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Die Schlacht von Trident

Die Schlacht von Trident

Titel: Die Schlacht von Trident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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mein Freund, bald ist es wieder um meinen Verstand geschehen und du kannst wieder schalten und walten, wie es dir beliebt.
    »Was du nicht sagst!«, knurrte der Raisa also ungehalten. Lauernd taxierte er seinen Priester, gab ihm das Gefühl, ganz besonders unter Beobachtung zu stehen.
    Es ist nie von Vorteil, wenn sich ein Stellvertreter seiner Sache zu sicher ist!
    »Bei der morgendlichen Besprechung der aktuellen Ereignisse war ich wohl etwas, äh, abgelenkt«, sagte der Raisa im Plauderton. »Würde es dir etwas ausmachen, mich noch einmal auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen?«
    Der Erste Priester deutete eine Verbeugung an. »Natürlich nicht, Eure Heiligkeit!«
    »Dann beginne mit den wichtigsten Ereignissen zuerst. Um die Nebensächlichkeiten können wir uns auch später noch kümmern.«
    »Ganz wie Ihr wünscht, Heiligkeit! Mit Eurer Erlaubnis …?«
    Der Priester deutete auf einen der kridanischen Physiognomie angepassten Sessel.
    »Bitte, setz dich doch«, bat der Raisa amüsiert. Es belustige ihn, den sonst so selbstbewussten Stellvertreter so unterwürfig zu erleben.
    Der Erste Priester zog den Sessel heran und nahm in einer verkrampft wirkenden Stellung darauf Platz. Dann begann er mit seinem Bericht.
    »Eure Beliebtheit, Heiligkeit, ist beim kridanischen Volk ungebrochen. Auch wenn Ihr Euch weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habt, fühlen sich die Kridan unter Eurer Führung sicher und geborgen. Euer ungebremster Tatendrang, die Göttliche Ordnung im Universum zu etablieren, ist jedem, vom Küken bis zum Greis, ein Vorbild.«
    Der Raisa kniff die Augen zusammen. »Das ist erfreulich«, bemerkte er, »aber nicht unbedingt eine Neuigkeit.«
    »Natürlich nicht, Heiligkeit!«, beeilte sich sein Stellvertreter zu sagen. »Aber Ihr hättet den Jubel in den Straßen erleben sollen, als Euer Befehl zum finalen Schlag gegen die Solaren Welten durch den Mar-Tanjaj öffentlich gemacht wurde.«
    Der Herzschlag des Raisa hatte sich schlagartig verdoppelt. »Ich habe was befohlen?«
    Der Erste Priester lehnte sich verwirrt zurück. »Die endgültige Unterwerfung der Menschheit, eure Heiligkeit!«, wiederholte er. »Der Mar-Tanjaj war vor etwa einer Woche bei Ihnen und hat den Einsatz mit Ihnen besprochen. Wissen Sie das nicht mehr?«
    Der Stellvertreter Gottes unter den Kridan kratzte sich mit den Krallen am Schnabelansatz und dachte nach. Kleine Hornschuppen rieselten auf den Überwurf. »Natürlich!«, erinnerte er sich jetzt. Das alles schien den Tatsachen zu entsprechen. Er wusste noch, wie er in der letzten Woche Besuch vom Obersten der Krieger bekommen hatte, und sich dieser mit ihm unter vier Augen zu unterhalten wünschte.
    Worum es dabei gegangen war, daran erinnerte er sich nicht mehr genau. Er wusste nur, dass ihm das, was der Mar-Tanjaj gesagt hatte, überaus logisch erschienen war und er am Ende ein Schriftstück unterzeichnet hatte.
    War es der Befehl zum Angriff auf die Menschen gewesen?
    Nun, wenn das so war, dann konnte er zufrieden sein! Beinahe hätte er schon nicht mehr geglaubt, so lange am Leben bleiben zu können, wie es noch dauerte, die Schnabellosen endgültig zu besiegen. Wenn man den aktuellen Berichten Glauben schenken konnte – selbst wenn sie von den Tanjaj mit Sicherheit auf die eine oder andere Weise beschönigt worden waren – dann sah es an der Front besser denn je für sie aus.
    »Der Plan des Mar-Tanjaj ist perfekt!«, bemerkte der Raisa an seinen obersten Priester gewandt. Er dachte gar nicht daran, ihm mitzuteilen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, welche Taktik der oberste Krieger der Kridan ausgeheckt hatte, um den Menschen beizukommen. »Wir werden im Namen Gottes den Sieg erringen!«
    »Das werden wir, Heiligkeit!«, nickte der Erste Priester beflissen. »Euer Triumph wird gewaltig sein!«
    Und wahrscheinlich mein letzter … , fügte der Greis in Gedanken hinzu. Ganz in Ordnung ist es ja nicht, dass der Mar-Tanjaj diese Entscheidung quasi ohne mich gefällt hat. Aber so war es schon immer … Wenn die Macht des Raisa schwindet und die Priester die Staatsgeschäfte übernehmen, fürchten die Tanjaj um ihre Stellung und versuchen, ebenfalls ein paar Körner der Futterschale zu erhaschen.
    Aber allzu große Sorgen machte sich der Raisa nicht, dass der Mar-Tanjaj faktisch die komplette Führung der Kridan übernehmen konnte. Dazu hatten die Priester doch viel zu viel Ansehen in der Gesellschaft und würden bald wieder im Fokus der Aufmerksamkeit

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