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Die Schlacht um den Planet der Affen

Die Schlacht um den Planet der Affen

Titel: Die Schlacht um den Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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als erster über den angeschmolzenen Schutt hinunter, da er hoffte, den Tunnel identifizieren zu können. Er schnüffelte die Luft, als er weiter vordrang. Sie hatte einen staubigen, muffigen Geruch; der Tunnel war alt und unbenutzt.
    Obgleich er früher des öfteren hier unten gewesen war, fand er sich anfangs nicht zurecht. Als sie die erste Kreuzung erreichten, machte er halt und zündete eine der mitgebrachten Fackeln an, um die Wände nach informierenden Hinweisen abzusuchen. Er ging hin und her, bis Cäsar ungeduldig wurde und fragte: »Du weißt, wo wir sind?«
    »Nun, ich denke, ja. Alles ist so verwahrlost und verfallen, daß man sich nicht leicht wieder zurechtfindet, aber dies muß der Tunnel unter der Lincoln Avenue sein. Dann ist die Archivabteilung zwei Blocks westlich von hier, an der Kreuzung Belmont Street und Ackerman Avenue. Wir brauchen den Archivraum mit der Nummer 4SJ.«
    »Dann führe uns schnell hin«, befahl Cäsar. »Vorwärts!«
    MacDonald nickte und ging einen der Korridore entlang, bis er eine Treppe erreichte, die zur nächsttieferen Ebene hinabführte.
    »Jetzt weiß ich, wo wir sind«, sagte MacDonald kurz darauf zu seinen Gefährten. »Meine Vermutung war richtig. Ich war oft hier, als die Stadt noch lebte.«
    »Von unserer Arbeit lebte«, knurrte Cäsar.
    MacDonald blickte ihn an, dann zuckte er die Schultern. »Sie haben bezahlt, Cäsar. Sie haben alle bezahlt.«
    Im flackernden Lichtschein der Fackel arbeiteten sie sich durch den Korridor vorwärts. Er war feucht und voller Schutt und Unrat. Cäsar und Virgil rümpften angewidert die Nasen, stapften aber mutig weiter über schleimige Schutthaufen und durch faulig riechende Wasserlachen. Der Geigerzähler tickte im Kontrapunkt zu ihren Schritten.
    »Tot«, murmelte MacDonald. »Tot ... alle tot.«
     
    Aber er irrte sich gründlich.
    Die Stadt war lebendig. Vielleicht nicht in dem Umfang wie vor neun Jahren, aber noch immer lebendig genug, um gefährlich zu sein. Noch tiefer unten in den Eingeweiden der Erde, tief genug, um sogar dem Inferno standzuhalten, das an der Oberfläche gewütet und den Rest der Stadt ausgetilgt hatte, war das für den Fall eines nuklearen Angriffs vorsorglich eingerichtete Nervenzentrum der Stadt, ihre Verwaltungs- und Befehlszentrale in Kriegszeiten. Durch die totale Katastrophe zwar überflüssig geworden, hatte dieses Nervenzentrum dennoch den Tod der Stadt überlebt und war zum Sitz einer absurden und geisterhaften Aktivität tief im Innern des verseuchten Kadavers geworden.
    Die Räume und Korridore waren ein Bild der Zerstörung und des Verfalls, teilweise eingestürzt, von Rissen durchzogen, abbröckelnd, ausgebrannt.
    Ähnlich war es um die Bewohner bestellt. Verkrüppelt, narbenbedeckt, verbrannt, von der radioaktiven Strahlung haarlos und hinfällig, vegetierten sie in rasch zusammenschmelzender Zahl unter der toten Stadt dahin.
    Ihr Anführer war Kolp. Er war aufgedunsen und bleich, mit wäßrigen Augen. Früher einmal war er Stellvertreter des Gouverneurs Breck gewesen, des Mannes, der Cäsars Eltern hatte einfangen und töten lassen. Kaum ein Jahrzehnt war seit jenen Tagen vergangen, doch Kolp hatte sich in dieser Zeit bis zur Unkenntlichkeit verändert. Die Strahlenkrankheit und das unterirdische Leben hatten sein Gesicht verwüstet; seine Hände zitterten, seine Bewegungen waren von Gelenkschmerzen behindert, seine Stimme klang heiser und fistelnd. Der Blick seiner unsteten Augen war ständig in Bewegung, als suche er in Ecken und Winkeln nach möglichen Bedrohungen. Er saß an einer staubbedeckten Konsole und betätigte ihre nutzlosen Schalter und Drucktasten.
    Er war nicht allein. An einer anderen Konsole in seiner Nähe saß eine Frau namens Alma. Sie war einmal eine Schönheit gewesen, und man sah es ihr trotz der zerstörerischen Strahlenkrankheit noch immer an. Aber in ihren Augen flackerte Hysterie, und unfähig, sich mit dem schrecklichen Zusammenbruch ihrer Welt abzufinden, flüchtete sie immer häufiger in eine fiktive Scheinexistenz, die nur für sie selbst Realität hatte. Diese Form von Bewußtseinsspaltung war die einzige Reaktion, die sie gegen Schmerzen und die resignierte Hinnahme des Todes schützte.
    Die Flucht aus der Wirklichkeit war für die meisten Bewohner der unterirdischen Stadt das einzige Mittel, sich zeitweilig der unerträglichen Wirklichkeit ihres Daseins zu entziehen. Kolp machte darin keine Ausnahme. Er pflegte sich gern einzubilden, daß die Stadt noch am

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