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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ein Segen. Mitten im Kampf könnten wir uns sonst niemals ohne große Verluste zurückziehen.
    Endlich gab Köves das Signal, und Tamár atmete erleichtert auf. Um ihn herum liefen die Soldaten hinab in den Hof der Burg. Den ganzen Tag schon waren sie auf Befehl so oft in Deckung und außer Sicht des Feindes geblieben wie möglich. Auch Tamár ging hinab in den Hof. Zu seiner Überraschung waren nur noch wenige Pferde dort verblieben; offenbar hatten die meisten sich dank der Kunst ihrer Herren hinunter in die Dunkelheit führen lassen. Mit einem bitteren Blick auf die verbliebenen Tiere befahl der Marczeg heiser: »Schneidet ihnen die Kehlen durch«. Noch etwas, wofür Szilas bezahlen wird.
    Während die Vorhut in den Fluchttunnel lief, zückten einige Masriden ihre Waffen. Keiner sagte ein Wort. Tamár sah einen älteren Krieger, dem Tränen über das Gesicht liefen, als er seinem eigenen Kriegspferd sanft über die Nüstern strich, bevor er mit einem schnellen Schnitt den Hals des Tieres öffnete. Noch während das Pferd beinahe lautlos verendete, kniete der Krieger neben ihm und hielt den Kopf mit den weit geöffneten, panischen Augen in den Händen.
    »Vezét«, sagte Köves leise. »Wir sind bereit.«
    »Dann los«, erwiderte Tamár. »Ich bleibe bei der Nachhut.«
    Geordnet liefen die Soldaten in den Bergfried und die Treppen hinab, bis nur noch knapp ein Dutzend Männer und Frauen im Burghof standen. Gerade als der Marczeg den Befehl zum Aufbruch geben wollte, ertönten in der Stadt hektische Hornsignale. Wieder schlugen Geschosse in die Mauern ein, doch dazu ertönte diesmal ein Schrei aus vielen Dutzend Kehlen.
    »Sie kommen«, zischte Flores. »Zeit, zu gehen.«
    »Ja«, stimmte Tamár zu. »Also los, runter mit euch!«
    Die letzten Verteidiger stiegen in die Dunkelheit des Tunnels hinab und überließen Turduj endgültig seinem Schicksal. Ein letztes Mal blickte Tamár zu dem trutzigen Bergfried hoch, über dem die Sonne stand und gleichgültig auf das Gefecht hinabschien. Noch flatterte der Greif über der Feste, aber bald schon würden Szilas’ Soldaten ihr eigenes Banner aufrichten. Dies ist nicht das letzte Mal, dass ich als Herr über Turduj hier stehe, schwor sich der Marczeg. Dann wandte er sich ab und schritt aus dem Licht in den Schatten des Turms.
    »Wenn wir hindurch sind, dann reißt ihr die Stützbalken mit den Seilen ein«, wies er seine Krieger an und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt, anstatt dem bereits Verlorenen nachzutrauern. Hinter ihm liefen Viçinia und Flores, die fluchte, als sie in das kühle Wasser stieg. Den Schluss bildeten die fünf Soldaten, die den gefährlichen Auftrag hatten, den Tunnel an den bearbeiteten Stellen einstürzen zu lassen. Staub rieselte von der Decke, und die Balken knirschten gefährlich. Der Durchmarsch von Mensch und Tier hatte seine Spuren hinterlassen, doch bevor Tamár darüber nachdenken konnte, ertönte von draußen ein Krachen, da die Ballisten weitere Mauerteile zu Boden rissen. Ein Stein schlug vor Tamár ins Wasser, und er blickte beunruhigt an die Decke des Fluchttunnels. Ein langsames Knirschen hallte durch den Gang.
    »Vorwärts!«, brüllte der Masride und lief los. Dann stürzte die Welt um ihn herum ein. Steine brachen aus Wänden und Decke, Staub wallte auf, Erdreich fiel in dicken, schweren Brocken herab. Ein kopfgroßer Stein traf Tamár an der verletzten Schulter und trieb glühende Klingen des Schmerzes in seine Seite. Unwillkürlich stöhnte er auf. Er taumelte einige Schritt, da packte ihn eine Hand am Arm und zog ihn weiter.
    »Viçinia!«, schrie dicht neben ihm eine Frauenstimme, die Flores gehören musste, wie er benommen erkannte. Er sah über die Schulter. Die junge Wlachakin stand in einer Staubwolke. Um sie herum prasselten Steine zu Boden, doch sie beachtete diese nicht, sondern ging zurück in den einstürzenden Tunnel. Hinter der Frau konnte Tamár vor Staub und Dreck kaum etwas sehen. Einige undeutliche Gestalten kämpften sich vor, doch dann ging ein Geräusch wie ein Seufzen durch den Stein, und die gemauerten Steine der Decke und Wände brachen über die Letzten der kleinen Kolonne herein und begruben sie unter sich. Mit einem Satz war Tamár bei Flores und riss sie zurück. Ihr Schrei hallte in seinen Ohren, als Erde ihn zu Boden drückte und Steine auf seine Rüstung und den Helm prallten. Staub drang in seine Lungen und ließ ihn husten; das kalte Wasser durchweichte in wenigen Augenblicken seine

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