Die Schlacht um den Planet der Affen
Leben sei. Es machte ihm Spaß, und er veranlaßte Alma, das Spiel mitzuspielen – nur war es für Alma nicht länger ein Spiel. Sie glaubte daran, und selbst in ihren wachen Augenblicken fand sie es schwierig, die liebgewordenen Vorstellungen aufzugeben. Dann zog sie verwirrt die Stirn in Falten und fand sich nicht mehr zurecht. Warum gab es nicht mehr Leute, wenn die Stadt noch lebte? Warum gingen sie nicht hinauf ins Sonnenlicht und flanierten durch die Geschäftsstraßen? Gelegentlich ging sie solchen Gedanken nach, aber niemals zu weit, denn in dieser Richtung lagen die Wirklichkeit und der Wahnsinn, zu dem die wirkliche Welt geworden war.
»Alma«, sagte Kolp unvermittelt. »Verbinden Sie mich mit der Handelskammer.«
Dies war für Alma einer von jenen Augenblicken. Wie sollte sie die Aufgabe lösen? Ah ...
»Eine Kammer gibt es noch, Mr. Kolp, aber keinen Handel.«
»Ich weiß das«, knurrte er gereizt. »Ich möchte bloß mit jemandem sprechen. Irgend jemandem. Gibt es keinen Türsteher oder was?«
Alma wußte, wie das Spiel ging. Sie wandte ihm den kahlen Kopf zu, und ihr von Narben entstelltes, schlaffes Gesicht verzog sich zur Karikatur eines süßen Lächelns. »Es gibt keine Tür. Sie wissen das auch.«
Kolp grunzte verdrießlich. Manchmal konnte Alma einem auf die Nerven gehen.
»Hätte die Bombe den alten Gouverneur nicht getötet«, murmelte er, »dann hätte es bestimmt die Langeweile getan. Dies ist eine Geisterstadt. Es gibt nicht mehr genug Leute, daß es sich lohnen würde, sie zu führen. Nur noch Knochen sind übrig. Ich will sie mit Fleisch umhüllen.«
»Radioaktivem Fleisch?« sagte Alma. Sie wußte, was das bedeutete. Sie alle hatten Drogen genommen, die es ihnen möglich gemacht hatten, die auch in diesen unteren Ebenen intensive Strahlung der toten Stadt jahrelang zu überleben, wenn auch als menschliche Ruinen. Die Drogen beschleunigten den Regenerationsprozeß des Gewebes und halfen dem Körper, verbrannte Partien abzustoßen und durch nachwucherndes Gewebe zu ersetzen. Die Drogen verlängerten ihr Leben, aber sie machten sie nicht schöner.
Kolp reagierte nicht auf Almas Bemerkung; die meiste Zeit plapperte sie dummes Zeug.
»Wir haben kein Radio«, sagte sie gerade, »aber wenigstens sind wir aktiv.« Sie verlor sich wieder in Wortspiele. Kolp beschloß, sie davon abzubringen. »Verbinden Sie mich mit dem Chef der ...«
Aber plötzlich sagte Alma: »Mr. Kolp!« Ihre Stimme war ängstlich.
Er wandte den Kopf und sah sie an. »Hah?«
Sie zeigte auf ihre Konsole. Dort blinkte ein winziges rotes Licht. »Sehen Sie.«
Er stand auf und ging hinüber. Zu zweit betrachteten sie neugierig und verwundert das beharrliche Lichtsignal. Er durchsuchte sein Gedächtnis. »Was kann es bloß bedeuten?« murmelte er.
»Es ist ein Signal. Ein Warnsignal.« Stück für Stück gab die Erinnerung alte Kenntnisse frei.
»Sie meinen, es ist jemand in den oberen Tunnels?«
Sie befingerte wie in Benommenheit die Konsole, dann betätigte sie mehrere Schalter, um die Störung zu lokalisieren. »F 6«, sagte sie.
»Verständigen Sie Mendez«, sagte Kolp. »Nein, ich mache es selbst.« Er eilte aus der schuttübersäten Befehlszentrale, gefolgt von einer nervösen Alma. Sie rannte in kleinen Halbschritten hinter ihm, denn sie wollte nicht allein gelassen werden, nicht zu einem Zeitpunkt wie diesem, da etwas Neues und Bedrohliches ihr Gemüt beunruhigte.
Kolp bewegte sich schnell durch sein unterirdisches Reich. Die gelbliche Blässe seines Gesichts hatte in der Erregung einem Hauch von Rosa Platz gemacht, doch waren seine Bewegungen noch immer steif, ruckartig und behindert. Er überquerte einen Balkon über einer Arbeitsfläche, wo Strahlungsgeschädigte Männer und Frauen verschiedenen Tätigkeiten nachgingen.
Einige der verunstalteten Männer versuchten, eine Anzahl schwerfälliger grauer Militärfahrzeuge zu reparieren. Andere ölten und putzten Waffen und machten sie für zukünftige Gefechte einsatzbereit. Die Frauen sammelten und sortierten gewaltige Haufen von Konserven und Kleidung. Noch immer wurden täglich Suchtrupps ausgesandt, um die unterirdischen Teile der toten Stadt nach Brauchbarem durchzukämmen. Das Leben in den unterirdischen Ebenen war das Leben der Beutelratte und des Lumpensammlers. Nichts wurde in dieser Gesellschaft der Resteverwerter vergeudet. Die Menschen bewegten sich wie Gliederpuppen mit einer beinahe mechanischen Effizienz, der gleichen Art von willenloser
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