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Die Schlacht von Trident

Die Schlacht von Trident

Titel: Die Schlacht von Trident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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für ihn gefällt, als er noch ein Ei unter vielen in einem Gelege von Millionen gewesen war. Als es an der Zeit gewesen war, den vor vielen Dekaden verstorbenen Vorgänger auf seiner Position zu ersetzen, waren speziell dafür geschulte Priester ausgezogen und hatten nach dem einen Ei in dem einen Gelege gesucht, dass ihr neues religiöses Oberhaupt in sich trug. Dabei wurde vor allem auf eine ganz bestimmte Maserung der Eierschale geachtet. Gewicht und Größe spielten eine Rolle und noch viele weitere Faktoren, die zwar in den Schriften des Ersten Raisa festgelegt, aber streng unter Verschluss gehalten wurden. Dieses geheime Wissen blieb nur der Priesterschaft vorbehalten – wie so vieles, das noch in den Archiven des Tempels schlummerte, wie der Raisa wusste. Aber auch das interessierte ihn mit zunehmendem Alter und voranschreitendem Verfall seines Körpers nicht mehr sonderlich.
    Mit einem müden Krächzen versuchte er, sich jetzt ein wenig in seinem Sitz aufzurichten und signalisierte seinem Ersten Priester mit einem ungehaltenen Schnabelschaben, dass er genug gesehen hatte. Dabei sackte er wieder in sich zusammen.
    Es fiel ihm immer schwerer, würdevoll die Körperspannung zu halten, wie man es von ihm gewohnt war. Es wunderte den Raisa immer wieder, wie majestätisch er einst ausgesehen haben musste. Bilder aus jungen Jahren, wie er bei Militärparaden imposant den Schnabel in die Luft gereckt hatte, kursierten immer noch im Mediennetz und wurden als offizielle Pressefotos in Berichten verwendet.
    Jetzt entsprach nichts mehr an ihm dem jungen dynamischen Kridan, der er etwa vor einem halben Jahrhundert noch gewesen war. Ein jammervolles Bild des Elends starrte ihn nun an, wenn er in den Spiegel blickte, aber er hatte sich der Unausweichlichkeit des Todes schon vor Jahren ergeben. Er erwartete ihn in jeder Sekunde, die ihm noch blieb.
    Der Erste Priester bedeutete den Selif-Tanjaj, den fünf Anwärtern auf die Tempelpriesterposten aus dem Sandbad zu helfen. In einer Reihe stellten sich die jungen Kridan hintereinander vor dem Thron des Raisa auf, der nun über Wohl oder Wehe ihrer Zukunft zu entscheiden hatte.
    Der Erste Priester beugte sich zu ihm hinunter. »Soll ich Euch sagen, wie ich entschieden habe, Heiligkeit?«
    Der Raisa stieß zustimmend die Luft aus und ließ den ersten Kandidaten vortreten.
    »Angenommen«, flüsterte der Erste Priester in die Ohröffnung seines Obersten.
    Der Raisa trillerte matt eine Zustimmung. Die Erleichterung des jungen Kridan war ihm, trotz der geforderten Beherrschung in der Nähe des Raisa, anzusehen. Unter Verbeugungen und Ehrenbekundungen zog er sich zurück und ließ den nächsten Anwärter vor.
    »Angenommen«, flüsterte der Erste Priester erneut. Wiederum verkündete der Raisa akustisch, dass dieser Priester diesen Teil der Aufnahmeprüfung bestanden hatte.
    Die nächsten beiden Kandidaten hatte der Erste Priester durchfallen lassen. Eine Begründung äußerte er dem Raisa gegenüber nicht, aber was blieb ihm anderes übrig, als der Entscheidung zuzustimmen? Immerhin waren seine Augen nicht mehr die besten, und wenn sein Stellvertreter und Sprecher, der ihn nun auch schon über fünfzehn Jahre auf seinem Weg begleitete, obwohl er beinahe um die Hälfte jünger war als er selbst, einen Fehltritt beim rituellen Sandbad beobachtet hatte, so war er geneigt, dem Glauben zu schenken.
    Also stieß er zwei Mal ein ablehnendes Krächzen aus und schickte zwei Priester mit hängenden Schnäbeln zurück in ihre Tempel, irgendwo auf Kridania oder auf ein Kriegsschiff, auf dem sie dienten.
    Der letzte Bewerber hatte wieder das Wohlwollen des Priesters, also stimmte auch der Raisa zu, diesen Kridan in die Tempelgemeinschaft aufzunehmen – falls er sich bei den weiteren ihm auferlegten Prüfungen als würdig erwies.
    Dann war dieser offizielle Termin erledigt, und noch während er von sechs Dienern mit seinem Thron aus dem Meditationsraum getragen wurde – die Haltestangen konnten durch spezielle Öffnungen in dem Sitzmöbel geschoben und dieses auf diese Art und Weise angehoben werden – schlief der Raisa vor Erschöpfung ein.
     
     
    Als er wieder erwachte, befand sich der Raisa bereits wieder in seinen privaten Räumen. Ein Diener war gerade dabei, ihm die offizielle Robe auszuziehen und ihn mit einem wärmenden Überwurf anzukleiden. Er fühlte sich ein wenig erfrischt und erfreulich klar im Geiste. Diese Phasen wurden in letzter Zeit immer seltener und rissen ihn nur noch

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