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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schnappte nach Luft.
    »Was ist denn?«, fragte der Marczeg alarmiert.
    »Nemes Viçinia ist wieder da. Sie will Euch sprechen, Vezét!«
    »Viçinia?«, stieß Flores hervor. »Warum das?«
    Ohne auf die Antwort zu warten, rannte die Wlachakin an Maiska vorbei und lief die Treppe hinab. Fragend sah Tamár die Masridin an.
    »Sie hat nur gesagt, dass sie Euch sprechen müsste.«
    »Gut. Köves, folge mir. Maiska, du bleibst hier. Wenn sich in den Linien unserer Feinde irgendetwas tut, egal was, gib mir Bescheid.«
    Mit einem ernsten Nicken bestätigte die Kriegerin den Befehl und trat an die Brüstung heran, während Tamár, gefolgt von Köves, ebenfalls hinab in den Hof lief. Dort stand tatsächlich Viçinia cal Sares. Nicht nur die Anwesenheit der wlachkischen Adligen verblüffte Tamár, sondern auch ihr Aussehen. Die Hälfte ihres schlichten Rocks fehlte, aus dem lockeren Zopf fielen ihr lange Strähnen ins Gesicht. Die Stiefel waren schmutzig und feucht, und an den Armen und Beinen hatte die Wlachakin Kratzer und Schmutzflecken.
    »Marczeg«, wandte sie sich an Tamár, kaum dass dieser durch die Pforte trat. »Wir sind zwar bis an das Ende des Tunnels gelangt, aber der weitere Fluchtweg wird von Feinden blockiert. Ich fürchte, die Flüchtlinge brauchen die Hilfe Eurer Krieger.« Ihre Stimme klang weitaus ruhiger, als es ihr Aufzug erwarten ließ. Ihre Neuigkeiten jedoch entlockten dem Masriden einen leisen Fluch. Warum kann nicht ein Mal ein Plan reibungslos funktionieren? Laut sagte er: »Wie viele und wo?«
    »Ein Trupp von über dreißig Berittenen. An der Furt des Ylt.«
    Tamár spürte den Blick, den Flores ihm zuwarf, doch er gab ihr nicht die Genugtuung, sie anzuschauen. Fieberhaft suchte er eine Lösung.
    »Vielleicht können wir Euch einige Bewaffnete mitgeben, dann könnt Ihr sie vertreiben.«
    »Vezét, wir haben kaum genug Krieger, um die Feste zu bemannen«, warf Köves ein, und Viçinia erklärte: »Wenn Szilas bemerkt, dass wir fliehen, wird er versuchen, Euch den Weg abzuschneiden. Entweder wir brechen gemeinsam durch, oder Euer Rückzug ist zum Scheitern verurteilt.«
    Sie hat recht, erkannte Tamár unwillig. W ird Szilas gewarnt, dann kann er uns den Weg nach Westen versperren.
    »Gut«, pflichtete er der Wlachakin bei. »Wir werden …«
    Weiter kam er nicht, denn vom Torturm rief Maiska: »Die Ballisten schießen wieder!«
    Der Aufschlag der schweren Geschosse verschluckte einen Teil der derben Ausdrücke, mit denen Tamár den gegnerischen Heerführer belegte, bevor er Köves befahl: »Schafft die Pferde in den Hof. Sobald sie alle dort sind, gib das Signal zum Rückzug. Solange sie mit ihren Ballisten angreifen, bemerken sie vielleicht nicht, dass wir die Feste verlassen!«
    Während Flores bei Viçinia blieb, lief Tamár zurück auf die Zinnen und begann, seine Soldaten leise auf den Rückzug vorzubereiten. Rückzug ist ein schönes Wort für eine Flucht, schoss es ihm durch den Kopf. Wenn wir mit Odön und den Truppen im Westen zusammentreffen, wird es Probleme geben. Der Szarke wird den Tod meines Vaters und den Verlust von Turduj nutzen wollen, um seine eigene Macht zu vergrößern. Als hätte ich nicht genug Schwierigkeiten!
    Der Blick des jungen Marczegs fiel auf die Drachenbanner, die auf den Türmen der Stadt wehten, und er ballte die Fäuste, ohnmächtig vor Zorn.
    »Soll ich über die Mauer laufen und allen Bescheid sagen, dass es bald soweit ist?«, fragte Maiska und riss den Marczeg so aus seinen düsteren Gedanken. Tamár wusste, dass es seine Aufgabe war, seine Krieger aus der Todesfalle der Feste hinauszuführen, und so nickte er knapp.
    Während die Verteidiger im Süden immer noch versuchten, die Ballistenschüsse abzuwehren, versammelten andere die Pferde im Hof. Zwar hatte sich Tamár im Gespräch mit Flores selbstbewusst gegeben, doch auch er ahnte, dass es unmöglich sein würde, alle Tiere dazu zu bewegen, in den finsteren, unbekannten Gang hinabzusteigen. Als Köves damit begann, die Pferde Kriegern zuzuteilen, rief Tamár ihm zu: »Führt sie zuerst durch.«
    Ein hastiger Blick über die Schulter zeigte Tamár, dass sein Befehl keine Reaktion bei den Angreifern ausgelöst hatte. Vermutlich konnten sie ihn genauso wenig verstehen, wie er die Befehle deuten konnte, die auf ihrer Seite gegeben wurden.
    Während Köves die Krieger mit ihren Pferden einzeln zum Bergfried lotste, beobachtete Tamár weiterhin die Angreifer. Die verfluchten Ballisten erweisen sich jetzt als

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