Die Schlacht der Trolle
und es kam zu einem erbitterten Kampf, Krieger gegen Krieger.
Flores duckte sich links an einem Masriden vorbei, schlug eine Klinge zur Seite und stieß einem Feind die Spitze ihres Schwertes in die Brust. Kurz vor sich sah sie Tamár, der wild mit seinem Streithammer um sich schlug und die Feinde so auf Distanz hielt, während Köves - ruhiger als sein Herr - seine linke Flanke deckte. Hiebe links und rechts austeilend, sprang Flores vor an Tamárs rechte Seite. Gemeinsam trieben sie die Gegner zurück, die nun auch von der anderen Seite in Bedrängnis gerieten. Parieren, schlagen, ducken, Ausfallschritt, Deckung, zustoßen. Flores’ Instinkte übernahmen die Kontrolle über ihren Körper, all ihre Sinne waren rein auf diesen Kampf gerichtet, in dem jeder Fehler tödlich sein würde. Leichen lagen überall auf dem Wehrgang und stürzten zu beiden Seiten von der Mauer.
Unvermittelt brach die Moral der Angreifer zusammen. Anstatt weiter zu kämpfen, suchten sie ihr Heil in der Flucht.
tWährend sich Flores erschöpft an eine Zinne lehnte, sprangen Verteidiger mit langen Piken heran und schoben die Leitern von der Mauer. Auch Tamár war auf ein Knie gesunken und atmete schwer. Er kämpft unablässig, schläft seit Tagen kaum und ist verwundet, dachte Flores. Was immer man auch sonst über ihn sagen kann, das verdient Respekt.
Als hätte der Masride ihre Gedanken gelesen, sah er zu ihr auf und nickte ihr stumm zu. Da er sich auf den Streithammer stützte und aufrichtete, zuckte für einen Augenblick ein Ausdruck von Schmerz über sein Gesicht, doch als er stand, wirkte er wieder gelassen und selbstbewusst. Sein Blick huschte umher, als suche er etwas, dann schaute er eine Treppe in den Burghof hinab und runzelte die Stirn. Flores folgte seinem Blick und sah Marczeg Gyula, der gemessenen Schrittes von der Mauer fortging. Als Tamár seinem Vater hinterherlief, eilte auch Flores von der Mauer herab und gesellte sich an seine Seite. Der Marczeg schien seinen Sohn nicht zu bemerken, sondern ging einfach weiter in Richtung des Hauptgebäudes.
»Vater«, rief Tamár und schloss zu dem älteren Mann auf. Leise sagte der Prinz: »Warum gehst du? Wir haben das Gefecht gewonnen.«
Mit starrem Blick, der weder Tamár noch Flores galt, erwiderte Gyula Békésar leise: »Ich gehe nicht, mein Sohn. Ich bin tot.«
Als er den Arm hob, unter dem eine schartige Kerbe in der Rüstung zu sehen war, stockte Flores der Atem. Blut quoll in pulsierenden Schwallen aus der tiefen Wunde, färbte Rüstung und Beinkleider des Marczegs rot.
»Sohn«, begann der Masride, da versagten seine Beine, und er stürzte zu Boden. Tamár sprang vor und fing seinen Vater auf, dessen Hand suchend nach dem Gesicht des Prinzen griff.
»Lass nicht zu, dass unser Haus untergeht«, flüsterte Gyula, während sich ein Schleier über seine Augen legte. In Tamárs Gesicht arbeiteten die Muskeln, und er nickte langsam, doch kein Wort kam über seine zusammengekniffenen Lippen.
»Ich...«, begann der alte Mann erneut, doch was der Marczeg noch sagen wollte, konnte er nicht mehr aussprechen. Sein Kopf fiel kraftlos nach hinten. Während Tamár den Körper seines Vaters sanft auf den gepflasterten Boden gleiten ließ, stand Flores wie vom Blitz getroffen da, unfähig, etwas zu sagen. Soldaten liefen auf sie zu, Rufe nach einem Heiler wurden laut, doch Tamár stand einfach nur auf und blinzelte in das helle Sonnenlicht. Der Masride war so bleich, als habe er selbst den tödlichen Treffer erlitten. Vielleicht hat er das auch. Was weiß ich schon von ihm und seinem Vater?
Die Schreie der Schlacht wurden leiser, dann ertönte plötzlich ein lautes Krachen, das Flores herumfahren ließ. Ein Regen von Steinsplittern ging auf den Burghof nieder.
»Vezét!«, schrie Köves von der Burgmauer. »Die Ballisten! Sie schießen!«
Als sähe er die Festung zum ersten Mal, blickte Tamár hinauf zur Brüstung, wo sich metallene Haken in den Stein gekrallt hatten. Dann nahmen seine Augen wieder einen entschlossenen Ausdruck an.
»Kappt die Seile!«, befahl er. »Feuert auf die Geschütze! Bringt die Bastarde um! Schlachtet sie ab!«
Bevor die Verteidiger jedoch reagieren konnten, ging ein lautes Knirschen durch den Stein, das Flores tief im Bauch spüren konnte. Langsam, aber unaufhaltsam bewegten die getroffenen Zinnen sich, bogen sich erst nur wenig nach außen, um dann jedoch abrupt zu brechen und mit ohrenbetäubendem Lärm auf den Boden zu stürzen. Ungläubig starrte
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