Die Schlacht der Trolle
Euch zu gefährden.«
Mit einem freundlichen Nicken antwortete die Wlachakin, aber Flores spürte, dass es Viçinia missfiel, weiterhin die Rolle der Zuschauerin spielen zu müssen.
»Versammelt Eure Krieger, Nemes Flores, und trefft mich dann auf dem Torturm im Süden. Aber verschwendet nicht zu viel Zeit, Szilas wird keine Rücksicht darauf nehmen, ob Ihr anwesend seid oder nicht.« Mit einer höflichen Verbeugung in Viçinias Richtung wandte sich Tamár zum Gehen.
»Die Kämpfe werden lange genug dauern. Oder habt Ihr Angst, dass der Turm fällt, wenn ich nicht dort bin?«
Lachend schüttelte Tamár den Kopf und sah sich noch einmal um. »Ich kann nur hoffen, dass Eure Klinge ebenso scharf ist wie Eure Zunge.«
»Sogar noch schärfer«, flüsterte Flores verschwörerisch. Ihre Müdigkeit war mit einem Mal wie weggeblasen; das Feuer des bevorstehenden Kampfes rann durch ihre Adern und gab ihr ein Gefühl von Lebendigkeit, das sie in den letzten Tagen bitter vermisst hatte.
»Du kannst dein Schicksal wenigstens in die eigene Hand nehmen«, meinte Viçinia mit Grabesstimme, als die Masriden außer Hörweite waren, »während ich hier zurückbleiben soll, statt mit euch zu kämpfen. Du hattest vollkommen recht damit, dass Tamár ein arroganter Bastard ist.«
Flores blickte ihrer Schwägerin direkt in die Augen. Obwohl sie verstehen konnte, wie Viçinia sich fühlen musste, hieß sie die Entscheidung des Prinzen gut, wenn auch aus anderen Gründen.
»Wenn du bei der Verteidigung Turdujs stirbst, wird es keinen Frieden mit Ionna geben, und das Haus Békésar wird vernichtet werden, selbst wenn sie diesen Angriff überstehen«, sagte sie ungewohnt besonnen. »Und überdies: Wenn unsere Vermutung richtig ist und du wirklich schwanger bist, würde mein Bruder es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passiert, was ich hätte verhindern können. Vermutlich würde Sten das halbe Land in Schutt und Asche legen und jeden Masriden persönlich erschlagen.«
Sie schwieg einen Moment, um ihre nächsten Worte abzuwägen, und fügte dann hinzu: »Bleib hier, und sei es nur, um meine Haut zu retten. Wenn ich die Lage richtig beurteile, haben wir alle noch genug Kämpfe vor uns, bevor das hier überstanden ist.«
Wie tief in Gedanken hatte Viçinia bei Flores’ Worten eine Hand auf ihren Bauch gelegt. Ihre Streitlust schien mit einem Mal verflogen zu sein, und sie neigte den Kopf, um ihre Einwilligung zu zeigen. »An Euch ist wohl doch eine Diplomatin verloren gegangen, Nemes Flores.«
Die Söldnerin verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Wenn Sten schon Bauer werden kann, wer weiß, was aus mir noch wird?«
Die gerüsteten Wlachaken hielten sich auf dem Turm etwas abseits von Masriden und Szarken und wurden von diesen misstrauisch beäugt. Aber Flores achtete nicht auf die finsteren Blicke der Krieger; ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Angreifern, die immer noch Abstand zu den Wehrmauern hielten. Die Sonne war nun ganz aufgegangen, die Schatten wurden kürzer, doch noch war der erwartete Sturm nicht über die Feste Zvaren hereingebrochen.
Unvermittelt lösten sich einige Reiter aus dem Pulk, der sich um das Drachenbanner versammelt hatte. Provozierend langsam näherten sie sich dem Südtor und stoppten in einigen Dutzend Metern Entfernung. Überall auf der Mauer wurden Bögen gespannt, doch Tamár hob eine Hand, und die Pfeile blieben auf den Sehnen.
»Marczeg Gyula!«, rief eine klare Frauenstimme. »Wir bieten Euch eine ehrenvolle Kapitulation an! Die Stadt ist genommen, Ihr seid in eurer Burg eingeschlossen! Es ist an der Zeit, das Blutvergießen zu beenden!«
»Sicher«, knurrte Tamár leise und schüttelte den Kopf. »Sie überfallen unser Land und denken, dass wir einfach die Waffen strecken? Pah!«
Der Masride schien kurz davor zu sein, die Hand fallen zu lassen und so den Befehl zum Angriff der Bogenschützen zu geben, da ertönte von der Mauer die für Flores überraschend feste Stimme von Gyula Békésar.
»Euer Angebot ist nicht akzeptabel!«
Während die Belagerten in begeisterten Jubel ausbrachen, blickte Flores verwundert auf die Mauer hinab. Dort, zwischen seinen Soldaten, stand der Marczeg in voller Rüstung, hoch aufgerichtet und stolz, während seine Bannerträger den Greifen flattern ließen. Der Unterschied zu dem scheinbar gebrochenen, alten Mann, der die Wlachaken des Verrats bezichtigt hatte, war so frappierend, dass die Söldnerin scharf einatmete.
»Wenn ihr die Feste wollt, dann
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