Die Schlacht um Tripple Sun
gegeneinander.
Der Kommandant der FLAMME DES GLAUBENS hatte sich für sein eigenes Leben vorgenommen, dass es von nichts anderem als der Inbrunst des Glaubens regiert werden sollte. Weder kleinschnäbelige Machtinteressen noch die Reize einer paarungsbereiten Eierlegerin sollten ihn davon abbringen!
Gor-Gan erhob sich vom Platz des Kommandanten. Der Blick seiner weit auseinander liegenden Augen, die einen Rundumblick von 270 Grad ermöglichten, aber nicht zur dreidimensionalen Raumsicht fähig waren, war auf den Panorama-Schirm konzentriert.
Die Schlacht in der Nähe des vierten Planeten dieses aus einer großen Zahl von Gasriesen bestehenden Systems war vorüber. Die schnabellosen Säugetierabkömmlinge hatten sich zurückgezogen. Nur drei Schiffe waren von der Flottille übrig geblieben. Die anderen hatten es nicht geschafft, die zum Eintritt in den Zwischenraum nötige Geschwindigkeit zu erreichen, bevor die Schiffe der Tanjaj sie abgefangen und vernichtet hatten.
Des Todes sind die Heiden und Ungläubigen, die wider Gottes Ordnung streiten , klang Gor-Gan die Überlieferung des Ersten Raisa im Ohr.
Ein namenlos gebliebener Komponist hatte daraus vor langer Zeit ein Lied geschrieben, das sich größter Beliebtheit erfreute, seit ein Chor von Tugendwächtern es neu aufgenommen und die Audiodatei ins Datennetz gestellt hatte.
»Kommandant, es sind keine Menschenschiffe mehr im Sektor«, berichtete der Ortungsoffizier. »Zumindest nicht in Reichweite der Abtaster. Alles, was von der Flotte der Schnabellosen geblieben ist, sind ein paar Trümmerstücke sowie Rettungskapseln, die bis vor wenigen Minuten noch automatische Peil-Signale abgesetzt haben.«
»Und jetzt nicht mehr?«
»Sie trieben alle auf den blauen Riesenmond von Planet IV zu. Entweder die Schwerkraft oder die Reibung mit der Methan-Ammoniak-Atmosphäre dürften dafür gesorgt haben, dass von ihnen nichts übrig blieb.«
»Das erspart uns die Arbeit, sie zu töten«, sagte Gor-Gan zufrieden.
Mitleid mit den Ungläubigen war unangebracht. Zumindest lautete die gängige Interpretation der Überlieferungen des Ersten Raisa so. Gottes Volk musste sich behaupten und hatte dabei das Recht und die Pflicht, ohne jede Rücksicht vorzugehen.
Der Funkoffizier meldete sich in diesem Augenblick zu Wort und verhinderte, dass die Gedanken des Kommandanten abzudriften begannen. »Kommandant, wir bekommen eine Botschaft des Oberkommandos.«
»Verbinde mich.«
»Es ist übrigens der Mar-Tanjaj persönlich.«
Ein leichter Schauder erfasste Gor-Gan. Wenn der Mar-Tanjaj – der Oberbefehlshaber der Glaubenskrieger und damit gleichzeitig auch einer der wichtigsten politischen Würdenträger des Heiligen Imperiums – sich persönlich an den Kommandanten einer Flottille wandte, musste es um eine Angelegenheit von hoher Priorität gehen.
Auf dem Panorama-Schirm erschien zunächst ein in verschnörkelten Ligaturen geschriebener Spruch aus den Überlieferungen des Ersten Raisa. Stark sollen die Waffenarme und Hack-Krallen der Gläubigen sein! Der Wahlspruch der Tanjaj. Die Ligaturen waren so miteinander verschmolzen, dass das Ganze wie ein sehr kompliziertes Emblem wirkte.
Der Mar-Tanjaj erschien dann.
Gor-Gan stieß ein Krächzen der Unterwerfung und des Respekts aus. Ob sein Funkoffizier den Kanal bereits freigeschaltet hatte, kümmerte ihn nicht. Es geschah reflexartig. Jeder Tanjaj war so konditioniert worden, dass er seinem Befehlshaber blind gehorchte und dessen Ansicht als von Gott gegebenen Auftrag begriff.
»Respekt und Ehre dem Mar-Tanjaj«, zitierte Gor-Gan eine der zweiundzwanzig Grußformeln, die zu verschiedenen Anlässen dem Oberbefehlshaber von einem einfachen Kommandanten entgegenzubringen waren.
»Respekt und Ehre auch dir«, erwiderte der Mar-Tanjaj überraschenderweise.
Gor-Gan unterdrückte ein Schaben mit den Schnabelhälften. »Gott allein bestimmt den Weg der Tanjaj«, murmelte er eine der traditionellen Formeln der imperialen Gotteskrieger.
Der Mar-Tanjaj nahm sich Zeit für seine Erwiderung. Zeit, die ihm angesichts seines Ranges auch zustand. »Dir gebührt Anerkennung für den Sieg in der Schlacht. Offenbar haben sich die Schnabellosen als leichte Gegner erwiesen.«
»Wen kann das wundern, da ihnen doch die Kraft des Glaubens fehlt.«
»Du sprichst wahre Worte, Kommandant Gor-Gan«, stimmte der Mar-Tanjaj zu. »Der Dank Gottes und der Gläubigen ist dir sicher. Du hast dich um die göttliche Ordnung verdient gemacht. Gott wird es
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