Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schlafende Armee

Die schlafende Armee

Titel: Die schlafende Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
seelenlosen Tonfall einer Maschine. »Ihr Körper wurde irreparabel geschädigt.« Es dauerte eine Sekunde, bis Stone begriff, was sein Adjutant meinte. Erschrocken riß er die Augen auf und starrte die riesige Ameise an. »Irreparabel...?« »Es besteht kein Grund zur Sorge«, beruhigte ihn Luzifer. »Wir befinden uns bereits auf dem Rückflug nach New York. Die Ausrüstung an Bord dieses Schiffes reicht, die notwendigen Lebensfunktionen Ihres Körpers bis dorthin aufrechtzuerhalten.« »Heißt das, daß ich ... verkrüppelt bin?« fragte Stone entsetzt. Luzifer antwortete in seiner ausdruckslosen Maschinensprache: »Nein. Die Schäden sind nicht zu beheben. Sie bekommen einen neuen Körper.« Es dauerte ein paar Momente, bis Stone begriff, was er da gehört hatte. Voller ungläubigem Entsetzen starrte er die Ameise an. »Einen neuen Körper...« Er hatte davon gehört, daß es den Invasoren möglich war, einen Körper nach einer beliebigen Vorlage wieder aufzubauen. Doch die Maschine, deren Wirkungsweise er selbst einmal mit eigenen Augen beobachtet hatte, begnügte sich nicht damit, ein perfektes Duplikat eines Körper herzustellen. Sie transferierte die gesamte Persönlichkeit, das Bewußtsein und jede Erinnerung in den neuen Körper. Und das bedeutete, dachte Stone entsetzt, daß sie seine Gedanken kennen würden. Alles, was er jemals gefühlt und gedacht, alles, was er jemals gesagt und getan hatte. Und das wiederum bedeutete, daß sie erfahren würden, daß er sie verraten hatte.
     
    *
     
    Das Lager der Barbaren lag am Ufer eines breiten, ruhig dahinfließenden Flusses. Hier und da ragte noch ein Mauerrest aus den glitzernden Fluten, die im bleichen Sternenlicht wie ein Spiegel aus schwarzem Teer wirkten; da und dort .waren noch die Reste einer Uferbefestigung zu sehen, aber zumeist wurde das Flußufer nur von wucherndem Grün beherrscht. Dabei war das Ufer keineswegs unbewohnt. Schon während des zweistündigen Marsches waren immer mehr Männer und Frauen zu ihnen gestoßen, so daß die Zahl ihrer Begleiter noch weiter angewachsen war. Und was jetzt vor ihnen lag, war eine Stadt, auch wenn man schon sehr genau hinsehen mußte, um sie zu erkennen. Die Barbaren schienen zum allergrößten Teil unter der Erde zu leben - Charity erkannte nur einige wenige, aus Laub und Zweigen provisorisch errichtete Hütten, dafür aber eine große Anzahl sorgsam getarnter Löcher im Boden. Sie wurden zu einem dieser Einstiege geleitet, hinter denen sie das fanden, was Charity erwartet hatte: den Keller des Gebäudes, das früher einmal hier gestanden hatte. Es war ein riesiger, rechteckiger Raum, der von Hunderten von Fackeln erleuchtet wurde. Charity blieb unwillkürlich stehen, als sie den Fuß der Treppe erreichten. Sie sah, wie Hartmann und die beiden anderen erschrocken zusammenfuhren und nach ihren Waffen griffen. Doch führten sie ihre Bewegung nicht zu Ende. Zu ihrer aller Überraschung waren sie nicht entwaffnet worden, aber sowohl der Hopi als auch Kyle schienen einzusehen, wie wenig ihnen ihre Waffen gegen die erdrückende Übermacht nützen würde, der sie sich gegenübersahen. In dem gewaltigen Kellergewölbe hielten sich Hunderte von Eingeborenen auf: Männer, Frauen, Kinder und Alte, die in kleinen Gruppen an brennenden Lagerfeuern saßen, auf Bündeln aus Lumpen und Laub lagen und schliefen oder redeten und aßen, oder auch Dinge taten, deren Bedeutung Charity verborgen blieb. Während sie quer durch den riesigen, unterirdischen Saal geführt wurden, hob sich dann und wann ein Gesicht und warf ihnen einen desinteressierten, flüchtigen Blick zu, und einmal folgten ihnen zwei Kinder einige Schritte weit, bis ihre Begleiter sie mit herrischen Gesten vertrieben. Die Situation kam Charity immer unwirklicher vor. Die Vorstellung, daß niemand von ihrer Gefangennahme auch nur Notiz nehmen sollte, ergab einfach keinen Sinn. Sie wurden in einen kleinen, türlosen Raum auf der Rückseite des Kellers gebracht, wo ihnen Jared wortlos, aber sehr gestenreich bedeutete, daß sie hier zu warten hätten. Zu Charitys Überraschung blieben weder er noch einer seiner Begleiter bei ihnen zurück. Als die Barbaren verschwunden waren, stürzte Hartmann auf sie zu. »Bravo, Captain Laird!« sagte er scharf. »Das war wirklich eine strategische Meisterleistung. Ich beginne allmählich zu begreifen, wie die USA den Krieg gegen die Invasoren verlieren konnten!« Charity wollte antworten, aber Kyle kam ihr

Weitere Kostenlose Bücher