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Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Hand mit gespreizten Fingern auf die Brust. »Jared«, sagte er. Seine Stimme klang ungelenk; das Sprechen schien ihm Mühe zu bereiten, als wäre es etwas, das er vor langer Zeit einmal gelernt, aber niemals gebraucht hatte. »Jared?« wiederholte Charity. »Ist das ein Name?« Der Mann nickte. Seine Hand deutete in westliche Richtung. »Kommen.« »Wir sollen mit euch kommen?« vergewisserte sich Charity. »Kommen«, wiederholte Jared. »Das geht nicht«, sagte Charity vorsichtig. »Wir können euch nicht begleiten.« Erneut deutete Jared nach Westen, diesmal mit einer ungeduldigeren, fast befehlenden Geste. »Kommen«, sagte er zum dritten Mal. »Wir sollten tun, was sie verlangen«, sagte Skudder. »Wir sollten sie über den Haufen schießen!« sagte Lehmann haßerfüllt. »Solange wir es noch können!« Charity warf ihm einen zornigen Blick zu. »Halten Sie endlich den Mund, Sie Idiot!« sagte sie. »Begreifen Sie denn nicht, daß sie jedes Wort verstehen?« Lehmann lachte gehässig. »Sie begreifen nicht, womit wir es hier zu tun haben«, antwortete er böse. »Es sind Tiere. Wahrscheinlich hat Sie Ihr neuer Freund gerade zum Essen eingeladen. Aber wir werden die Mahlzeit sein.« »Kyle«, sagte Charity ruhig, »wenn er noch einmal den Mund aufmacht, dann schlag ihn nieder.« Lehmanns Augen sprühten vor Zorn, aber er wagte es nicht mehr, etwas zu sagen, sondern blickte nur Charity und Kyle haßerfüllt an. Charity wandte sich wieder an Jared. »Wir sollen euch begleiten?« Jared nickte. Er deutete wieder nach Westen. »Kommen«, sagte er und ruderte mit den Armen. Charity lächelte flüchtig. »Du meinst schnell.« Jared nickte und deutete nun in die andere Richtung. »Kommen«, sagte er. »Bald.«

Kapitel 9
    Was ihn am meisten erstaunte, war der Umstand, daß er sich an keine Schmerzen erinnerte. Er hatte einen grellen Blitz wahrgenommen und ein ungeheures Dröhnen und Bersten, und er hatte wie in Zeitlupe gesehen, wie die schwere Stahltür vor ihm auseinandergerissen wurde und die Splitter seinen Anzug durchbohrten. Aber keine Schmerzen hatte er gespürt, auch kein Entsetzen, obwohl er in diesem Moment mit unerschütterlicher Sicherheit davon überzeugt gewesen war, zu sterben. Stone war nicht gestorben, und doch erinnerte er sich an das Gefühl, aus seinem Körper herausgelöst worden zu sein und durch einen langen, finsteren Tunnel zu gleiten, einen Schacht, an dessen Ende ein gleißendes, unsagbar schönes Licht wartete. Aber dann hatte etwas ihn zurückgeholt. Er erinnerte sich nicht, wie er wieder an Bord des Gleiters gekommen war. Seine nächste Wahrnehmung war das starre Gesicht Luzifers gewesen, das sich über ihn beugte, und dünne, lange Nadeln hatten sich in seinen Körper gebohrt. Danach war er in eine tiefe Bewußtlosigkeit gefallen, in der ihn Alpträume und sinnlose, schreckliche Visionen geplagt hatten. Er spürte, daß er nicht allein war. Eine hochgewachsene, schlanke Ameisengestalt stand neben seiner Liege und hantierte mit vier Armen an den Schaltern eines kompliziert aussehenden Gerätes, das neben seinem Bett aufgestellt war. Eine Unzahl dünner Drähte und Schläuche war mit seinem Körper verbunden. Luzifer bemerkte, daß Stone erwacht war, und wandte den Kopf. Für einen Moment bildete sich Stone ein, ein schadenfrohes Glitzern in seinen faustgroßen Facettenaugen zu erkennen. »Was ist passiert?« fragte er. Er erschrak, als er den Klang seiner eigenen Stimme hörte. Viel mehr als alles andere verriet er ihm, wie es um ihn stand. »Versuchen Sie nicht, sich zu bewegen«, antwortete Luzifer. »Reden Sie nicht. Sie sind sehr schwer verwundet worden.« »Das weiß ich«, murmelte Stone. »Was war los? Was...« »Eine Falle«, sagte Luzifer. »Eine Falle?« wiederholte Stone stöhnend. »Ihr Idioten! Wozu habt ihr all eure Wundermaschinen? Könnt ihr nicht einmal eine ferngelenkte Bombe aufspüren?« »Das können wir«, antwortete Luzifer ungerührt. »Der Sprengkörper wurde nicht ferngezündet. Sie ließen einen ihrer Männer zurück, der ihn von Hand auslöste.« Stone schloß mit einem neuerlichen Stöhnen die Augen. Für einen Moment wußte er nicht, was schlimmer war - der Zorn über das, was geschehen war, oder das Entsetzen über die Vorstellung, daß sich einer dieser Narren selbst in die Luft gejagt hatte, nur um ein paar Ameisen mitzunehmen. »Wie schlimm ... ist es?« fragte er mühsam. »Sehr schlimm«, antwortete Luzifer, im kalten,

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