs Tod im Wald unter den Klauen der Zraikas erinnerte. Die großen Kreaturen waren ebenbürtige Gegner für die Trolle gewesen, und Roch hatte die Begegnung nicht überlebt.
Dieser und andere Gedanken hielten den jungen Krieger noch lange vom Schlafen ab, auch wenn sein Körper dringend danach verlangte. Aber schließlich driftete Sten doch in einen unruhigen Schlaf, der von wirren, Angst einflößenden Träumen beherrscht wurde.
Ein lautes Rufen weckte Sten. Jemand rief seinen Namen, aber es dauerte einige Augenblicke, bis der Krieger wieder wusste, wo er war. Sein Mund war trocken, und er hatte einen unangenehmen Geschmack auf der Zunge. Sein Körper fühlte sich warm und überhitzt an, und Sten spürte den Schweiß der letzten Tage auf seiner Haut. Um ihn herum kam Bewegung in die Trolle, die nun neugierig zu der Einstiegsluke emporschauten. Einige schliefen auch einfach weiter, aber Pard und Kerr sahen Sten fragend an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. Während er sich mit der Hand die Augen rieb, lief er die Treppe empor und hob die Falltür vorsichtig an. Im Inneren des Bauernhofes herrschte Zwielicht. Nur durch wenige Ritzen fiel Sonnenlicht herein, die Fenster und Türen waren verschlossen.
Wieder rief eine Stimme nach Sten. Diesmal weckte der melodische Klang Erinnerungen, aber bevor der Wlachake sich sicher sein konnte, wurde die Tür aufgerissen, und eine schwer gerüstete Gestalt zeichnete sich als dunkler Umriss im hellen Sonnenlicht ab. Während Sten überrascht nach seiner Waffe griff, ertönte aus dem Keller ein lautes Fluchen, gefolgt von einem »Weg mit dem Scheißlicht!«.
Als Sten bemerkte, dass die Gestalt keine Anstalten machte, näher zu kommen, schob er den halb gezogenen Dolch wieder in die Scheide zurück und gab der Falltür einen Tritt, der sie zufallen ließ.
»Ja?«, fragte er vorsichtig, die Hand auf dem Griff des langen Dolches. Doch der Gerüstete antwortete nicht, sondern trat zurück. Dafür schritt eine kleinere Person würdevoll durch die Tür. Ungläubig blinzelte Sten, aber als der rothaarige Mann aus dem Gegenlicht trat, erkannte der Wlachake sein Gegenüber ganz eindeutig.
»Sargan!«, rief er erfreut und trat auf den Dyrier zu, der lächelnd nickte. Bevor Sargan etwas sagen konnte, war Sten heran und umarmte ihn.
»Sei gegrüßt, Sten cal Dabrân. Du reist wieder mit Trollen, wie ich gehört habe und nun auch riechen kann?«
Sten konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ich hätte wohl gestern Nacht im Fluss baden sollen, aber du weißt ja, wie es ist: Wenn man selbst sauber ist, riecht man sie nur umso stärker.«
Er trat einen Schritt zurück und betrachtete den Dyrier, der in eine reiche, goldbestickte Robe gekleidet war.
»Du siehst gut aus. Meine Güte, deine Kleidung muss ein Vermögen kosten. Oder ist Gold im Imperium tatsächlich so reichlich vorhanden, dass jeder welches besitzt und es sich auf die Röcke näht?«
»Nein, auch in meiner Heimat ist dieses Gewand wertvoll«, erklärte Sargan und schlug bescheiden
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