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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erreicht hatten. »Haltet sie auf! Erschießt sie! Sie dürfen nicht entkommen!« Charity verschwendete keine Zeit mehr damit, über den Sinn dieser Worte nachzudenken. Sie fuhr herum, riß ihren Laser von der Schulter und gab zwei kurze Feuerstöße ab. Sofort schoß auch Skudder. Sie trafen nur eines der Tiere, das lautlos verendete, aber die grellen Laserblitze schienen den Ratten nicht unbekannt zu sein, denn sie ließen mit einem erschrockenen Quieken ihre Beute fallen und stoben in heller Panik davon. »Was soll das?« fragte Hartmann erbost. Sein Blick wanderte unsicher zwischen Kyle und der Front zottiger, verdreckter Gestalten hin und her, die mit erhobenen Waffen einen Halbkreis um ihn und den Megamann bildeten. »Was...« »Halten Sie den Mund!« unterbrach ihn Kyle grob. »Sie wollen nichts von uns. Sehen Sie das denn nicht? Selbst bei der herrschenden Dunkelheit konnte Charity sehen, wie Hartmann erbleichte. Aber Kyles Worte machten ihn nicht nur wütend - er war auch verwirrt. Wie Felss und Lehmann, der sich mittlerweile wieder auf die Knie erhoben und seine Waffe an sich gerafft hatte, hatte auch er sein Gewehr auf die Barbaren gerichtet. Aber er zögerte, abzudrücken. Aus dem Wald kamen jetzt weitere Krieger. Charity schätzte ihre Zahl auf mindestens fünfzig. Selbst mit ihrer überlegenen Bewaffnung standen ihre Chancen nicht besonders gut, einen Kampf mit dieser Übermacht zu bestehen. Aber die Barbaren rückten nur langsam näher, die Waffen drohend erhoben und einen grimmigen Ausdruck auf den Gesichtern. Schließlich lösten sich vier Gestalten und traten mit erhobener Waffe auf Skudder und Charity zu. Skudder hob drohend sein Lasergewehr, senkte den Strahler dann aber wieder und trat hastig einen Schritt zur Seite, als klar wurde, daß Charity und er gar nicht das Ziel der vier Krieger waren. Mißtrauisch traten die Barbaren zwischen ihnen hindurch und näherten sich den Kokons, die die Ratten bei ihrer Flucht fallengelassen hatten. Einer davon war aufgeplatzt; eine ölige, farblose Flüssigkeit quoll heraus und versickerte im Boden. »Was ist das?« murmelte Charity. »Rühr dich nicht!« sagte Kyle erschrocken. »Sie wollen nur die Eier. Sie wollen nichts von uns.« »Eier?« Kyle deutete auf die beiden pulsierenden Kokons. Charity begriff erst jetzt, was sie vor sich hatte. Was die vier Ratten erbeutet hatten, war nichts anderes gewesen als die Kokons, aus denen die jungen Ameisen schlüpften und die diese Krieger aus irgendeinem Grunde beschützten. Verwirrt, aber auch fasziniert von dem Anblick, der sich ihr bot, sah sie zu, wie zwei der Barbaren neben dem aufgeplatzten Kokon auf die Knie sanken und mit vorsichtigen Bewegungen begannen, die zerrissene Hülle weiter zu öffnen. Darunter kam eine relativ kleine, spinnengliedrige Ameisengestalt zum Vorschein. Sie bewegte sich zuckend. Ihre Glieder, die noch weich und biegsam waren, als beständen sie aus Gummi, peitschten durch die Luft und trafen einen der Männer. Trotzdem zuckte er nicht einmal zurück, sondern wich nur mit einer geschickten Bewegung den schnappenden Mandibeln der jungen Ameise aus und hob sie unter sichtlicher Anstrengung in die Höhe. Die beiden anderen untersuchten in der Zwischenzeit den zweiten Kokon und atmeten erleichtert auf, als sie feststellten, daß er nicht beschädigt war, Charity senkte endgültig ihre Waffe. Sie hoffte, daß die Barbaren die Bedeutung der Geste begriffen. Wortlos sahen sie zu, wie die vier Männer den Kokon und die junge Ameise zurücktrugen und wieder hinter den Reihen der anderen verschwanden, doch machten die Barbaren keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Charitys Blick wanderte aufmerksam über die Gesichter der zerlumpten Gestalten. Unter all dem Schmutz waren es ganz gewöhnliche menschliche Gesichter - bis auf die Augen. Es waren seltsame Augen, deren Blick sie verwirrte. Sie glaubte plötzlich zu wissen, warum Hartmann und seine Begleiter solche Angst vor diesen Gestalten hatten. Diese Männer und Frauen vor ihr waren ... unheimlich. Sie waren Wilde, die auf ein fast steinzeitliches Niveau herabgesunken waren. Aber ihre Augen waren nicht die Augen von Wilden. Ein geheimes Wissen lag in ihnen. »Verschwinden wir von hier«, flüsterte Hartmann. »Solange sie noch friedlich sind.« Kyle rührte sich nicht, und Charity schüttelte hastig den Kopf. Sie spürte, daß sie jetzt nicht gehen konnten. Sie würden es nicht zulassen. Langsam, mit klopfendem Herzen und

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